Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0328 - Wir legten einen Köder aus

0328 - Wir legten einen Köder aus

Titel: 0328 - Wir legten einen Köder aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir legten einen Köder aus
Vom Netzwerk:
Die Haustür steht halb offen, und der Maurer ist hineingegangen, aber eben sind zwei Schüsse gefallen! Da - noch einer!«
    Ich hörte nicht mehr zu. Der Hörer flog auf die Gabel, und wir stürmten zur Tür.
    ***
    »Du bist noch hier?«, fragte Ruth Rutherford erstaunt.
    Bill Morich rieb sich die übernächtigten Augen. Er saß am Tisch und nickte müde.
    »Ja. Ich wollte dich lieber nicht allein lassen, Ruth.«
    Das Mädchen erhob sich vom Bett, wo es in Kleidern eingeschlafen war.
    Sie ging zu ihm und streichelte scheu seine kräftige, sonnengebräunte Hand.
    »Danke, Bill. Du bist sehr lieb.«
    »Schon gut, Ruth. Wie fühlst du dich?«
    »Wie erschlagen. Wie spät ist es denn?«
    »Neun Uhr oder so. Wenn ich meine Uhr abends nicht gestellt habe, zeigt sie morgens etwas an, das nicht viel mit der hiesigen Ortszeit gemeinsam hat. Aber es muss gegen neun sein.«
    »Um Himmels willen, Bill! Wir…«
    »Mach dir keine Sorgen. Das ist bereits erledigt. Ich habe mit Macintosh telefoniert und ihm gesagt, dass wir ein bis zwei Stunden später kommen würden, vorausgesetzt, dass du überhaupt kommen könntest.«
    »O weh! Und das bei Macintosh! Wie schlimm war es?«
    »Überhaupt nicht. Er zeigte volles Verständnis.«
    »Du hast ihm doch nicht den wahren Grund gesagt?«
    »Aber nein. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich heute früh abholen wollte und dich krank vorgefunden hätte. Also musste ich mich um dich kümmern, denn du hast ja sonst niemanden. Das sah sogar der alte Macintosh ein.«
    Ruth Rutherford schüttelte den Kopf.
    »Du in meiner Wohnung, und Macintosh weiß es! Er wird entsetzt sein.«
    Ruth Rutherford senkte den Kopf. Ihre Hände breiteten sich zu einer Geste rührenden Hilflosigkeit aus.
    »Bill, ich bin nicht so widerstandsfähig, wie du vielleicht glaubst«, gestand sie verzweifelt. »In Wahrheit versuche ich seit Monaten, mich meiner Umgebung mehr und mehr anzupassen. Es ist nur, weil ich ziemlich am Ende bin, Bill. Ich muss jeder möglichen Auseinandersetzung ausweichen, weil ich keine Kraft mehr habe. Seit fünf Jahren arbeitete ich für Ethel und mich, und Ethel sollte es in der Schule und in ihrem kleinen privaten Dasein an nichts fehlen. Aber ich fürchte, ich habe meine Kräfte überschätzt, Bill. Ich bin ziemlich fertig, um die Wahrheit zu sagen.«
    Morich zog sie dicht an sich heran. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, bis er in ihre großen, blauen Augen blicken konnte.
    Oh ja, er hatte es längst gewusst. Dieses zarte, blasse Gesicht war auf eine bestürzende Art durchsichtiger und durchsichtiger geworden. Und jetzt noch diese furchtbare Sache mit Ethel…
    »Macintosh hat nicht mehr viel zu melden«, sagte er langsam, und das Lächeln um seinen Mund verstärkte sich. »Gut, er war zu lange in der Firma, als dass man ihn abhalftern könnte. Also ist er die Leiter rauf gepurzelt. Gestern Nachmittag wurde es ihm mitgeteilt. Er ist jetzt stellvertretender Vizepräsident - das bedeutet, er darf die Briefe unterschreiben, die bei den kommandierenden Generälen nicht mehr zur Unterschrift kommen. Aber ins Geschäft lassen sich die hohen Herren nicht reinreden, das kennst du doch. Also hat Macintosh überhaupt nichts mehr zu sagen.«
    Für ein paar kurze Minuten war es ihm gelungen, ihre Aufmerksamkeit von dem einen Problem abzuwenden. In ihren Augen erschien ein schwacher Glanz von Interesse.
    »Ein Glück, dass wir ihn los sind«, seufzte sie. »Er konnte einem das Dasein zur Hölle machen. Es hat mich immer gewundert, wie du es neben ihm aushalten konntest.«
    »Ich habe ein dickes Fell, Ruth. Dicker als deines, viel dicker. Dick genug für uns beide.«
    Sie ließ ihren Kopf an seine Brust sinken und schloss die Augen. Am liebsten wäre sie endlos lange so stehen geblieben.
    »Schlaf nicht ein!«, murmelte er dicht an ihrem Ohr.
    Sie hob den Kopf. Blauschwarze Bartstoppeln umrahmten die untere Hälfte seines Gesichts.
    »Du siehst aus wie ein Seeräuber«, sagte sie zärtlich. »Gar nicht wie ein respektabler Angestellter.«
    »Direktor!«, verbesserte er.
    Sie zog die Augenbrauen zusammen.
    »Direktor?«, wiederholte sie. »Was: Direktor?«
    »Ich bin jetzt Direktor«, sagte er. »Ich sitze an dem Schreibtisch, den Macintosh bis gestern hatte. Die ganze Halle hört seit heute auf mein Kommando.«
    Ihr Mund blieb offen stehen. Morich griff in seine Jackentasche. Er brachte ein kleines Etui zum Vorschein.
    »Jetzt weißt du hoffentlich, warum ich gestern unbedingt mit

Weitere Kostenlose Bücher