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0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
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zu suchen! Er muss da gewesen sein, aber ihr Trottel wart zu dumm, ihn zu erwischen! Himmel, ein einziges Mal in meinem Leben habe ich mich auf die Polizei verlassen, und dann erlebt man prompt eine Pleite!«
    Er stemmte sich hoch. Wir beobachteten ihn gespannt, als er quer durch das Zimmer ging. Er nahm den Telefonhörer ans Ohr und wählte bedächtig.
    Es dauerte lange, bis sich sein Gesprächspartner meldete.
    »Hallo, Bully«, grüßte Jackson freundlich. »Hier ist Jackson - ja, natürlich, der alte, gute Jackson, du Esel. Knurr nicht erst, weil ich dich aus dem Bett geholt habe. Wenn’s nicht wichtig wäre, hätte ich es nicht getan. Hör zu, Bully! Du ziehst dich jetzt sofort an und treibst ein paar tüchtige Burschen auf. Wie du das machst, ist deine Sache. Und dann kommst du mit ihnen her - ja, in meine Wohnung. Nein, die ist noch immer an der alten Stelle. Wenn das Haus in den Hudson gefallen wäre, hätte es ja vermutlich in der Zeitung gestanden. Also hast du kapiert, was du tun sollst?«
    Wir konnten das laute Knurren hören, das aus dem Hörer drang. Jackson hielt ihn vorsorglich ein Stück vom Ohr weg und wartete, bis die Stimme wieder Ruhe gab.
    »Quatsch nicht, Bully, zieh dich an. Ich brauche dringend ein paar gute Gorillas um fnich herum. Ich fürchte, es können gar nicht genug sein, natürlich bezahle ich euch. Wenn ich’s nicht täte, würdet ihr ja meinem Bruder glatt die Arbeit abnehmen. - Was? Ja, du hast schon richtig gehört, ich sprach von meinem Bruder. Aber das erzähle ich dir, sobald du hier bist! Und wenn du weniger als fünf gute Männer mitbringst, sind wir die längste Zeit Freunde gewesen. Also beeil dich!«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel und wandte sich uns wieder zu. Er war kreidebleich. Fürchtete er wirklich die Rache seines Bruders? Oder spielte er uns nur etwas vor?
    An eine andere Möglichkeit dachten wir damals noch nicht.
    ***
    Sie wollte zum Telefon. Er erwischte sie im letzten Augenblick noch am linken Oberarm. Das Mädchen warf sich herum und trommelte mit den Fäusten gegen seine breite Brust. Ruth schien die Nerven zu verlieren.
    »Ruth!«, sagte Bill, »Ruth, um Him-' mels willen, so hör mir doch zu! Ruth! Ruth, du sollst mir zuhören!«
    Er schüttelte sie.
    Das Mädchen stieß einen leisen Schrei aus, aber sie kam wieder zu sich.
    »Ruth«, wiederholte er eindringlich, »um alles in der Welt, nimm dich zusammen! Wenn du den Kopf verlierst, machst du alles nur noch schlimmer! Hör zu! Du meldest dich, als ob nichts geschehen sei, verstanden?«
    »Aber…«
    Wieder gellte schrill die Klingel des Telefons. Sie starrten hinüber zu dem grünen Prinzesstelefon, das die New York Telephone Company als ihr hübschestes Modell pries, aber sie blickten es an wie ein drohendes Ungeheuer. Als es verstummte, sagte Bill Morich hastig: »Halte den Hörer so, dass ich mithören kann, hast du verstanden? Aber gib durch nichts zu erkennen, dass du nicht allein bist! Ruth, bitte, nimm dich zusammen und tue, was ich dir gesagt habe! Los, nimm den Hörer!«
    Sie schien plötzlich wie gelähmt. Ihre Augen waren ängstlich geweitet.
    Als das Telefon zum vierten Mal klingelte, zog Bill das Girl zum Apparat, nahm den Hörer ab und drückte ihn in ihre Hand.
    Endlich kam wieder Leben in Ruth.
    »Ja?«, sagte sie heiser. »Rutherford. Was ist denn?«
    Er packte ihre Hand, die den Hörer hart ans Ohr drückte, und drehte sie so, dass er mithören konnte.
    »Spreche ich mit Ruth Rutherford?«, fragte eine raue, offensichtlich verstellte Stimme, von der man höchstens sagen konnte, dass es wahrscheinlich die Stimme eines Mannes war.
    »Ja«, sagte das Mädchen, räusperte sich und fuhr mit einer halbwegs normalen Stimme fort: »Wer spricht denn dort?«
    »Das tut nichts zur Sache«, krächzte die unnatürliche Stimme. »Sind Sie allein?«
    »Erlauben Sie mal!«, rief Ruth empört, und Morich fragte sich einen Augenblick verwundert, ob sie so gut spielte oder ob sie wirklich empört war.
    »Sie sind allein?«, wiederholte die Stimme ungeduldig.
    »Selbstverständlich!«, erwiderte Ruth in einem Ton, der jeden Zweifel ausschloss.
    Unterdessen hatte Bill Morich in aller Eile einen Briefumschlag hervorgezogen und den Druckstift zur Hand genommen. Schnell führte er den Stift über das Papier.
    »Sie haben eine Schwester, Miss Rutherford«, sagte die unnatürliche Stimme, es war eine Feststellung.
    »Was soll das?«, fragte Ruth.
    »Unterbrechen Sie mich nicht dauernd. Hören Sie gut zu!

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