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033

033

Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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Alvarez!
    Erwartungsvoll harrte sie darauf, dass er noch etwas äußerte, und war verstimmt, weil er schwieg. Sie wollte unbedingt herausfinden, warum er das Bild bei sich hatte.
    „Ist die Frau auf dem Gemälde Ihre Verlobte?" fragte sie, während sie mit der Whiskyflasche zu ihm zurückkehrte, sich zwingend, so zu tun, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen.
    „Nein", antwortete er. „Ich bin ihr noch nie begegnet", fügte er hinzu und war nicht sicher, ob diese Tatsache ein Segen oder bedauerlich war. Er nahm die ihm hingehaltene Flasche entgegen, schraubte den Verschluss ab und trank einen großen Schluck Whisky. Den ihm brennend durch die Kehle rinnenden Alkohol empfand er wie ein wohltuendes Heilmittel.

    „Wieso haben Sie dann das Bild bei sich?" Reina bemühte sich, nur mäßig interessiert zu erscheinen, ohne allzu neugierig auf Einzelheiten erpicht zu wirken.
    Sie wollte nicht, dass Mr. Cordell den Eindruck gewann, sie frage ihn absichtlich aus.
    „Ich bin Kopfgeld]äger", erklärte er. „Diese junge Frau ist ihrem Vater davongelaufen. Er hat mich angeheuert, damit ich sie ihm zurückbringe. Zu diesem Zweck gab er mir das Bild, damit ich sie, wenn ich sie aufgespürt zu haben glaube, identifizieren kann."
    „Ich verstehe." Sie war froh darüber, dass der Vater kein neueres Porträt von ihr hatte, begriff indes nicht, wieso er sie nicht selbst aufzufinden versuchte. Die Tatsache, dass er einen Kopfgeldjäger beauftragt hatte, erschreckte sie. Sie hätte nie erwartet, dass er zu einem solchen Mittel greifen würde. „Wohin hat die Frau auf dem Bild sich Ihrer Meinung nach begeben?"
    „Ich bin mir nicht mehr sicher", antwortete Clay. Er war froh, dass er in der Nähe gewesen war, weil er die Leute aus der Postkutsche vor den Verbrechern gerettet hatte. Es ärgerte ihn jedoch, dass er sehr viel kostbare Zeit auf etwas verwendet hatte, das sich dann als Fehlschlag herausstellte.
    „Nicht mehr?" wiederholte Reina, während sie sich wieder neben ihn hockte und etwas Wasser auf einen der Stofffetzen schüttete. Dann fing sie an, ihm behutsam das verkrustete Blut vom Arm zu waschen, und harrte seiner Antwort.
    „Ich habe die Suche nach dieser Frau in Monterey begonnen, und alle Anzeichen sprachen dafür, dass sie sich in dieser Postkutsche befand. Offensichtlich bin ich einem Irrtum erlegen." Es beunruhigte Clay, dass er sich getäuscht hatte. Er war der Meinung gewesen, es würde verhältnismäßig leicht sein, Miss Alvarez aufzuspüren, so dass der Auftrag schnell erledigt werden konnte. Jetzt hatte er feststellen müssen, dass die Sache bei weitem nicht so einfach sein würde, wie er zunächst angenommen hatte. Miss Alvarez war offenbar viel listiger, als er und ihr Vater glaubten.
    „Es waren nur fünf Passagiere in der Kutsche." Reina hielt das Gesicht abgewandt, während sie die Wunde reinigte. Die Neigung, die sie für ihn empfand, hatte sich mittlerweile in schreckliche Angst verwandelt, da sie befürchtete, er könne sie plötzlich erkennen. Verzweifelt hoffte sie, durch die Verkleidung wie eine echte Nonne zu wirken.
    Vor Enttäuschung stöhnte er auf. „Niemand ist zwischenzeitlich zugestiegen und hat den Wagen dann irgendwo verlassen?"
    „Nein."
    Grimmigen Gesichts grübelte Clay darüber nach, was er nun tun solle. Er musste nach Louisiana weiterreiten und wider alle Hoffnung darauf setzen, dass Miss Alvarez, wie ihr Vater angedeutet hatte, zu ihren Freunden geflohen war. Es ärgerte ihn furchtbar, dass Dev dadurch noch länger im Gefängnis bleiben musste. Er wusste jedoch, dass ihm keine andere Wahl blieb und er so schnell wie möglich nach Osten umkehren müsse.

    „Was gedenken Sie nun zu tun?" erkundigte Reina sich in einem Ton, der andeuten sollte, sie mache nur beiläufig Konversation, um Mr. Cordell von seinen Schmerzen abzulenken.
    „Ich wurde engagiert, um einen Auftrag zu erledigen, und werde das tun. Ich werde die Verschwundene suchen, bis ich sie gefunden habe", versicherte Clay und trank einen Schluck Whisky. Mehr gedachte er nicht preiszugeben.
    Seine Antwort verursachte ihr ein inneres Frösteln, und plötzlich war sie noch nervöser. „Sie haben sehr entschlossen geklungen."
    „Ich bin fest entschlossen."
    „Ich werde für Sie beten, Sir", erwiderte sie ernst und fügte in Gedanken hinzu, sie werde darum beten, dass er nie mehr eine bessere Gelegenheit haben solle, sie zu finden, als die augenblickliche.
    „Vielen Dank, Schwester. Ich brauche jede Hilfe, die ich

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