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033

033

Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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deine Kneipe zurückkehren und feiern. Du musst mich nicht heiraten." Reina wandte sich ab und hoffte, er möge gehen, ohne noch ein Wort zu verlieren.
    „Was hatte dann der Morgen auf dem Schiff zu bedeuten? Und was bedeutete das, was dein Vater mir auf dem Ritt hierher erzählt hat? Er hat mir gesagt, du hättest ihm anvertraut, mich zu lieben? Hast du ihn belogen?" Clay musste wissen, welche Gefühle Reina ihm entgegenbrachte. Falls sie ihn liebte, spielte es keine Rolle, ob sie schwanger war oder nicht. Er liebte sie und wollte sie zu seiner Frau machen.
    „Was denkst du?" fragte sie in beißendem Ton. „Ich war bereit, alles zu versuchen, weil ich Mr. Marlow nicht heiraten wollte. Weißt du, ich bin die Tochter meines Vaters." Sie wandte Clay weiterhin den Rücken zu, damit er nicht sah, wie verletzt sie war. Sie würde ihn nicht heiraten, nur weil er glaubte, dazu verpflichtet zu sein.
    Sie wartete und wünschte sich inständig, er möge sie in die Arme nehmen und ihr seine Liebe gestehen. Sie wollte, dass er sie auf Händen zum Traualtar trug und ihr sagte, es sei gleich, ob sie schwanger sei oder nicht. Sie wollte von ihm hören, dass er sie liebte und sonst nichts von Bedeutung sei. Der Verstand riet ihr jedoch, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen, denn Clay ging gewiss fort und kehrte nie zurück. Er war bestimmt nur hergekomen, weil er glaubte, sie sei in Nöten. Nun, da er wusste, dass sie nicht schwanger war, würde er fröhlich vondannen ziehen und keinen Gedanken mehr an sie verschwenden. Die Minuten verstrichen, während sie darauf wartete, was er als Nächstes tun würde.
    Er starrte sie an und bemerkte ihre steife, trotzige Haltung. Es schmerzte ihn auf fast unerträgliche Weise, sich mit der von ihr geäußerten Wahrheit abzufinden. Sie hatte ihn belogen. Alles war eine Lüge. Sie musste es genossen haben, ihn nach ihrer Pfeife tanzen zu sehen. Er hatte sich zum Narren gemacht, erkannte jedoch elend, das sei nicht mehr von großer Bedeutung. Jetzt war nichts mehr von Bedeutung.
    Nichts. Er dachte an seine Mutter und welchen Schaden sie in seinem Leben und dem des Vaters angerichtet hatte. Der Vergleich war quälend und erbitternd.
    „Ja", äußerte Clay schließlich bedächtig. „Ihr beide seid euch gewiss sehr ähnlich."
    Schon beim Sprechen war er nicht sicher, ob er Reina und ihren Vater meinte oder sie und seine Mutter. „Wie willst du deinem Vater erklären, dass wir nicht heiraten werden?"
    „Mach dir deswegen keine Sorgen. Er liebt mich. Da er nun weiß, was für ein Mensch Mr. Marlow in Wirklichkeit ist, wird er Verständnis zeigen, wenn ich ihm die Wahrheit erzähle."
    „Ich verstehe", erwiderte Clay verbissen. Der Druck auf der Brust wurde beinahe unerträglich. „Nun, ich bin froh, dass sich für dich alles so gut ergeben hat."
    „Ja, das hat es, und da du nun alles weißt, kannst du getrost gehen. Mir wird es gut ergehen."
    „Davon bin ich überzeugt, Reina."
    Sie hörte Clay den Raum verlassen und ließ den Tränen freien Lauf. Als seine Schritte durch den Korridor hallten, flüsterte sie: „Lebe wohl, Clay."
    Luis befand sich im Schlafzimmer, als er jemanden fortreiten hörte. Stirnrunzelnd überlegte er, wer das Haus verlassen haben mochte. Er hatte damit gerechnet, dass Mr. Cordell blieb, damit man am nächsten Morgen die notwendigen Arrangements für die Hochzeit treffen konnte.
    Der Anblick der offenen Tür zu seinem Arbeitszimmer irritierte ihn. Er eilte dort hin, zog sie weiter auf und sah seine geliebte Tochter verzweifelt weinend in einem der ledernen Ohrensessel sitzen.
    „Was ist passiert, Reina? Wo ist Mr. Cordell?" fragte er und hastete zu ihr.
    Gequält richtete sie die tränenfeuchten Augen auf den Vater. „Er ist fort."
    „Fort?" Luis war vollkommen perplex. „Wohin?"
    „Ich habe ihn weggeschickt."
    „Du hast ihn weggeschickt? Wieso?" Verwirrt schaute Luis sie an. „Er hat doch um deine Hand angehalten, oder nicht?"
    „Ja", brachte Reina halberstickt heraus. „Ich habe ihn jedoch nicht erhört."
    Nun war Luis wirklich fassungslos. „Warum in aller Welt hast du ihn nicht erhört? Er wollte dich heiraten. Das hat er mir gesagt."
    „Er wollte mich nur haben, weil er dachte, ich sei schwanger. Unter solchen Umständen wollte ich ihn nicht heiraten, Vater."
    Reinas Stimme hätte einen Unterton enthalten, der Luis beunruhigte. „Weil er dachte, du seist schwanger?"
    „Ja", gestand Reina bekümmert. „Es tut mir Leid, Vater. Ich weiß, ich

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