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habe, ist meine Tochter sehr eigensinnig. Sie ist jedoch nicht dumm. Sie wird zurückkommen. Ich versichere Ihnen, dass die Hochzeit wie geplant stattfinden wird."
„Oh, dessen bin ich mir sicher, Mr. Alvarez", erwiderte der habgierige Amerikaner.
Nur weil Reina nicht gewillt war, ihn zu heiraten, hieß das noch lange nicht, dass die Trauung nicht stattfinden würde. Ihm war es gleich, was seine Verlobte wollte. Für ihn war nur wichtig, was er wollte. Und er wollte die Alvarez-Hazienda haben.
Luis' Miene erhellte sich. „Sie wollen Reina also noch immer heiraten?"
„Natürlich", antwortete Nathan scharf. „Glauben Sie, ich könnte es mir nach der Verlobungsfeier und der Ankündigung der Hochzeit leisten, dass dieser Vorgang öffentlich bekannt wird? Nein! Ich werde Ihre hübsche Tochter heiraten, Luis.
Glauben Sie mir!"
Eigentlich hätte Luis darüber erleichtert sein sollen, dass Mr. Marlow noch immer die Hochzeitspläne verfolgte. Das bedeutete, dass er nicht Gefahr lief, die Hazienda zu verlieren. Auch wenn er innerlich über sein Glück jubelte, hatte er dennoch unwillkürlich den Eindruck, dass hinter Mr. Marlows Entschlossenheit etwas ganz anderes, viel Ernsteres steckte.
„Ich freue mich auf die Hochzeit, so wie ich das immer getan habe", sagte er und versuchte, das zunehmend größer werdende Unbehagen zu ignorieren.
„Gut!" erwiderte Nathan kühl. „Sie halten mich auf dem Laufenden?"
„Ja."
Nathan machte Anstalten, das Haus zu verlassen. „Ich rechne damit, bald etwas von Ihnen zu hören."
Nachdem er fortgeritten war, blieb Luis noch tief in Gedanken versunken in der Eingangshalle stehen. Plötzlich empfand er eine große Antipathie gegen Mr.
Marlow. Der Amerikaner hatte etwas an sich, das ihm missfiel. Seine arrogante Art und sein Drängen machten ihn nervös. Einen Moment lang zog er die Möglichkeit in Betracht, dass Reina Mr. Marlow richtig eingeschätzt haben könnte, verdrängte jedoch sogleich den beunruhigenden Gedanken.
Er wusste, dass er eigentlich über die Entwicklung der Dinge erfreut sein müsste.
Das Schlimmste, was er befürchtet hatte, war eingetreten. Mr. Marlow hatte herausgefunden, dass Reina verschwunden war. Obwohl der Amerikaner jetzt Bescheid wusste, hatte es nicht die befürchteten Auswirkungen gegeben. Mr.
Marlow war wütend gewesen, aber nicht so sehr, um das getroffene Abkommen aufzukündigen. Luis sagte sich, die Dinge würden sich gut entwickeln. Im gleichen Moment, da er sich das
einzureden versuchte, hatte er jedoch leichte Zweifel, ob sich tatsächlich alles seinen Vorstellungen entsprechend ergeben würde.
Auf dem Weg nach Monterey kochte Nathan vor Wut und empfand unbändigen Hass auf Reina. Wäre es ihm möglich gewesen, sie jetzt in die Hände zu bekommen, hätte er sie wahrscheinlich erwürgt. Es machte ihn wütend, dass sie einfach so verschwunden war und dadurch seinen Ruf gefährdete. Er konnte ihre Rückkehr kaum erwarten, um ihr zu zeigen, wie er den Menschen, die sich gegen ihn stellten, sein Missfallen bekundete.
Ein grausames Lächeln erschien um seine Lippen, als er sich ausmalte, wie er ihren hübschen jungen Körper malträtieren würde. Er war Meister darin, Schmerzen auf eine Weise zu verursachen, die keine Spuren hinterließ. Er würde jede Minute genießen, die er Reina leiden sah. Das und noch mehr hatte sie verdient. Er musste jedoch vorsichtig sein. Wiewohl er durch ihr Verhalten gedemütigt worden war, würde er nicht außer Acht lassen, dass er etwas viel Wichtigeres haben wollte. Er wollte die Al-varez-Hazienda haben, und er würde sie bekommen, selbst wenn er gezwungen war, die sich ihm widersetzende Miss Alvarez zu heiraten.
Beim Erreichen der Außenbezirke der Stadt dachte er daran, dass Mr. Alvarez zumindest so viel Verstand hatte, das Verschwinden seiner Tochter geheim zu halten. Niemand außer den Kopfgeldjägern wusste, dass sie verschwunden war, und niemand sonst würde das je erfahren. Dafür würde er, Nathan, schon sorgen.
Angespannt und verärgert, beschloss er, nicht zur Arbeit zurückzukehren, sondern das Pferd zu Lillys Haus zu lenken. Irgendwie wusste Lilly immer, was sie sagen und tun musste, um ihn besserer Stimmung zu machen. So wütend, wie er war, wusste er doch, dass ein ihn entspannender Besuch bei ihr genau das war, was er jetzt brauchte.
28. Kapitel
Clays Stimmung war so finster wie seine Miene, während er über das Deck des gen Norden nach Monterey fahrenden Schiffes ging. Es war nur noch
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