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033

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Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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atmete.
    „Ist er tot?" brachte Reina schließlich mühsam heraus.
    Er hörte, wie aufgeregt sie war, drehte ihn auf den Rücken, um ihm ins Gesicht sehen zu können, und beeilte sich dann, ihr zu versichern: „Ja, Schwester. Er ist mausetot. Aber regen Sie sich nicht auf. Es war nicht Ihre Kugel, die ihn getroffen hat, sondern meine."
    „Dem Himmel sei Dank", flüsterte Reina.
    „Ich werde nachsehen, wie es dem anderen Passagier ergeht", äußerte Fred.
    „Da ist noch ein Passagier?" fragte Clay scharf und schaute hinter dem sich entfernenden Kutscher her.
    „Ja", bestätigte Ruth. „Mr. Poke wurde bei dem Versuch verwundet, die mordlüsternen Räuber zu vertreiben."
    Da die Frau von einem Mann geredet hatte, war Clay klar, dass es sich bei diesem Passagier nicht um Miss Alvarez handeln konnte. Diese Erkenntnis enttäuschte ihn.
    „Ich werde mich mit dem Kutscher um Mr. Poke kümmern, Schwester", wandte Ruth sich an sie. „Sie sollten sich eine Weile ausruhen. Sie sehen schrecklich blass aus."
    „Vielen Dank, Mrs. Hawks."
    „Vielen Dank, Sir, für Ihre Hilfe", sagte Ruth und schaute den Fremden an. „Ohne Ihre Unterstützung hätten die Verbrecher vielleicht uns alle umgebracht."
    „Gern geschehen, Madam."
    Sie schenkte ihm ein herzliches Lächeln und eilte dann mit Melissa zum Kutscher, um ihm behilflich zu sein. Nachdem sie und das Kind gegangen waren, sah Clay die Nonne zum ersten Mal richtig an, weil er wissen wollte, wie mitgenommen sie wirklich war. Über die kurze Entfernung hinweg, die ihn von ihr trennte, traf sein Blick ihren, und im gleichen Moment fühlte er sich bis in Mark erschüttert. Sie war keine alte Ordensfrau, wie er erstaunt feststellte, sondern jung und sehr schön.
    Diese Erkenntnis machte ihn sprachlos, und er fragte sich, warum er angenommen hatte, die Nonne müsse alt sein. Langsam richtete er sich auf.
    Auch sie war, als ihrer beider Blicke sich trafen, durch die sinnliche Ausstrahlung des Mannes vollkommen aus der Fassung geraten. Ihr stockte der Atem, und plötzlich schien die Zeit still zu stehen. Die virile Anziehungskraft des Unbekannten schlug Reina restlos in den Bann. Sie war verwirrt, empfand Unbehagen und dennoch gleichzeitig eine unerwartete Erregung.
    Sie war, was Männer anging, nicht gänzlich unerfahren. Von Natur aus kokett, liebte sie es zu flirten. Wenngleich sie bei vielen Festen und Bällen gewesen und von zahlreichen Verehrern umworben worden war, hatte es nie einen Mann gegeben, der sie auf den ersten Blick derart zu beeindrucken vermochte wie dieser Fremde.
    Sie überlegte, woran es lag, dass er sie dermaßen aus dem seelischen Gleichgewicht bringen konnte. Das lag gewiss nicht nur daran, dass er besonders gut aussah. Es hatte fürwahr Dutzende von besser aussehenden und eindeutig gepflegteren Männern gegeben, die um ihre Gunst bemüht gewesen waren. Dieser Mann war nicht mehr als ein berittener Vagabund, ein ziellos durch die Gegend ziehender, sichtlich mittelloser Mensch, aber dennoch fühlte sie sich allein durch seine Anwesenheit vollkommen durcheinander. Ohne den Blick von ihm zu wenden, grübelte sie über den Grund nach, und erst Mrs. Hawks' Stimme riss sie in die Wirklichkeit zurück.
    „Schwester Maria Regina! Mr. Poke ist noch am Leben!"

7. Kapitel
    Bestürzt fand Reina in die Gegenwart zurück und spürte sich bei der Erkenntnis, dass sie den Fremden unverhohlen angestarrt hatte, ein wenig erröten. Sie riss den Blick von ihm los und rief sich zur Ordnung. Sie war jetzt Schwester Maria Regina, und keine Nonne, die sich selbst achtete, würde einen Mann derart angaffen. Sie bemühte sich um Fassung und blickte zur Postkutsche.

    „Poke lebt noch?" rief sie zurück.
    „Ja", antwortete Fred. „Er ist nicht bei Bewusstsein. Sein Pulsschlag ist jedoch regelmäßig. Sobald wir ihn hier verbunden haben, werden wir zur nächsten Zwischenstation fahren."
    „Gott sei Dank!" äußerte Reina ehrlich erleichtert und merkte erstaunt, dass es ihr wirklich etwas bedeutete, wie es dem alten Mann erging.
    Clay war restlos überwältigt gewesen, als er vor der Nonne stand und sie betrachtete. Wiewohl er nur ihr Gesicht sehen konnte, zweifelte er nicht daran, dass sie absolut hinreißend gewachsen sein musste. Ihr Teint war perfekt. Ihre Lippen wirkten weich und einladend, und ihre großen dunklen Augen waren so bezaubernd, dass Clay es bedauerte, sie den Blick von ihm abwenden zu sehen, nachdem die andere Frau ihr etwas zugerufen hatte.
    Erst in diesem

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