033
Grund hieß Reina Alvarez.
„Ich werde Ihr Hemd zerreißen müssen, damit ich die Wunde untersuchen kann", sagte sie.
„Ich kann es ausziehen. Das wäre das Einfachste", erbot sich Clay, löste das Halstuch vom Arm und knöpfte das Hemd auf. Nachdem er das getan hatte, wollte er es ausziehen. Bis zu diesem Moment hatte er nicht gemerkt, wie stark der Arm schmerzte. Er wurde etwas blass und hielt mitten in der Bewegung inne.
„Lassen Sie mich Ihnen helfen, Mr. Cordell." Reina hatte bemerkt, dass er etwas fahl geworden war. Gewiss hatte er starke Schmerzen. Sie bemühte sich, einen unbeteiligten Eindruck zu machen, während sie Mr. Cordell das Hemd von den breiten Schultern zog. Als sie dabei jedoch unabsichtlich seine kräftige, behaarte Brust streifte, empfand sie eine Erregung, die mit nichts zu vergleichen war, was sie in dieser Hinsicht je erlebt hatte. Überrascht schaute sie auf, und ein weiteres Mal traf ihr Blick Mr. Cordells. Angesichts des fragenden Ausdrucks in seinen Augen errötete sie stark.
„Was haben Sie, Schwester?" fragte er besorgt.
„Können Sie weitermachen?" murmelte sie verlegen und wandte rasch den Blick von ihm ab. Sogleich stellte sie fest, dass sie einen noch größeren Fehler begangen hatte, weil sie nun direkt auf seine wundervoll muskulöse Brust schaute. Da sie sich gewahr war, dass sie sich nicht entfernen konnte, ohne die sie quälenden ungewohnten Gefühle zu offenbaren, blieb sie so ruhig wie möglich neben ihm und wartete darauf, dass er sich das Hemd ganz auszog.
„Natürlich", antwortete er, weil er sich dachte, dass Schwester Maria Regina wahrscheinlich nicht daran gewöhnt war, den halb entblößten Körper eines Mannes zu sehen. Es störte ihn, dass er sie schon wieder in Verlegenheit gebracht hatte.
Aber da er ihr so nah war, konnte er nicht verleugnen, dass er sich sehr zu ihr hingezogen fühlte. Diesem Gefühl gedachte er jedoch nicht nachzugeben. Schwester Maria Regina war eine ganz besondere Frau, die er respektierte und die er in keiner Weise verletzen wollte. „So, fertig."
„Danke. Ich habe befürchtet, ich könnte Ihnen wehtun, wenn ich den Hemdärmel herunterziehe", log sie glattzüngig und begann, die Schusswunde zu untersuchen.
„Sie hätten mir nicht wehgetan", erwiderte Clay leise, und sie empfand seine Stimme wie eine Liebkosung.
Sogleich hielt sie inne. „Woher wissen Sie das so genau?"
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie jemals jemandem wehgetan haben."
Plötzlich war seiner Stimme ein tieferer und rauerer Klang zu Eigen gewesen, denn er hatte aus tiefster Überzeugung gesprochen.
Reina fröstelte trotz der Hitze. „Ich hoffe, Ihr Glaube an mich ist berechtigt."
„Das ist er."
Sie hatte nicht beabsichtigt, Mr. Cordell noch einmal anzusehen, weil sie sich darauf konzentrieren wollte, die Wunde zu behandeln. Irgendwie fühlte sie sich jedoch gezwungen, ihn anzuschauen, und merkte sogleich, dass sie einen gravierenden taktischen Fehler begangen hatte, denn Mr. Cordells prüfender Blick, der voller angeborener Sinnlichkeit war, traf ihren.
Verwirrt fand sie, er habe die schönsten Augen, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Sie war wie gebannt, gefangen von seiner sie faszinierenden Männlichkeit.
Dieses Mal konnte sie sich nicht dazu bringen, den Blickkontakt, der eine Ewigkeit anzuhalten schien, zu unterbrechen, und das Herz klopfte ihr zum Zerspringen.
Auch Clay war durch die zwischen ihr und ihm entstandene Spannung wie gelähmt.
Sie hatte sich Gott geweiht und ihr Leben dem Dienst an anderen Menschen verschrieben. Dennoch meinte er, dass sie die schönste Frau war, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Ihr Verhalten wirkte vollkommen natürlich, und ihr Herz schien keinen Arg zu kennen. Ihre dunklen Augen, aus denen sie ihn so vertrauensvoll anschaute, schlugen ihn in den Bann, und er merkte, dass ihre unschuldige Ausstrahlung, ihre Sanftmut und ihre Offenherzigkeit ihn stark beeindruckten. Plötzlich sehnte er sich danach, sie in die Arme zu schließen und ihren weichen, süßen Mund küssen zu können.
Das heiße Verlangen, das er bei dieser Vorstellung empfand, überraschte ihn und verursachte ihm Schamgefühle. Er ärgerte sich über sich, weil er nicht fähig war, die lustvollen Gedanken zu verdrängen. Schwester Maria Regina war eine Frau, die weltlichen Gütern und der körperlichen Liebe entsagt hatte, nicht irgendeine leichtlebige Person, mit der er eine Stunde lang zusammen sein und sie dann ohne jeden weiteren
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