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hätte dich nicht belügen dürfen. Ich hätte dir alles erzählen müssen."
„Wovon redest du?"
„Die Wahrheit ist, Vater, dass ich nicht schwanger bin. Jedenfalls nehme ich das an", gab Reina verlegen zu.
„Du bist nicht schwanger?" Er brauchte einen Moment, um diese überraschende Mitteilung zu begreifen.
„Nein. Weißt du, ich habe die Geschichte Mr. Marlows wegen erfunden. Er hat Drohungen gegen mich ausgestoßen, was er mir antun würde ..."
Wiewohl Luis noch immer etwas über die Lüge der Tochter verärgert war, hatte er jetzt zum ersten Mal gehört, dass sie von Marlow bedroht worden war. „Was hat er dir angedroht?"
Rasch berichtete sie ihm, dass Mr. Marlow unbedingt noch vor der Hochzeit hatte herausfinden wollen, ob sie noch Jungfrau sei oder nicht.
„Dieser Hundesohn! Es ist verdammt schade, dass Mr. Cordeil ihn nicht getötet hat, als wir in der Stadt waren."
„Was?" fragte Reina erstaunt.
„Hat er dir nicht erzählt, dass er ihn im Perdition-Saloon getroffen hat?"
„Nein."
„So, wie Mr. Marlow aussah, nachdem Mr. Cordell mit ihm fertig war, muss er ihm von Anfang an unterlegen gewesen sein."
„Mr. Cordell hat Mr. Marlow verprügelt?"
„Ja, und zwar gehörig, und zur Verteidigung deiner Ehre, wie ich hinzufügen möchte.
Er liebt dich sehr, Reina."
„Nein, er liebt mich nicht", widersprach sie, weil sie nicht glauben konnte, dass diese Behauptung der Wahrheit entsprach.
„Ich meine, du irrst dich. Er liebt dich. Davon bin ich überzeugt."
Ihre Miene drückte wieder Niedergeschlagenheit aus. „Und ich bin sicher, dass er mich nicht liebt."
„Wieso? Warum glaubst du das nach allem, was er getan hat, um dir seine Liebe zu beweisen?"
„Heute Morgen hat er . . ."
„Was ist heute Morgen passiert?" fragte Luis eindringlich, weil er hören wollte, was die Tochter belastete.
„Kurz bevor du auf dem Schiff eintrafst, um mich nach Hause zu bringen, ist etwas passiert. Ich hatte Angst, weil
ich nicht zu Mr. Marlow wollte. Der Gefühle wegen, die ich für Clay habe, wusste ich, dass ich Mr. Marlow nicht heiraten konnte. Also habe ich Clay die Wahrheit über meine Gefühle für ihn gesagt. Ich habe ihm gestanden, ihn zu lieben, und ihn angefleht, mich nicht zu dir zurückzubringen. Aber es hat nichts geholfen."
Luis brach das Herz, während er der Tochter zuhörte. Er stand auf, zog sie aus dem Sessel auf die Füße und nahm sie liebevoll in die Arme. Er tröstete sie, wie er das während ihrer Kindheit getan hatte, hielt sie an sich gedrückt und umgab sie mit seiner väterlichen Liebe.
„Hat Mr. Cordell dir keine Erklärung geben wollen?" erkundigte er sich schließlich, sobald Reina sich beruhigt hatte.
„Erklärung? Was hätte er mir erklären sollen?" fragte sie verzweifelt. „Wenn er mich lieben würde, hätte er alles für mich getan."
„Manchmal gibt es im Leben Situationen, die nicht so einfach sind, wie sie zu sein scheinen. Hast du Mr. Cordell die Möglichkeit gegeben, dir von seinem Freund zu erzählen?"
„Er hat gesagt, es gäbe viel, was er mir erklären müsse. Ich habe jedoch erwidert, ich wolle nichts hören."
„Dann meine ich, dass du das jetzt von mir hören solltest." Luis hatte den Anstand, ein wenig betreten auszusehen. „Ich habe ziemlich viel mit dem zu tun, was heute Morgen passiert ist. Urteile nicht zu streng über Mr. Cordell."
„Ich begreife dich nicht."
„Du wirst begreifen. Weißt du, ich bin der Grund dafür, dass Mr. Cordell dir nicht einfach gestanden hat, dich zu lieben, und dann mit dir auf und davon gegangen ist.
Ich habe ihn in eine Zwickmühle gebracht. Er musste dich zu mir bringen. Etwas anderes hätte er nicht tun können." Da die Tochter einen fragenden Ausdruck in den Augen hatte, fuhr Luis fort: „Ich war außer mir, nachdem du verschwunden warst.
Zuerst habe ich dich überall gesucht, doch da ich dich nicht finden konnte, war ich verzweifelt. Dann habe ich versucht, Mr. Cordell anzuheuern, damit er dich aufspürt.
Ursprünglich hat er sich geweigert, den Auftrag anzunehmen. Er wollte keine verschwundene junge Dame
suchen. Er blieb auch dann noch bei seiner ablehnenden Haltung, nachdem ich ihm gesagt hatte, er selbst könne seinen Lohn bestimmen."
„Also hat er den Auftrag nicht nur des Geldes wegen angenommen?"
„Nein. Offenbar bedeutet ihm Geld nicht sehr viel."
Diese Mitteilung entzückte Reina. Sie begriff jedoch noch immer nicht, warum Clay sich gezwungen gesehen hatte, den Auftrag anzunehmen.
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