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0339 - Wir griffen ins Agentennest

0339 - Wir griffen ins Agentennest

Titel: 0339 - Wir griffen ins Agentennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir griffen ins Agentennest
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»Beeil dich, Phil. Die Zentrale ruft uns. Man hat anscheinend Sehnsucht nach uns.«
    Ich schaltete das Funksprechgerät ein und meldete mich.
    »Ich habe schon eine ganze Weile versucht, dich zu erreichen, Jerry«, klang eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher. »Wo steckst du im Moment?«
    »Vandam Street«, berichtete ich und setzte mich hinter das Steuer.
    »Das passt ja gut. Da will uns jemand ’nen Tipp geben. Ich glaube, dass es mit der Sache Gonzalez zusammenhängt. Fahrt doch gleich mal hin. Oder soll ich die Sache Andrew weitergeben?«
    »Nein, das machen wir schon. Wer will uns denn den Tipp geben, und wo finde ich den Mann?«
    »Es ist der alte Baker«, kam die Antwort. »Er hat eine Erfrischungsbude auf dem Parkplatz…«
    »Ja, ich kenne den Mann«, gab ich zurück. »Der hat mir schon recht vernünftige Tipps gegeben. Ich glaube, der hat seinen Stand auf dem Parkplatz in der Lispenard Street.«
    »Genau«, bestätigte mein Kollege in der Zentrale.
    »Okay, dann brausen wir ab. Ende«, schloss ich die Durchsage.
    Wir brauchten noch nicht einmal zwei Minuten. Die Imbissbude lag zum Glück ganz verlassen da. Phil und ich waren die einzigen Kunden. Baker ließ nicht merken, dass wir ihm bekannt waren. Er polierte ein Glas, auf dem auch nicht mehr die Andeutung eines Fingerabdruckes zu finden sein konnte.
    »Was darf ich den Herren geben?«, fragte der Alte, ohne uns anzublicken.
    »Zwei Tonic Water und eine Auskunft«, sagte ich.
    Der alte Baker nickte. Dann stellte er das Glas vor mich auf die Theke, ein zweites vor Phil. Schweigend ging er zu dem großen Eisschrank im Hintergrund der Bude. Um an die Flaschen heranzukommen, musste er sich bücken. Als der alte Baker sich wieder aufrichtete, war er puterrot im Gesicht, er schnappte nach Luft. Keuchend kam er heran.
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte ich ihm.
    »Ja, ja, das macht mir schwer zu schaffen«, berichtete er atemlos. »Ist ein altes Andenken an einen Gangster. Es war ein Lungensteckschuss, und die Ärzte gaben damals nicht einen einzigen Cent für mein Leben. Aber Baker lässt sich nicht so schnell unterkriegen.«
    Er öffnete die beiden Flaschen und schenkte Phil und mir ein. »Das war in den zwanziger Jahren in Chicago«, erzählte er dabei. »Ich bin auf offener Straße in ein Feuergefecht von zwei Gangsterbanden geraten. Die Bandenmitglieder sind heute tot. Sie haben sich gegenseitig getötet oder sie sind auf den elektrischen Stuhl gekommen. Nur einer lebt noch. Er war damals ’n junger Dachs, Eddy Lobster heißt er.«
    Ich verschluckte mich fast an meinem Tonic Water.
    »Haben Sie den Mann später wieder gesehen?«, fragte ich harmlos. Der Alte nickte. »Ich weiß nicht, was er heute macht. Vielleicht ist er ein anständiger Bürger geworden. Solche Falle soll’s ja geben. Und wieder gesehen habe ich den Mann einige Male, zuletzt gestern, ganz in der Nähe. Gleich hier um die Ecke, in der Walker Street, steht auf der rechten Seite ein altes Haus. Eigentlich sollte es abgerissen werden, so baufällig ist der Schuppen. In den oberen Stockwerken wohnt auch kein Mensch mehr, nur unten, im Parterre, da hat sich Eddy Lobster einen Raum eingerichtet. Ob er allein dort haust, kann ich nicht mal sagen.«
    Ich legte eine Zehndollar-Note auf die Theke und gab Phil ein Zeichen.
    Der alte Baker kramte in einer Zigarrenkiste nach Wechselgeld.
    »Lassen Sie nur«, sagte ich. »Der Rest ist für Sie.«
    Der Tipp, den uns der alte Baker gegeben hatte, war wertvoller als ein paar Dollars.
    »Wir lassen den Wagen hier und statten dem Schuppen mal einen Besuch ab. Vielleicht erwischen wir Gonzalez«, raunte ich Phil zu.
    Ohne dass wir es vorher verabredet hätten, trennten wir uns. Ich ging vorneweg, Phil schlenderte ein Stück hinter mir her. Das alte Haus war leicht zu finden. Es sah tatsächlich so baufällig aus, wie der alte Baker es beschrieben hatte. Ich schlenderte langsam daran vorbei und betrachtete das Haus und seine Umgebung aus den Augenwinkeln.
    ***
    Der Eingang war auf der linken Seite. Sämtliche Fenster waren mit rohen Brettern vernagelt. Dis Haus stand völlig frei in einem verwilderten Vorgarten, dessen Einfassungsmauer längst eingefallen war. Ich blieb stehen und zündete mir umständlich eine Zigarette an. Dabei drehte ich mich so, dass ich das Haus genau beobachten konnte. Es hatte den-Anschein, als stünde es völlig leer. Die schäbige Eingangstür an der linken Seite hatte in der Mitte ein kleines Fenster, dessen Glas zum

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