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033

033

Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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Gedanken an sie verlassen konnte. Sie hatte größten Respekt und Rücksicht verdient und durfte nicht zum Ziel unzüchtiger Gedanken werden. Clay war zerknirscht und überlegte, was er sagen könne, um die eingetretene gespannte Stille zu durchbrechen.
    „Wie sieht die Wunde aus, Schwester?" Er hatte seine Stimme fast nicht mehr erkannt, da sie ihm so fremd vorgekommen war, ganz so, als habe jemand anderer geredet.
    Einen Augenblick lang fühlte Reina sich versucht, verträumt zu lächeln und Mr.
    Cordell zu sagen, seine Augen sähen wundervoll aus; er habe die schönsten grauen Augen, die sie je im Leben zu Gesicht bekommen hatte, und sie könne Stunden damit verbringen, sie anzuschauen. Nur der Umstand, dass er „Schwester" zu ihr gesagt hatte, riss sie aus der Stimmung und hielt sie davon ab zu vergessen, wer sie war und was sie hier tat.
    Im Stillen haderte sie mit sich über ihre Dummheit. Sie nahm sich zusammen, richtete die Aufmerksamkeit voll auf seinen Arm und stellte erfreut fest, dass Mr.
    Cordell einen glatten Durchschuss erlitten hatte.
    „Sie haben Glück gehabt", sagte sie, als sie wieder zu sprechen imstande war. „Die Wunde ist nicht entzündet. Die Kugel hat den Arm durchschlagen."
    „Gut! Hören Sie! In einer meiner Satteltaschen ist eine Flasche Whisky." Clay fand, er könne einen Schluck vertragen, nicht nur, um die Schmerzen im Arm nicht so zu spüren, sondern auch, um seine sinnlichen Gelüste zu dämpfen.
    „Fein! Ich kann den Whisky dazu benutzen, die Wunde zu reinigen."
    „Ich habe nicht daran gedacht, ihn restlos zu verschwenden, Schwester", erwiderte Clay und grinste sie an.
    Das nur für sie bestimmte Lächeln verunsicherte sie, und rasch richtete sie sich auf.
    „Es tut mir Leid. Ich war gedankenlos. Ich bin sicher, der Arm tut Ihnen schrecklich weh."
    Sie eilte zu Mr. Cordells Pferd, um die Whiskyflasche zu holen, durchwühlte die Satteltaschen und stieß schließlich auf die flache Flasche, die praktisch auf dem Boden einer der Taschen vergraben war. Beim Herausnehmen hatte sie offenbar etwas anderes mit herausgezogen, denn ein Gegenstand fiel ihr vor die Füße.
    „Es tut mir Leid", entschuldigte sie sich und ärgerte sich über das Missgeschick. Der im Staub liegende Gegenstand schien ein kleines gerahmtes Bild zu sein. Sie bückte sich und hob ihn auf.
    Sie hatte nicht die Absicht, neugierig zu sein, und nur vorgehabt, das Bild kommentarlos in die Tasche zurückzutun. Als sie jedoch unvermittelt sah, dass sie das vom Vater vor zwei Jahren in Auftrag gegebene kleine Porträt in der Hand hielt, stockte ihr das Herz.
    Reina wurde kreidebleich, während sie ihr Ebenbild anstarrte. Sie war überzeugt, dass sie so schockiert aussah, wie sie sich fühlte, und froh darüber, Mr. Cordeil den Rücken zuzuwenden.
    Er hatte ein Bild von ihr. Es gab nur eine Möglichkeit, wie er in dessen Besitz gelangt sein konnte. Er musste es vom Vater bekommen haben. Jäh bekam sie es mit der Angst und schluckte schwer, weil sie unvermittelt einen beengenden Druck auf der Brust verspürte. Sie zwang sich, die zitternden Hände ruhig zu halten. Du lieber Himmel! Verstört überlegte sie, was sie nun tun solle. Mr. Cordell war hinter ihr her.
    Sie bemühte sich um Fassung. Keinesfalls durfte sie in Panik geraten. Offensichtlich hatte er sie nicht erkannt, denn sonst hätte er bestimmt eine diesbezügliche Äußerung gemacht. Sie war schon zu weit von zu Hause entfernt, um sich jetzt noch durch irgendetwas oder jemanden an der Flucht hindern zu lassen. Sie holte tief Luft, steckte das Gemälde in die Satteltasche und machte sie zu.
    „Die Frau auf dem Bildnis ist sehr schön", äußerte sie, sich selbst ein Kompliment machend , während sie sich beherrscht zu Mr. Cordell umdrehte. Sie zwang sich, eine nur leicht interessiert wirkende Miene aufzusetzen, und war erleichtert, als sie feststellte, dass er sie nicht beobachtete, sondern sich gegen das Wagenrad gelehnt und die Augen geschlossen hatte. Gott sei Dank, dass er nicht bemerkt hatte, wie erschüttert sie war.
    „Ja, das stimmt", erwiderte Clay ausdruckslos. Miss Reina Alvarez. Allein der Gedanke an sie machte ihn wütend. Wären diese verzogene kleine Göre und ihr gleichermaßen arroganter Vater nicht gewesen, befände er sich jetzt nicht in dieser Einöde und hätte auch keine Arm-wunde. Stattdessen hätten Dev und er die Belohnung für die Ablieferung Dentons kassiert und wären längst wieder fröhlich unterwegs gewesen. Zum Teufel mit Miss

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