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033 - Das vertauschte Gehirn

033 - Das vertauschte Gehirn

Titel: 033 - Das vertauschte Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter T. Lawrence
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wenn wieder alles ruhig geworden ist. Wo soll ich jetzt hin? Gibt es überhaupt ein sicheres Versteck für mich? Ich weiß es nicht genau, aber ich weiß, daß ich hier nicht bleiben kann. Plötzlich kommt mir eine Idee, und endlich weiß ich, was ich zu tun habe.
    Ich werde dem Doc eine Falle stellen.

    Reif lag auf den Bäumen und überzog die Wiesen mit einem weißen, leicht grau schimmernden Schleier. Der ganze Green-Park sah unwirklich aus wie die Zeichnungen in einem Märchenbuch. Mr. Harrens blieb stehen und deutete in das Geäst eines hohen Baumes. Fünfundzwanzig Augenpaare folgten seinem Blick. Fünfzig Kinderaugen starrten die reifüberzogenen Äste an.
    „Nun?“ fragte Mr. Harrens, ohne seine Schüler dabei anzusehen. „Wer kann mir sagen, was das für ein Baum ist?“
    Schweigen.
    Mr. Harrens seufzte.
    „An dem Tag, an dem wir das durchgenommen haben, wart ihr mal wieder alle krank, was? Tom Check! Weißt du, was das für ein Baum ist?“
    Der Kleine schüttelte den Kopf. „No, Sir. Es sind ja kaum Blätter dran.“
    „Auch ohne Blätter kann man es ganz deutlich erkennen. Milly, kannst du sehen, um welchen Baum es sich handelt?“
    Die blauen Kinderaugen richteten sich auf das Gesicht des Lehrers und blicken ihn treuherzig an. „Ein Ahornbaum“, antwortete sie zögernd. „Ich glaube schon, das es ein Ahornbaum ist, Mr. Harrens.“
    „Es ist eine Kastanie. Himmel, ich hoffe, ihr könnt wenigstens eine Kartoffel von einem Apfel unterscheiden.“
    Mr. Harrens ging weiter, und die Schar der Kleinen trottete mit roten Gesichtern und kalten Nasenspitzen hinter ihm her. Er blieb an einem Strauch stehen, der dürr und trocken aus dem Wiesenboden herauswuchs.
    „Dies ist ein Ginsterbusch“, erklärte er. „Weiß jemand wie Ginster aussieht, wenn er blüht?“
    „Gelb!“ antwortete man im Chor.
    Eine alte Frau schlurfte über den Weg und blieb neugierig bei den Kindern stehen.
    „Kluge Kinder“, lobte sie. „Es ist gut, wenn man sich in der Natur auskennt. Man interessiert sich viel zu wenig dafür. Dabei ist sie so wichtig, die Natur.“
    Mr. Harrens nickte der Alten einen Gruß zu und lächelte freundlich. Dann gefror ihm das Lächeln im Gesicht. Blitzschnell hatte die Alte ein Kind am Arm gepackt, schob ihm den Mantelärmel in die Höhe und vergrub ihre Zähne im Unterarm des kleinen Mädchens. Das Kind brüllte vor Schmerz auf und sank dann ohnmächtig auf den Boden. Gellendes Kindergeschrei, entsetzte Gesichter. Ein paar rannten schreiend davon, während die Alte erneut nach einem Kind griff.
    Für Sekunden hatte Harrens wie benommen dagestanden. Er glaubte zu träumen, aber als die Alte schmatzend und kauernd den kleinen Tom an sich riß, der ihr mit aufgerissenen Augen in das zerfurchte Gesicht starrte, kam Leben in ihn. Mit zwei, drei Sprüngen war er bei dem Kleinen, stieß die Alte zurück, der das frische Blut aus den Mundwinkeln lief. Die Frau fauchte wie ein bösartiges Tier, kam geduckt auf ihn zu und bleckte dabei ihr schreckliches Gebiß.
    „Lauft!“ schrie Harrens die Kinder an. „Lauft und bittet jeden um Schutz, den ihr seht!“
    Kreischend spritzten sie auseinander, stoben davon. Ihre dünnen, angstvollen Schreie waren von allen Seiten zu hören. Die Alte vor ihm stieß ein gurgelndes Geräusch aus, dann sprang sie ihn an. Er schlug ihr die Faust ins Gesicht, aber das Grauen hatte ihn so gelähmt, das er kaum Kraft hatte. Sie schien den Schlag gar nicht gespürt zu haben, knurrte wild und zerkratzte wie ein Raubtier sein Gesicht, während sie immer wieder mit gefletschten Zähnen nach ihm schnappte.
    Er schlug auf sie ein, versuchte seinen Schlägen mehr Kraft zu verleihen, aber die Alte wich nicht zurück. Im Gegenteil, seine wirren Schläge nach ihr schienen ihre Bosheit noch anzustacheln, sie noch wilder zu machen. Sie wurde immer heftiger. Harrens spürte, wie ihm das Blut über das Gesicht lief, wie es ihm die Augen verklebte. Ein siedend heißer Schmerz durchzuckte seinen Oberarm. Wie benommen merkte er, daß sie sich in seinen Arm verbissen hatte, ihm das Fleisch vom Knochen riß. Einer Ohnmacht nahe, versuchte er sie abzuschütteln, aber sie hing an ihm wie eine Klette.
    Sie macht dich fertig, diese Hexe, schoß es ihm durch den Kopf. Sie bringt dich um, wenn du dich nicht zusammenreißt. Und dann wird sie dich zerfleischen, wie ein ausgehungerter Wolf.
    Er spürte jetzt kaum noch den Schmerz, stand stocksteif da, sah auf das Genick der Alten hinab. Dann holte er

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