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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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CK-512.«
    Mer'ol ruckte herum. »Dieser Frevler steht unter einem weit dunkleren Einfluss, als Sie sich überhaupt vorstellen können, Maddrax!«
    Seine schwarzen Augen funkelten, als wäre die Zurechtweisung durch einen Menschen für ihn unerträglich. Ohne eine weitere Erklärung abzugeben stieß er sich von dem Man'tan ab und schwamm zu Ayga'da hinüber. Mit flinkem Griff knüpfte er den schweren Beutel los, der den Bewusstlosen in die Tiefe zu ziehen drohte, dann untersuchte.er dessen Flossenhände. Er fand einen muschelähnlichen Gegenstand, den Ayga'da umklammert hielt.
    »Eine Signalpatrone«, erklärte Mer'ol, während er zurückkehrte. »Hier muss irgendwo Verstärkung lauern, obwohl wir bei unserer Suche auf nichts Verdächtiges gestoßen sind.«
    »Ihr habt also geahnt, dass in Drytor etwas nicht stimmt?«, fragte Matt ungläubig.
    »Ja«, bestätigte Quart'ol düster, »die Zeichen waren nicht zu übersehen. Doch so schlimm wie dieses Mal war es seit über vierhundert Rotationen nicht mehr.«
    »Wovon redest du eigentlich?«, stöhnte Matt, der sich nur langsam von den Nachwirkungen des Kampfes erholte.
    »Wenn wirklich etwas von dem CK-512 ausgetreten ist, hat es sich längst wieder verflüchtigt.«
    »Das Gift war nur der Auslöser für unser Problem«, wiegelte Quart'ol ab, bevor er einen Moment inne hielt. Er schien zu überlegen, wie er seine nächsten Gedanken am besten in Worte fassen konnte.
    »Unser Volk war keineswegs immer so friedlich wie heute… wie noch vor wenigen Tagen. Das hast du ja schon am Muschelgemälde erfahren. [4] Wir tragen ein dunkles Erbe in uns, das jederzeit wieder hervorbrechen kann…«
    ***
    Hykton, Labor der Beobachter
    Bel'ar deutete auf einen daumengroßen, bläulich schimmernden Bereich, der sich in Lorg'das Gehirn abzeichnete.
    »Seine Tantrondrüse ist zu voller Größe aufgequollen«, erklärte sie das Ergebnis ihrer Obduktion.
    »Innerhalb einer Woche?«, würgte der HÖCHSTE. »Das kann doch nicht sein!« Ungläubig blickte er auf den offenen Schädel des Toten, der zwischen ihm und der Wissenschaftlerin auf einem Korallentisch lag. Der restliche Körper sah auch nicht besonders appetitlich aus.
    Ein langer Schnitt führte vom Hals hinunter bis zum Lendentuch; alle inneren Organe waren vollständig entnommen worden.
    Seit Lorg'das Frevel dem HÖCHSTEN gemeldet worden war, ging es im Hydrosseum hektischer zu als in einem sonnigen Korallenriff. Kal'rag hatte die allgemeine Mobilmachung befohlen, denn es ließ sich nicht länger übersehen, dass sich in Drytor der Mar'os-Kult ausbreitete. Er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, seit die Verbindungen zur Nachbarstadt abgebrochen waren, doch jetzt, wo ihm Bel'ar den Verdacht bestätigte, wollte er die Beweise am liebsten nicht wahr haben.
    »Ich habe auf seiner Haut und in den Atem- wegen ein Kontaktgift gefunden, das menschlichen Ursprungs sein muss«, fuhr die Beobachterin fort. »Es stachelt zur Aggression auf, dadurch schwoll die verkümmerte Drüse um ein Vielfaches an. Nach dem der Urtrieb erst durchgebrochen war, ergab sich alles andere von allein.«
    »Auf welchem Weg hat sich Lorg'da infiziert?«, hakte der HÖCHSTE nach.
    »Er ist durch einen kontaminierten Bereich geschwommen. Wie groß das Wirkungsfeld ist, kann uns vermutlich nur Maddrax sagen.«
    »Falls er oder Quart'ol noch Gelegenheit bekommen, uns Bericht zu erstatten«, dämpfte Kal'rag ihren Optimismus.
    »Sie meinen…« Bel'ar sah den HÖCHSTEN betroffen an.
    Kal'rag nickte betreten. »Ja! Ich fürchte, unser Spähtrupp schwebt in höchster Gefahr.«
    ***
    Jagd-U-Boot Kiew, Wrackstelle nahe Drytor
    Matt war wie vom Donner gerührt. »Soll das heißen, ein Hydrit kann nicht mehr klar denken, wenn diese Hormondrüse anschwillt?«, fragte er verwirrt.
    »Seine Intelligenz wird nicht beeinträchtigt«, berichtigte Quart'ol. »Aber der Charakter verändert sich, wird animalisch, geradezu bösartig. Ein Frevler genießt den Rausch der Gewalt, deshalb wird er alles tun, um sich seiner Heilung zu widersetzen. Das Volk der Hydriten musste erst seinem eigenen Untergang ins Auge sehen, bevor es den Prozess der Selbstzerfleischung in grauer Vorzeit endlich stoppte. Nur Dank der von Ei'don auferlegten Askese, die jeglichen Fischverzehr unter Strafe stellt, bildete sich die Tantrondrüse über Generationen so weit zurück, dass wir ein Leben ohne Aggressionen führen konnten. In ihrer verkümmerten Form spielt die Drüse eine wichtige Rolle für unseren

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