033
Sie sofort zu ihm ins Arbeitszimmer kommen."
Resignierend verließ Reina das Bett. „Richten Sie meinem Vater aus, dass ich in einigen Minuten bei ihm sein werde."
„Ja, Señorita Reina."
Reina zog den bodenlangen Morgenmantel aus goldfarbener Seide an, verknüpfte den Gürtel um die schmale Taille und ging dann zum Frisiertisch, um sich das Haar zu bürsten. Sie achtete sehr auf ihr Äußeres, weil sie sicher sein wollte, dass sie besonders gut aussah. Sie wusste, wie stolz der Vater auf ihre Schönheit war. Nun, da ihrer beider Verhältnis wieder gut war, wollte sie ihm Freude machen. Sie versuchte, die verfärbte Stelle auf der Wange mit Puder abzudecken, doch das half nicht viel. Zu ihrem Ärger merkte sie, dass sie diese letzte Erinnerung an Mr. Marlow noch eine Weile behalten würde.
Sobald sie überzeugt war, trotz der Umstände gut auszusehen, verließ sie das Zimmer und begab sich zu ihrem Vater. Je näher sie der geschlossenen Arbeitszimmertür kam, desto mehr verspürte sie Unbehagen. Wie es ihre Gewohnheit war, klopfte sie einmal kurz an die Tür und betrat dann den Raum.
„Ja, Vater? Du wolltest mich sprechen?" Jäh blieb sie stehen, die Hand noch auf die Klinke gelegt, als sie Mr. Cordell mit ihrem Vater beim Schreibtisch sah. „Clay!"
platzte sie heraus und klammerte die Finger so fest um die Klinke, dass die Haut über den Knöcheln weiß wurde.
Langsam drehte er sich zu ihr um, und ihre Blicke trafen sich. Das Herz schlug ihr schneller, und ihr stockte der Atem, denn Clay sah so wundervoll aus.
Einen Moment lang war sie beinahe entzückt darüber, dass er sich eingefunden hatte, doch dann begriff sie den wahren Grund für sein Erscheinen. Der Magen krampfte sich ihr zusammen. Es war ihre Lüge, die Clay hergeführt hatte. Er war nur ihrer Lüge wegen hergekommen.
„Guten Abend, Miss Alvarez."
Der Klang seiner Stimme war wie eine weiche Liebkosung. Reina wappnete sich jedoch innerlich dagegen, davon beeinflusst zu werden. Sie setzte eine verschlossene Miene auf und ging argwöhnisch einen Schritt weiter ins Zimmer.
„Guten Abend, Mr. Cordell."
„Ich bin sicher, es gibt viel zu erzählen. Daher werde ich mich jetzt zurückziehen", verkündete Luis.
Weder sie noch Mr. Cordell äußerten etwas, als der Vater den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.
Nur eine Lampe, deren brennender Docht heruntergedreht war, verbreitete schwaches Licht, in dem Clay aus der Distanz Reinas verletzte Wange nicht sehen konnte. Er sah nur Reina, die einen Morgenmantel aus goldfarbener Seide trug und wie eine Göttin aus einem Traum aussah. Sein Blick schweifte über die Fülle ihrer auf die Schultern fallenden schwarzen Haare und glitt dann bewundernd über ihre schlanke Gestalt. Einen Augenblick lang ließ er ihn auf ihrem flachen Bauch verweilen. Der Gedanke, in ihrem Leib könne sein Kind heranwachsen, erfüllte ihn mit Staunen und Stolz. Er wollte dieses Kind haben, und mehr als alles andere wollte er Reina haben.
Sie war nicht sicher, was er im Sinn haben mochte, wollte jedoch nicht darauf warten, das zu erfahren. Trotzig das Kinn reckend, beschloss sie, zum Angriff überzugehen. Sie
würde Clay entmutigen und ihn loswerden, so wie sie Mr. Marlow losgeworden war.
„Wieso sind Sie hier?"
Der kalte Ton, in dem die Frage gestellt worden war, befremdete Clay. „Wir müssen reden. Es gibt eine Menge, was zwischen uns geklärt werden muss, ehe wir heiraten."
„Heiraten? Ich werde Sie nicht heiraten, Mr. Cordell."
„Reina", begann er. „Wir müssen reden. Du musst mir erlauben, dir eine Erklärung zu geben."
„Es gibt nichts zu erklären. Ich will Sie nicht heiraten."
„Du bist von mir schwanger! Also ist es nur recht und billig, dass wir so schnell wie möglich heiraten."
Seine Worte schnitten Reina ins Herz. Alles war genau so, wie sie es erwartet hatte.
Kein Wort der Liebe, keine Bekundung von Zuneigung, nur Pflichtbewusstsein. Clay hatte das Gefühl, sie des Kindes wegen heiraten zu müssen.
„Das ist der schlimmste Grund, den es geben kann, um jemanden zu heiraten."
„Das denke ich nicht", widersprach Clay. „Ich habe vor, unserem Kind ein guter Vater zu sein. Ich will dieses Kind. Du weißt, Reina", fügte er, die Stimme dämpfend, hinzu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, „wie entschlossen ich sein kann, wenn ich etwas erreichen will."
Einen Augenblick lang erlaubte sie sich, ihm zu glauben, doch dann kehrte sie in die Wirklichkeit zurück.
„Ich habe Nein
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