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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dem Unbehagen, das der Spiegel auslöste, wollte er ihn nicht auch noch unter sich liegen haben. Das war doch des Guten ein wenig zuviel. Er überlegte, ob er nicht mit einem Pendel oder einer Pyramide versuchen sollte, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Er entschloß sich für beides.
    Seinem Koffer entnahm er die fünfflächige Pyramide, baute sie zusammen und stellte sie auf die Glasfläche. Dann bereitete er den Pendelversuch vor.
    Abramov faltete die Hände, trat hinter den vor dem Spiegel kauernden Saranow, der ihn durch die verwaschene Mattheit nicht sah, und schlug zu. Saranow stürzte auf den Spiegel, walzte die Pyramide flach und blieb benommen liegen.
    ***
    Im Nebenzimmer ruckte Natascha Solenkowa mit einem Aufschrei hoch.
    Ihre Augen waren geweitet, und wie unter Zwang drehte sie den Kopf zur Fensterscheibe hin, die durch die Dunkelheit draußen spiegelte. Natascha stöhnte auf. Sie sah Schatten auf der Glasfläche. Ein massiger Mann, der am Boden kauerte, und ein anderer, der ihm die verschränkten Fäuste ins Genick hieb.
    Schatten… mehr nicht? Und wie Schatten vergingen die Bilder auch wieder. Das Mädchen mit den medialen Fähigkeiten zitterte. Etwas Unheimliches griff nach den Menschen, und langsam erhob sich Natascha und schritt auf das Fenster zu.
    ***
    Mit einem Sprung war Nicole bei Zamorra. Erleichtert stellte sie fest, daß er lebte, sogar bei Besinnung war. Er konnte sich nur nicht bewegen und nicht sprechen. Aber an seinen Augen erkannte sie, daß er sie wahrnahm.
    Sie überlegte. Was hatte zu diesem seltsamen Zustand geführt? Was hatte ihn gelähmt?
    Der Nerv, flüsterte etwas in ihr. Du hast mich mit dem berühmten Mister Spock-Griff‹ paralysiert.
    »Ich?« stieß sie erschrocken hervor. »Ich soll das getan haben?« Sie versuchte sich daran zu erinnern, aber das war nichts. Sie war aus der Duschkabine gestiegen und hatte sich vor den Spiegel gestellt. Und das Badetuch… hatte in der Tür gelegen. Da stimmte etwas nicht. Sollte Zamorra recht haben?
    Ja, verdammt. Tu endlich etwas. Mir trocknen die Augäpfel aus.
    Erschrocken ließ Nicole ihre Fingerkuppen über Zamorras Lider gleiten und schloß sie. Da er vollständig gelähmt war, konnte auch der Lidreflex, der die Augäpfel normalerweise feucht hielt, nicht funktionieren.
    Nicole spürte Zamorras Schmerz fast körperlich. Das einzige, was von dieser Art Lähmung seltsamerweise nicht betroffen wurde, waren Herzund Lungentätigkeit. Die schienen von einem anderen Nervenkomplex gesteuert zu werden. Aber die gesamte sonstige Motorik war durch die Blockierung eines bestimmten Nervenknotens lahmgelegt.
    Nicole rollte Zamorra auf den Bauch. Mit geschickten Griffen begann sie die Blockierung zu lösen, massierte die empfindliche Stelle und erreichte nach einigen Minuten, daß Zamorra sich wieder bewegen konnte.
    Sie massierte weiter, bis er wieder einigermaßen fit war. Was jetzt noch fehlte, würde sich von selbst wieder einstellen.
    Er brauchte sich jetzt nicht mehr auf die Telepathie zu konzentrieren, die ihn eine Menge Kraft gekostet hatte.
    Unter günstigen Voraussetzungen war der Parapsychologe in der Lage, Gedanken anderer Menschen zu empfangen. Bei Nicole war diese Voraussetzung besonders günstig durch das enge Band der Liebe, das beide Seelen miteinander verknüpfte. So konnte er auch Gefühle und Gedanken an sie übermitteln, und umgekehrt war es nicht viel anders.
    Oft genug kommt es vor, daß Menschen, die miteinander besonders gut harmonieren, zur gleichen Zeit den gleichen Gedanken haben oder die gleiche Bewegung machen. Zamorra und Nicole hatten gelernt, dieses Phänomen bewußt zu steuern und sich damit verständigen zu können.
    Allerdings kostete dieses bewußte Steuern ungeheuer viel psychische Kraft.
    Er schüttelte sich. »Du kamst aus dem Bad wie eine Schlafwandlerin«, sagte er. »Bevor ich merkte, daß du unter fremdem Einfluß standest, hattest du mich schon erwischt. Ich war von deiner Schönheit abgelenkt. Wahrscheinlich war ich noch zu sehr in deinem Bann…« Er lächelte.
    »Komm, laß dich küssen.«
    »Du gehst das Risiko ein, daß ich dich wieder lähme«, sagte sie.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Du bist wieder normal«, sagte er. »Aber ich möchte doch wissen, wer oder was da in dir gesteckt hat. Gib mir deine Erinnerung, ja? Vielleicht erkenne ich mehr in dir als du selbst.«
    »Einverstanden.«
    Nicole setzte sich neben Zamorra auf die Bettkante. Sie versuchte sich zu entspannen und alle Barrieren

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