033
Stadt war Nathan in Gedanken versunken. Er hatte gespürt, dass der alte Mann beunruhigt gewesen war, und fragte sich, ob seine zukünftige Frau ihm in Bezug auf die Hochzeit Ärger zu machen gedachte. Die Vorstellung erregte ihn eigenartig. Er würde es wirklich sehr genießen, sie zu zähmen.
Er befürchtete nicht, sie könne nicht rechtzeitig zur Trauung erscheinen, denn er billigte Mr. Alvarez die Fähigkeit zu, seine eigensinnige Tochter unter Kontrolle zu halten. Er war sehr zuversichtlich, dass die Hochzeit wie geplant stattfand. Insofern spielte es auch keine Rolle, dass Miss Alvarez im Moment nicht zu Hause war.
Zudem hatte er Lilly, die alles in sich vereinte, was er von einer Frau erwartete.
Charley Stevens war ein schlanker, wild dreinschauender, dunkelhaariger junger Mann, der im hinteren Teil des Sa-loons „Zum Goldenen Hufeisen" saß und mit zwei seiner Freunde trank und Karten spielte. Der eine seiner Freunde war Bucky Porter, ein blonder Mann mit vorstehenden Zähnen, der andere der hagere, hitzköpfige rothaarige Rex Jones. Wenngleich Charley, der unter ihnen den Ton angab, den Anschein erweckte, guter Stimmung
zu sein, war er doch sehr beunruhigt. In der letzten Zeit schien nichts richtig zu klappen, und das machte ihn sehr nervös.
Vor Wochen, als Sheriff Macauley Mr. O'Keefe des Mordes an Señor Santana wegen verhaftet hatte, waren Char-ley und seine Kumpane sehr zufrieden gewesen, da kein Verdacht auf sie gefallen war. Inzwischen hatten die Dinge sich jedoch ganz entschieden negativ entwickelt. Wiewohl der Fall ziemlich klar zu sein schien, zögerte der Sheriff, ihn vor Gericht zu bringen, und das störte Charley. Er konnte nicht begreifen, warum Macauly noch Bedenken hatte, und wollte keineswegs, dass der Gesetzeshüter weitere Nachforschungen anstellte. Er hatte Angst davor, was der Sheriff noch herausfinden könnte.
Er trank einen großen Schluck Bier und war sich bewusst, dass er etwas unternehmen musste. Das Risiko, dass die Beweisaufnahme wieder eröffnet wurde, konnte er auf keinen Fall eingehen. Er musste sich schützen und sicherstellen, dass Mr. O'Keefe als der Schuldige galt und für den Mord an Señor Santana verurteilt wurde.
„Wisst ihr, Jungs, ich finde, es ist an der Zeit, dass wir die Dinge in die Hand nehmen", sagte er bedächtig zu seinen beiden Kumpanen.
„Du redest über die Sache mit Santana?" fragte Rex nervös.
„Ja. Sie schleppt sich schon verdammt lange hin", antwortete Charley aufgeregt.
„O'Keefe hätte mittlerweile längst gehängt sein sollen."
„Was sollen wir deiner Meinung nach tun?" erkundigte sich der betrunkene Bucky, eifrig darauf bedacht, alles zu tun, das die Verwicklung der drei Freunde in das Verbrechen verbarg.
„Nun, zuerst brauchen wir Hilfe. Das Ding können wir nicht allein drehen. Wir würden uns verdächtig machen." Charley lehnte sich zurück und gab sich den Anschein, sehr entspannt zu sein. Dann sagte er so laut, dass er sicher sein konnte, es werde Ärger geben: „Jeder hier weiß doch, dass dieser Mr. O'Keefe, der Señor Santana umgebracht hat, immer noch da drüben gemütlich im Gefängnis sitzt und sich wie ein König behandeln lässt, während der alte Pedro in seinem Grab vermodert!"
Rex begriff, welche Rolle ihm bei dieser Intrige seines Freundes zugedacht war, und fragte daher ärgerlich: „Willst du mir damit zu verstehen geben, dass noch keine Vorbereitungen für den Prozess getroffen wurden?"
„Ja", warf Bucky sich an dem Spiel beteiligend ein. „Und das ist eine verdammte Schande! Der Mann ist schuldig, todsicher!"
Interessiertes Gemurmel entstand unter den Gästen der Bar.
„Das weiß ich", stimmte Charley zu. Er hatte gemerkt, dass die Leute ihnen zuhörten, und heizte absichtlich die Stimmung an. „Ich dachte, sie hätten ihn überführt, aber offenbar ist dem nicht so."
„Man hat verdammt genug Beweise gefunden, um ihn festzunehmen, doch nun sollen sie nicht zur Verurteilung reichen?" brüllte Charley und knallte den leeren Bierkrug auf den Tisch. „Ich weiß, um welche Beweise es geht. Ich habe gehört, dass man am Ort des Verbrechens O'Keefe gehörende Gegenstände gefunden hat, und außerdem in seiner Satteltasche ein dickes Bündel Geld, für das er keine Erklärung liefern kann."
„Er ist ganz bestimmt schuldig!" meinte Rex.
Ein „Ja" äußernder Chor war von der Theke her zu hören. Die Leute fingen an, anderer Meinung zu werden. Das freute Charley, denn das war genau das, was er
Weitere Kostenlose Bücher