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einziges Mal nähern, sind Sie ein toter Mann."
Angesichts des unverhohlen mörderischen Ausdrucks in Mr. Cordells Augen wurde Michael blass.
„Haben Sie mich verstanden?" fragte Clay.
Michael nickte und schluckte nervös. Er wünschte sich, mutig genug zu sein, um sich gegen Mr. Cordeil behaupten zu können, doch leider war er feige. Er mochte in Mrs. Cordell verliebt sein, war jedoch nicht dumm.
„Ich will eine Antwort, Mr. Webster! Haben Sie mich verstanden?"
Vollkommen eingeschüchtert durch die Drohung, konnte Michael nur erschrocken flüstern: „Ja, Sir."
„Gut! Es freut mich, dass wir uns verstehen." Boshaft lächelnd trat Clay beiseite.
Michael merkte, dass er heftig zitterte. Wortlos nutzte er die Gelegenheit, Mr.
Cordells unheilvoller Nähe im Laufschritt zu entkommen. Er wusste nicht, wohin er rannte, und das war ihm auch gleich. Er wollte nur so weit wie möglich von Mr.
Cordell weg sein, und so schnell es ging.
Clay schaute ihm hinterher und schlug dann den Weg zu seiner Kabine ein. Kühl und berechnend überlegte er, was er als Nächstes tun solle. Mit Mr. Webster hatte er sich befasst, und nun war es an der Zeit, Miss Alvarez den Kopf zurechtzurücken. Er hatte ihren Plan durchkreuzt, ehe sie ihn ausführen konnte, und würde auch jedes andere Vorhaben dieser Art unterbinden.
Die Kabinentür war verschlossen. Er klopfte an und rief leise: „Ich bin es, Clay. Mach auf!" Den Befehl hatte er in gefasstem, beherrschtem Ton gegeben, denn er war, wie er meinte, gefasst und beherrscht. Er war stolz auf die Tatsache, dass er sich in den letzten Tagen gut unter Kontrolle gehabt hatte. Es ärgerte ihn, dass er in jener Nacht schwach geworden und seiner Begierde nachgegeben hatte. Er war fest entschlossen, das nicht wieder vorkommen zu lassen, denn er wusste, welche Art Frau Miss Alvarez war. Ihr Benehmen Mr. Webster gegenüber hatte ihn nur in seiner Meinung über sie bestärkt.
Reina hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell zurückkehren würde. Sie hatte gehofft, er würde eine Weile fortbleiben, damit ihr genügend Zeit blieb, ihren Plan zu überdenken. Ungeachtet ihrer gereizten Stimmung war sie jedoch äußerlich sehr gut gelaunt, als sie die Tür öffnen ging, da sie glaubte, Mr. Cordell irgendwann am nächsten Tag für immer los zu sein.
„Vielen Dank, mein liebes Eheweib", sagte er beim Betreten des Raumes und machte dann fest die Tür zu.
„Ich bin nicht Ihr liebes Irgendetwas!" entgegnete Reina erbost. Da man sich jetzt in der Kabine befand, bestand keine Notwendigkeit mehr, nett und höflich zu sein, wie er das von ihr in der Öffentlichkeit verlangte.
„So, so, so", äußerte er bedächtig. „Ich bin ungemein froh darüber, dass die mit Ihnen vorgegangene Veränderung nicht von langer Dauer ist."
„Welche Veränderung?" Sein Ton hatte etwas an sich gehabt, das Reina zur Vorsicht veranlasste. Neugierig warf sie ihm einen Blick zu.
„Nun, ich meinte die tränenreiche, hilflose Frau, die vorhin Mr. Webster ihr Herz ausgeschüttet hat." Er versetzte ihr mit der Mitteilung, dass er über ihren Plan Bescheid wusste, einen harten Schlag.
„Sie haben gelauscht", flüsterte sie und war entsetzt darüber, dass er sie ertappt hatte. Bedrückt überlegte sie, ob es ihr je möglich sein würde, von ihm fortzukommen.
„Ja, meine Liebe, ich habe alles gehört. Sie können nicht mehr auf Mr. Websters Unterstützung zählen. Ich habe einiges bei ihm geradegerückt."
„Sie ... !" Reinas Augen funkelten vor Wut. Drohend näherte sie sich Mr. Cordell einen Schritt. Mr. Webster war ihre einzige Hoffnung gewesen, ihr einziger Verbündeter, und nun . . .
„Ihr augenblickliches Verhalten entspricht Ihnen entschieden mehr", sagte Clay und lachte, während er sie anschaute, boshaft auf. Vor Erregung hoben und senkten sich ihre Brüste, und auf ihren Wangen brannten Zornesflecken. Er erinnerte sich an eine Gelegenheit, bei der sie atemlos gewesen war, und empfand jäh Verlangen nach ihr.
„Wissen Sie, Miss Alvarez, Sie sind wirklich eine ausgezeichnete Schauspielerin. Mr.
Webster hätten Sie vielleicht mühelos täuschen können, aber ich wäre nicht durch Ihre routinierte Zurschaustellung weiblicher Schwäche genarrt worden. Ich kenne Sie zu gut."
„Sie kennen mich überhaupt nicht, Mr. Cordell. Sie wissen gar nichts über mich!"
entgegnete sie, und ihre ganze Haltung drückte Wut aus.
„Ich weiß das über Sie, was ich wissen muss. Sie sind alles andere als hilflos und
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