0334 - Grauen in den Katakomben
sich Jane mit lauernder Stimme.
Der junge Mann merkte, daß er nun vorsichtig sein mußte. Besonders sorgfältig wählte er seine Worte aus. »Nicht direkt. Er gab mir nur deinen Namen…«
Jane wurde sauer. Sie ging vor, bekam den anderen zu packen und stieß ihn gegen die Wand. »Ich will hier keine Märchen hören. Du kannst jeden anderen anlügen, nur mich nicht. Hast du verstanden? Ich will nicht angelogen werden!«
»Klar, klar…«
»Also! Worum geht es wirklich?«
»Ich habe es nicht erfahren«, erwiderte Pierre langsam. »Wirklich. Der Teufel bat mich, ihm einen Gefallen zu tun. Ich sollte mich mit dir in Verbindung setzen. Das habe ich getan. Nun sind wir zusammen, wie du siehst, und ich meine…«
»Es ist demnach eine Falle«, stellte die ehemalige Detektivin mit nüchterner Stimme fest.
»Ja, das gebe ich zu…«
»Und du hast dich nicht geweigert?«
»Nein, man kann dem Teufel doch nicht widerstehen«, hauchte Pierre Trudot.
»Doch, man kann.«
»Ich bin zu schwach.«
Jane lächelte kalt. »Hattest du mir nicht den Vorschlag gemacht, gegen den Teufel zu arbeiten? Das müßte mir als abtrünnige Hexe doch entgegenkommen.«
»Ja, der Teufel klärte mich über dich auf.«
»Und was sagte er dir noch?«
»Er sprach von einem Würfel…«
Jane begann zu lachen. »Ich kann mir vorstellen, daß er davon gesprochen hat. Aber da irrt er sich. Ihn bekommt er nicht. Im Gegenteil, ich werde den Würfel nehmen und ihm eins auswischen. Der Satan soll zittern.«
Die Augen des jungen Mannes begannen zu glänzen. »Ist er denn so stark, dieser Würfel?«
»Noch stärker.«
»Dann kann ich ihn sehen?«
Eine gute Frage. Jane zögerte noch, die Antwort auf eine praktische Art und Weise zu geben. Sie schaute sich Pierre genau an. Er machte einen etwas nervösen Eindruck. Seine Augen glänzten in großer Erwartung. Wahrscheinlich konnte er sich nicht zwischen Jane Collins und dem Satan entscheiden.
»Nun?«
Jane hob die Schultern. »Was wäre damit schon gewonnen? Ob du ihn siehst oder nicht, das ist doch…«
»Ich möchte wissen, ob er stärker ist als die Vitrine!«
»Wie stark ist sie denn?«
»Gewaltig. Sie ist in der Lage, die magische Kälte zu produzieren. Man kann sagen, daß sie dem magischen Tiefschlaf…«
»Stimmt das?«
»Ja, Jane, das stimmt. Ein magischer Kälteschlaf kann durch die Truhe eingeleitet werden.«
»Was noch?«
Er hob die Schultern. »Eigentlich nichts mehr, es sei denn, man versteht, die in der Vitrine lebenden Kräfte zu lenken. In eine bestimmte Richtung natürlich, wie bei dir.«
Jane überlegte. Auch sie war neugierig. Zwar hatte Pierre nichts Bestimmtes gesagt, ohne Grund aber verschanzte er sich nicht in ein Verlies innerhalb der Katakomben.
»Nun?« fragte er.
»Und was ist, wenn ich den Würfel zeige?«
»Werden wir ihn in die Vitrine legen.«
»In der Hoffnung, daß er zerstört wird?«
»Nein, das natürlich nicht. Wo denkst du hin? Ich will sehen, wer stärker ist.«
Jane war die Sache zu unsicher. Sie traute diesem angeblich so harmlosen Typ überhaupt nicht. Im Gegenteil, der Satan hatte einen raffinierten Plan ausgeheckt, um über den jungen Mann an die abtrünnige Hexe heranzukommen. Aber Jane wollte ihm einen Strich durch die Rechnung machen. In Sekundenschnelle hatte sie einen Plan entworfen, den sie durchziehen mußte. »Du bekommst den Würfel zu sehen, Pierre. Das ist sogar eine Ehrensache für mich, wenn wir uns verbünden.« Die blonde Hexe lächelte hinterlistig.
»Aber was mit ihm geschieht, werden wir noch sehen.«
»Wirklich? Darf ich ihn anschauen?«
»Ja.«
»Zeigst du mir auch seine Reaktionen? Du mußt wissen, daß ich bisher von Magie nicht allzuviel verstehe. Wenn du jetzt mit dem Würfel kommst, dann ist alles anders. Das finde ich einfach irre, wie du dir vorstellen kannst.«
»Klar, ich verstehe dich, mein Kleiner.« Jane ließ die Tasche von der Schulter gleiten. Sie stellte den Beutel auf einen Stuhl.
»Ist er in der Tasche?«
»In der Hand habe ich ihn nicht«, erwiderte die Hexe.
»Entschuldige, aber ich…« Er verstummte, denn er sah, daß sich Jane gebückt hatte, um die Tasche zu öffnen.
Lautlos trat er zur Seite, so daß er schräg hinter die ehemalige Detektivin geriet. Sein Gesicht verzerrte sich plötzlich. Ein Zittern lief durch seine Gestalt. Instinktiv hatte er erkannt, daß sich ihm die große Chance bot. Er brauchte sie nur wahrzunehmen.
Ein zweiter lautloser Schritt brachte ihn dorthin, wo Jane
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