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033

033

Titel: 033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In seidenen Fesseln
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erreichen wollte.
    „Für mich ist O'Keefe schuldig, aber vielleicht haben wir einen Feigling zum Sheriff.
    Vielleicht hat Macauley aus irgendeinem Grund Angst", sagte er mit erhobener Stimme.
    „Ja! Zum Teufel, worauf wartet er noch? Senor Santana war unser Freund!" warf Rex ein.
    „Ja. Jedermann mochte ihn", stimmte Pedro zu. „Aber sein Mörder sitzt noch immer im Gefängnis."
    Die Männer an der Bar wurden mehr und mehr von dem Gespräch beeinflusst. Auch sie hatten sich gefragt, warum es bei der Eröffnung des Prozesses gegen Mr. O'Keefe diese Verzögerung gab. Gefühlsmäßig stimmten sie eindeutig Charley zu. Ihre Mienen wurden feindselig, und ihr Gemurmel steigerte sich.
    Nun sah er seine Chance gekommen. „Ich meine, wir selbst sollten die Sache regeln! Ich meine, wir sollten zum Gefängnis gehen und an Stelle des Sheriffs seine Arbeit für ihn tun, da er offensichtlich zu viel Angst hat, sie zu erledigen."
    Zustimmendes Geschrei war aus der Menschenmenge zu hören, und die Stimmung wurde ganz entschieden gereizt. Die Leute fingen an, aufgeregt herumzugehen, miteinander über den grausamen Mord an Señor Santana zu reden und vorzuschlagen, man müsse sofort für Gerechtigkeit sorgen.
    „Jedermann hier kannte Pedro Santana. Wie können wir hier herumsitzen und so tun, als sei nichts passiert? Todsicher hat dieser O'Keefe ihn umgebracht. Er ist schuldig! Er muss für sein Verbrechen büßen!" stachelte Charley die Leute auf.
    „Worauf warten wir noch?" schrie Bucky.
    „Unternehmen wir etwas!" Wütend sprang Charley auf. „Kommt mit!"
    „Die Männer haben Recht. Wir haben zu lange gewartet!" rief jemand an der Bar.
    „Gehen wir!"
    Wily Andrews, ein grauhaariger Alter, der in der Nähe der Hintertür der Kneipe an der Bar stand, hatte seinen Whisky getrunken und dem Gerede zugehört. Als die Leute offene Feindseligkeit gegen den Sheriff bekundeten, wurde er nervös. Ein Mob, der jemanden lynchen wollte, war etwas Furchtbares. Dabei konnten Unschuldige zu Schaden kommen. Wilys Ansicht nach fingen die Leute an, gefährlich zu klingen. Als er jemanden schreien hörte, man solle an Stelle des Sheriffs dessen Arbeit tun, falls Mr. Macau-ley zu viel Angst habe, sie zu erledigen, wusste er, dass er etwas unternehmen musste. So unauffällig wie möglich verließ er die Bar durch den Hinterausgang und rannte zum Gefängnis.
    „Guten Abend, Molly", begrüßte Sheriff Macauley die junge Frau, nachdem sie mit dem Mr. O'Keefes Essen enthaltenden Behälter das Büro betreten hatte.
    „Guten Abend, Sheriff", erwiderte sie. An diesem Abend hatte sie etwas bedrückt geklungen, doch das war Mr. Macauley nicht aufgefallen.
    „Mr. O'Keefe muss heute Abend hungrig sein. In der letzten halben Stunde hat er dauernd nach Ihnen Ausschau gehalten."
    Diese Mitteilung erfreute Molly. Die Vorstellung, dass er auf sie gewartet hatte, entlockte ihr ein leichtes Lächeln. „Dann muss ich mich wohl sputen und ihm sein Essen bringen." Sie hatte mehr als einen Grund, sich an diesem Abend zu beeilen.
    Mr. Macauley bedeutete ihr mit einem Wink, sie könne zu den Zellen gehen, und richtete die Aufmerksamkeit dann wieder auf die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Unterlagen. Seit Dentons Fluchtversuch vereitelt worden war, vertraute er Mr. O'Keefe und respektierte ihn. Er hatte, als Miss Magee im Zellentrakt verschwand, keine Angst um ihre Sicherheit, da er wusste, was der Gefangene von der jungen Frau hielt. Das war an Dentons Todestag durch Mr.
    O'Keefes Verhalten offenkundig geworden und auch bei den Besuchen, die sie in der Zwischenzeit täglich bei ihm gemacht hatte.
    Der Sheriff ließ die Gedanken zu dem Gefangenen schweifen und der schrecklichen Zukunft, der dieser entgegensah. Er wusste, er musste den Fall bald vor Gericht bringen, und diese Vorstellung beunruhigte ihn. Auf Grund der allgemeinen Stimmung in der Stadt war ihm klar, dass man Mr. O'Keefe bereits so gut wie verurteilt hatte. Seit Ace Dentons Tod war er jedoch davon überzeugt, dass Mr.
    O'Keefe den Mord an Señor Santana nicht begangen hatte. Mr. O'Keefe schien ein anständiger Mensch zu sein. Er war nicht die Art Mann, der einen Fremden kaltblütig von hinten erschoss.
    Macauley hoffte, dass sich etwas ergeben würde, wodurch der junge Mann jeden Verdachts enthoben wurde. Er hoffte außerdem, dass Mr. O'Keefes Freund mit einem Beweis zurückkommen würde, durch den die Unschuld seines Gefährten belegt wurde. Er wusste nicht, was mit dem anderen

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