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das gelungen war, konnte sie sich gewiss darauf verlassen, dass er ihr half, Mr.
Cordell zu entkommen.
„Michael", äußerte sie zögernd, weil sie wollte, dass er ihr abnahm, unsicher, verängstigt und hilflos zu sein.
„Was wünschen Sie, Mrs. Cordell?" fragte er eifrig. „Was kann ich für Sie tun?"
„Es geht ... es geht um . . . meinen Mann", sagte sie mit halberstickter Stimme.
„Ihr Mann? Was ist mit ihm?" fragte Michael sanft. Er hatte das starke Gefühl, sie beschützen zu müssen. Sie war so hübsch und so feminin. Er wollte ihr auf jede ihm mögliche Weise helfen.
„Oh, es ist so schwer, darüber zu reden. Ich weiß jedoch, dass Sie der einzige Mensch sind, zu dem ich ehrlich sein kann. Sie sind der Einzige auf diesem Schiff, den ich um Hilfe bitten kann." Flehend richtete Reina den Blick auf Mr. Webster.
„Natürlich helfe ich Ihnen? Was soll ich tun? Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
„Ich muss fliehen", antwortete sie rasch.
„Fliehen?" wiederholte er und machte große Augen. „Sie wollen vor Ihrem Mann flüchten? Ich dachte, Sie hätten erst vor kurzem geheiratet."
„Das stimmt. Clay und ich sind noch nicht lange zusammen", sagte sie leise.
„Lieben Sie ihn nicht?"
„Nein. Wie könnte ich ihn lieben, da er so grausam und herzlos ist?" Bei dem Gedanken, wie unglücklich sie sein würde, wenn Mr. Cordell sie zurückgebracht hatte und sie Mr. Marlow heiraten musste, traten ihr die Tränen in die Augen. Sie nutzte sie zu ihrem Vorteil.
„Ihr Mann behandelt Sie schlecht?" Michael war erstaunt und befremdet.
„Es ist schrecklich. Er ist so ausfallend, aber nur dann, wenn kein Dritter in der Nähe ist. Sie müssen mir helfen, Michael. Ich kann mich an niemanden sonst wenden."
„Sagen Sie mir, was ich für Sie tun soll", erwiderte der junge Mann eifrig. Der Gedanke, ihr Gatte könne ihr in irgendeiner Weise wehtun, versetzte ihn in Wut, und daher war er bereit, alles zu unternehmen, was sie von ihm verlangte, ohne Fragen zu stellen.
„Wenn wir in Panama sind, möchte ich fliehen. Werden Sie mir dabei helfen?"
„Ja", schwor Michael galant und empfand einen Anflug männlichen Stolzes, weil er fähig war, sie vor ihrem Mann zu retten.
„Oh, Michael! Ich habe immer gewusst, dass Sie etwas Besonderes sind."
Der junge Mann strahlte über das Lob. Er kam sich wie ein Ritter in glänzender Rüstung vor, den es drängte, für Mrs. Cordell zu streiten. „Was soll ich für Sie tun?"
Rasch erläuterte sie ihm ihren Plan, vom Schiff zu verschwinden und sich ein Pferd zu mieten, ehe ihr Gatte sie vermisste. Michael hörte ihr zu und wusste, dass er sie nicht allein lassen konnte.
„Ich werde den Dampfer als Erster verlassen und für Pferde sorgen", versprach er fest.
„Pferde?"
„Es wäre nicht sicher, wenn Sie allein reisen. Ich werde Sie begleiten."
„Halten Sie das für klug? Mein Mann ..."
„Er wird uns nicht finden. Also müssen wir uns keine Sorgen machen."
„Vielen Dank, Michael. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie tun würde." Reina passte die Vorstellung nicht, dass er sich ihr anschließen wollte, doch im Moment sah sie keine Möglichkeit, wie sie das vermeiden könne.
„Es ist mir eine Ehre, Ihnen dienlich sein zu können", erwiderte Michael ernst, ergriff Mrs. Cordeil bei der Hand und schaute ihr liebestrunken in die Augen.
„Ich gehe jetzt besser in meine Kabine."
„Ja, ja, natürlich." Er reichte ihr den Arm und begleitete sie zur Kabine. Vor der Tür blieb er stehen und schaute Mrs. Cordell an.
„Bis morgen."
„Ja, Michael."
Er hob ihre Hand zum Kuss an die Lippen und wartete, bis sie die Kabine betreten hatte. Er schwebte auf rosa Wolken, als er sich abwandte und auf den Weg zurück an Deck machte. Jäh erschrak er, weil ein Mann auftauchte und ihm den Weg abschnitt. Verwirrt blieb er stehen, schaute ihn an und blickte in die kältesten grauen Augen, die er je gesehen hatte.
Er versteifte sich und riss die Augen auf, als er den Mann erkannte. „Mr. Cordell", krächzte er.
„Guten Tag, Mr. Webster", erwiderte Clay kühl und drohend, ohne den Blick von ihm zu wenden.
„Guten Tag." Mr. Cordells Haltung hatte etwas Drohendes, Gefährliches, und plötzlich wurde Michael klar, dass sein Gegenüber alles wusste. Er begann zu zittern.
Clay betrachtete ihn ein Weilchen und ließ ihn unter seinem unheilvollen Blick schwitzen.
„Mr. Webster", äußerte er schließlich, die gespannte Stille durchbrechend. „Wenn Sie sich meiner Gattin noch ein
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