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einen Wunsch abgeschlagen.
Nachdem er jedoch keine Rücksicht auf sie genommen und abends bei der Gesellschaft den auf der Alvarez-Hazienda versammelten Gästen in Anwesenheit des vor Stolz platzenden Mr. Marlow die überraschende Neuigkeit mitgeteilt hatte, war sie sich wie in einer Falle vorgekommen.
Sie betrachtete sein Verhalten ihr gegenüber als Verrat, hatte sich indes, obwohl sie innerlich vor Wut tobte, genötigt gesehen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Nachdem sich die Schar der Glückwünsche aussprechenden, sich um die Verlobten drängenden Menschen aufgelöst hatte, war Reina nicht imstande gewesen, Einwände zu erheben, als sie von dem blonden amerikanischen Geschäftsmann, der mit ihr eine Weile allein sein wollte, auf die Veranda gedrängt wurde. Sie war um Gelassenheit bemüht gewesen, doch nachdem er sie dreist geküsst und dann versucht hatte, sie zu streicheln, hatte sie ihm heftigen Widerstand geleistet. Von ihren zahlreichen Verehrern war sie zwar oft geküsst worden, aber Mr. Marlows Zärtlichkeiten stießen sie ab, ohne dass sie den Grund dafür hätte nennen können.
Bei der Erinnerung an sein verächtliches Lachen und seine spöttische Äußerung, sie solle sich keine Sorgen machen, denn er könne bis zur Hochzeitsnacht warten, in der er sie dann besitzen werde, verzog sie innerlich angewidert das Gesicht. Sie erschauerte und merkte plötzlich, dass die Freundin mit ihr redete. Rasch verdrängte sie die Erinnerungen an den fatalen Abend und konzentrierte sich auf das, was Maria sagte.
„Ich begreife nicht, warum du Mr. Marlow so abscheulich findest", äußerte Maria.
„Ich habe ihn gesehen und finde, dass er nicht hässlich ist."
„Wenn du meinst, dass er gut aussieht, dann heirate ihn!" erwiderte Reina hitzig. Sie wusste, sie würde es nicht ertragen, dass er sie noch einmal berührte.
„Reina! Du weißt sehr gut, dass ich nie heiraten werde! Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ich Mr. Marlow nicht unattraktiv finde. Außerdem ist er reich, nicht wahr?"
„Ich bin nicht auf Geld angewiesen, und ganz gewiss will ich keinen Ehemann!"
Wütenden Blicks schaute Reina die Freundin an. „Ich begreife einfach nicht, wie mein Vater mir so etwas antun kann! Wie konnte er mich mit diesem Menschen verloben, ohne mich vorher gefragt zu haben?"
„Du hast Recht, das entspricht nicht seinem sonstigen Verhalten", stimmte Maria verwundert zu. „Hast du versucht, mit ihm über die Verlobung zu reden?"
„Ja, aber er wollte nicht auf mich hören."
„Welchen Grund hat er dir für seine so plötzlich getroffene Entscheidung genannt, dich zu verheiraten?"
„Keinen! Das ist ja das Seltsame. Er hat nur gesagt, es sei an der Zeit für mich zu heiraten, und Mr. Marlow sei ideal für mich. Ich bin erst neunzehn Jahre alt, Maria, und somit fürwahr noch keine alte Jungfer!" erregte sich Reina. „Ich habe immer davon geträumt, aus Liebe zu heiraten, doch nun ..."
„Gibt es noch eine Möglichkeit, wie du deinen Standpunkt bei deinem Vater durchsetzen kannst?" erkundigte Maria sich hoffnungsvoll und in dem Bemühen, Reina von ihrem kühnen Plan abzubringen. Im gleichen Moment wusste sie indes, dass die eigensinnige Freundin sich nicht eines Besseren belehren lassen werde.
„Nein. Ich habe bereits alles versucht. Nachdem Vater mich in meinem Zimmer eingeschlossen hatte und ..."
„Das ist unfassbar! Er hat dich eingesperrt?" Maria war schockiert. Sie kannte Luis Alvarez von Kindesbeinen an und konnte sich nicht vorstellen, dass er so grob mit seiner Tochter umgesprungen war.
„Ja, und dann hat er mir damit gedroht, ich müsse in meinem Zimmer bleiben, bis ich eingewilligt hätte, mich ihm zu fügen." Plötzlich fühlte Reina sich müde und setzte sich auf das schmale Bett. „Ich bin einen ganzen Tag lang in meinem Zimmer geblieben, doch das hat überhaupt keinen Eindruck auf Vater gemacht. Als ich erneut versuchte, mit ihm zu reden, weigerte er sich wieder, meine Argumente in Betracht zu ziehen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich zu einer drastischen Maßnahme greifen muss, damit er einsieht, wie ernst es mir mit meinem Widerstand gegen diese Ehe ist."
„Deshalb bist du hergekommen!"
„Der Ritt hat fast einen ganzen Tag in Anspruch genommen, war die Mühe jedoch wert. Hier wird Vater mich nie suchen, und in dieser Verkleidung müsste es mir möglich sein, unbehelligt nach New Orleans zu kommen, wo ich Freunde habe, die mir helfen werden."
„Du willst allein
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