033
Scheine auf das Bett und sah die Frau beeindruckt die Augen aufreißen.
„Oh, vielen Dank! Aber wenn du mir so viel gibst, möchtest du dann nicht ..."
„Vergiss es!" Das Einzige, was Clay jetzt wollte, war, so schnell wie möglich zu verschwinden. „Wo ist mein Pferd?"
„Im Stall."
„Danke." Er nickte, knöpfte sein Hemd zu und nahm den Hut an sich. Beim Öffnen der Zimmertür hörte er die Frau fragen: „Kommst du zurück?"
Ihre Stimme hatte einen hoffnungsvollen Unterton enthalten, der Clay bewog, einen Moment zu zögern. Er blickte zu ihr zurück und sah sie ihn erwartungsvoll anschauen.
„Nein", antwortete er ernst. „Ich komme nicht zurück."
Irgendwie hatte sie geahnt, was er sagen würde. Sie hatte längst begriffen, dass er nicht zu ihr passte, obwohl sie sich danach sehnte, ihn bei sich zu behalten. Er kam aus einer anderen Welt, von der sie träumte, zu der sie, wie sie wusste, jedoch nie gehören werde. Tränen brannten ihr in den Augen, während sie ihn betrachtete und darauf wartete, dass er ging. Als er sich plötzlich vor der Tür zu ihr umdrehte und zum Bett zurückkehrte, hielt sie den Atem an. Er neigte sich zu ihr, zog sie sacht auf die Knie und küsste sie sanft auf die Wange. Dann verschwand er, ohne noch etwas zu äußern.
„Gibt gut auf dich Acht!" rief sie ihm hinterher, und in ihrer Stimme hatte ein trauriger Ton mitgeschwungen. Clay war jedoch bereits verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Sehr viele Stunden später lenkte Clay das Pferd auf die zum Herrenhaus führende Allee. Seit er aus New Orleans fortgeritten war, hatte er über sich nachgegrübelt, und das war mit schmerzlichen Erkenntnissen verbunden gewesen. Er war nicht mehr der unerfahrene junge Mann, der vor einigen Tagen die Plantage verlassen hatte. Inzwischen hatte er die hässliche Seite des Lebens kennen gelernt. Als sein geliebtes Heim am Ende der gebogenen Auffahrt in Sicht kam, wusste er, was er zu tun hatte.
Unter einer der breitkronigen Eichen, von denen die Allee gesäumt wurde, hielt er das Pferd an, saß ab und genoss zum letzten Mal den Anblick des Hauses. Vor sechs Jahren war es noch ein bescheidenes, langsam verfallendes, zum größten Teil aus Holz erbautes einstöckiges Anwesen gewesen, das keinen großen Eindruck hinterlassen hatte. Mittlerweile war es zu einem schimmernden, weiß verputzten zweistöckigen Gebäude mit Säulenportikus geworden und das krönende Ergebnis der vom Vater und Clay geleisteten harten Arbeit. Beide hatten sie sich angestrengt und darum gekämpft, Windown zu dem zu machen, was es nun war. Erschüttert erkannte Clay jedoch, dass seine Bemühungen umsonst gewesen waren, denn die Mutter würde nie nach Windown zurückkommen.
Tiefe Enttäuschung überkam ihn, und er schloss die Augen, um die Erinnerungen zu verdrängen. Er wollte nicht daran denken, dass er sich noch vor wenigen Tagen an den Traum geklammert hatte, die Schritte der Mutter in der Eingangshalle hören oder den süßen, unaufdringlichen Duft ihres Parfüms riechen zu können, wenn sie vor ihm durch einen der Räume gegangen war. Dieser Traum war zu Ende, gehörte der Vergangenheit an.
Dennoch wusste Clay, er werde ewig von Erinnerungen heimgesucht werden, wenn er in Windown blieb. All die Zeit hindurch war der Traum, die Mutter werde heimkehren, seine Antriebskraft gewesen. Er hatte bei allem, was er tat, nur das Ziel im Auge gehabt, die Mutter wieder auf der Plantage zu sehen, und begriff nun, dass die Erfüllung seines Traumes unerreichbar war.
Da seine Hoffnungen zerstört waren, musste er fort. Die Frau, der er in all den Jahren innerlich so verbunden und der zu gefallen er so angestrengt bemüht gewesen war, hatte es nie wirklich gegeben. Die von ihm geliebte Mutter war eine Schöpfung seines Wunschdenkens gewesen. Er war naiv und gutgläubig gewesen.
Aber das würde er nie mehr sein. Er würde Windown und die damit verbundenen schmerzlichglorreichen Erinnerungen hinter sich lassen. Er schwang sich wieder in den Sattel und ritt zum Haus, bereit, dem Vater die schlechte Nachricht zu überbringen.
Philip bemühte sich nicht, die ihm die Sicht raubenden Tränen zurückzuhalten, während er Clay einen Tag nach dessen Rückkehr aus New Orleans die Satteltaschen packen sah. Bis spät in die Nacht hatte er sich mit ihm unterhalten und versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen, ohne indes Erfolg zu haben. Der Sohn war so eigensinnig wie er selbst. Wenn Clay sich zu etwas entschlossen hatte,
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