0333 - Drei Herzen aus Eis
Bruchteil einer Sekunde, dennoch reichte dem Betrachter die Zeitspanne, um in das Innere der Vitrine hineinschauen zu können.
Was er im Aufzucken der Lichtsperre erkannte, ließ ihn innerlich jubeln.
Er sah die drei Herzen.
Und er sah ihre Veränderung!
Normal hatte er sie hergebracht, doch im Licht der Blitze schimmerten sie weiß.
Wie Eis…
»O verdammt!« flüsterte er, »o verdammt, es hat geklappt.« Er ging noch tiefer, preßte seine Handflächen gegen das Glas und auch sein Gesicht, das durch den Druck flach und verzerrt wurde, so daß es wie eine schwammige Masse wirkte.
Wo die Lippen das Glas berührten, bildete sich ein feuchter Film, darum kümmerte sich der andere nicht, er schaute weiter in die Vitrine hinein und sah, daß die Blitze ein regelrechtes Muster bildeten.
Es umgab die Herzen wie ein Spinnennetz, und dieses Muster blieb plötzlich stehen. Die dünnen Lichtfäden konnten das Innere der Vitrine erhellen. Für den Betrachter war alles klar zu erkennen. In seinem Innern durchtosten ihn die Gefühle. Er wußte jetzt, daß seine Mühe und seine Arbeit nicht umsonst gewesen waren, endlich hatte er es geschafft.
Von nun an konnte es nur noch aufwärts gehen.
Der Teufel, sein Mentor, hatte ihn nicht im Stich gelassen. Pierre schwitzte. Er drückte den Kopf zurück und wischte einen Teil des Schweißes von der Stirn. Noch mußte er abwarten, denn der Satan hatte ihm versprochen, sich ihm zu zeigen, wenn der erste Teil des Planes geklappt hatte.
Wo steckte er?
Bisher hatte Pierre großes Vertrauen in den Teufel gesetzt. Er hoffte, daß dieses Vertrauen auch weiterhin nicht enttäuscht wurde.
Ohne daß er es wollte, bewegte er seine Lippen, flüsterte den Namen des Teufels und hoffte, ihn zu sehen.
»Ja, zeige dich«, hauchte er. »Sage mir, daß ich alles richtig gemacht und deinen Wünschen nachgekommen bin. Ich habe die Herzen geholt, du hast es so gewollt, du…«
Und der Satan zeigte sich.
Zwischen den Herzen und dem Gespinst aus Lichtstrahlen bewegte sich etwas.
Dort schienen Luftmoleküle in Bewegung geraten zu sein, denn das Flimmern stammte von keiner elektrischen Lichtquelle. Es war innerhalb der Vitrine geboren und zirkulierte zwischen den drei in der Luft schwebenden Eisherzen.
Ein Gesicht erschien.
Zunächst nur in Umrissen war es zu erkennen. Es bildete eine dreieckige Form, war oben sehr breit und lief am Kinn ein wenig spitz zu. Augen, Nase und Mund kristallisierten sich ebenfalls hervor. Alles sah menschlich aus, obwohl es so nicht war. Man konnte es als Versuch bezeichnen, Ähnlichkeit mit einem Menschen zu bekommen, denn zwischen dem Herrn der Hölle und dem Homo sapiens gab es immer einen großen Unterschied.
Rötlich leuchtete das Gesicht. Eine breite Stirn besaß es, aus der zwei gekrümmte Hörner wuchsen.
Für den Betrachter war es der Beweis.
Vor ihm stand der Teufel!
Pierre holte tief Luft. In seinem Innern verkrampfte sich für einen Moment alles. Seine Augen begannen zu leuchten, denn für ihn wurde ein Traum Wirklichkeit.
Er hatte mit dem Satan Kontakt aufgenommen, und der Teufel zeigte sich ihm nun.
Pierre blieb in seiner knienden Haltung. Er atmete nur spärlich.
Die Eisherzen schwebten vor ihm, Lichtblitze wirkten wie eingefroren, und dahinter schimmerte das Gesicht des Unheimlichen.
Es machte einen fürchterlichen Eindruck. Vielleicht doch nicht einmal so sehr vom Äußeren, daran konnte man sich gewöhnen, aber Pierre spürte genau das Böse, das von diesem schrecklichen Gesicht ausging.
Da gab es keine Barrieren, keine Grenzen, die das Grauen abhielten, das Böse war einfach vorhanden und würde immer bleiben.
Der junge Mann bewegte die Lippen, ohne etwas zu sagen.
Dennoch verstand ihn der Teufel, denn er gab Antwort. Die flüsternde Stimme erreichte Pierres Ohres. Sie hörte sich an, als hätte sie Raum und Zeit überwunden und würde aus einer weiten Ferne stammen.
»Ich gratuliere dir zu deinem Erfolg«, flüsterte die Stimme. »Es ist gut gewesen, daß du auf mich gehört hast.«
Pierre nickte. »Ich wollte deine Gunst, Satan!«
»Die hast du nun!«
»Darf ich die Herzen behalten?«
Der Teufel lachte. »Ja, wenn du sie in meinem Sinne einsetzt.«
Pierres Augen leuchteten auf. »Natürlich werde ich sie so einsetzen, wie du es wünschst. Hast du je daran gezweifelt?«
Asmodis lachte. »Ich zweifle immer an den Menschen, das müßtest du doch allmählich wissen.«
»Aber nicht bei mir!« Pierre schlug sich gegen die Brust und
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