034 - Totentanz der Ghouls
geschwiegen!«
Der Unbekannte lächelte mitleidig. »Für wie dumm hältst du mich, Kantos? Ich habe alles mitgehört.«
»Was? Was habe ich denn gesagt?«
»Alles. Nichts hast du ausgelassen. Dein ganzes Wissen gabst du preis.«
»Das ist nicht wahr!« schrie Kantos kreidebleich. »Ich habe mich an mein Versprechen gehalten. Die beiden haben nichts aus mir herausgekriegt. Ich bin doch nicht… Ich weiß, was mich erwartet, wenn ich rede …«
»Du weißt es, und hast trotzdem nicht den Mund gehalten. Du dachtest wohl, es wäre niemand in der Nähe, der es erfährt. Aber wir beobachten euch. Wir haben euch unter Kontrolle, und wer gegen unsere Regeln verstößt, muß sterben!«
Kantos preßte die Handballen verzweifelt gegen die Schläfen.
»Ich kann mich an nichts erinnern. Das müssen Sie mir glauben. Irgend etwa ist mit meinem Gehirn nicht in Ordnung. Wenn ich etwas verraten habe, geschah es bestimmt nicht wissentlich. Das müssen Sie doch berücksichtigen!«
Der Fremde schüttelte unnachgiebig den Kopf. »Verrat bleibt Verrat, Kantos!« knurrte er, und dann setzte die Metamorphose ein.
Aus den Händen des Unbekannten wurden schaufelähnliche Klauen, ähnlich wie bei Maulwürfen. Der Schädel verformte sich.
Die tiefliegenden Augen nahmen ein bernsteinfarbenes Leuchten an, während sich das tödliche Maul des Leichenfressers vergrößerte.
Andreas Kantos sah die spitzen, dreieckigen Zähne und schüttelte entsetzt den Kopf. »Nein! Nein! Um Himmels willen…!«
Zum zweitenmal im Leben sah er einen Ghoul, und diesmal sollte es zum letztenmal sein. Der Schwarzblütler sprang vor. Kantos hatte den grauenvollen Tod Konstantin Pakras’ vor Augen.
Die Todesangst schnürte ihm die Kehle zu. Er begriff, daß er nur dann eine Chance hatte, wenn er sich wehrte.
Kantos duckte sich, und der Schlag verfehlte ihn. Er hetzte zur Hausbar, griff wahllos nach einer Flasche und hieb sie dem Ghoul auf den schleimigen Schädel.
Patsch! Es hörte sich grausig an. Der Kopf des Leichenfressers schien so weich wie eine gallertartige Masse zu sein. Kantos glaubte zu sehen, wie die Flasche einsank.
Jetzt zuckte der Schädel des Schwarzblütlers vor. Kantos rammte dem Scheusal die Flasche ins aufgerissene Maul. Die spitzen Zahnreihen klappten wie die Spangen einer Bärenfalle zusammen.
Das Glas der Flasche zersplitterte, verletzte den Ghoul jedoch nicht. Andreas Kantos wich zurück. Er riß eine neue Flasche aus der kreisrunden Halterung der verspiegelten Hausbar.
Mit großer Wucht schleuderte er sie dem Ghoul in die widerliche Fratze, doch auch damit erzielte er keine Wirkung. Der Dämon griff ihn kraftvoll an. Kantos versuchte die Treppe zu erreichen.
Fast hätte er es geschaft, aber nur fast. Der Körper des Monsters prallte mit ungeheurer Wucht gegen seinen Rücken. Das Gewicht des Ghouls drückte ihn nieder.
Kantos konnte sich nicht länger auf den Beinen halten. Er sackte zu Boden, drehte sich, zog die Beine an und stieß sie gegen den Leichenfresser, der ein unwilliges Knurren hören ließ.
Ein Schlag. Kantos brüllte auf. Die Krallen des Ghouls hatten ihm nicht nur das Hosenbein aufgeschlitzt, sondern auch die Wade verletzt. Als die Bestie das Blut des Opfers sah, drehte sie schier durch.
Immer wieder hieb der Ghoul auf Andreas Kantos ein. Der Yachtbesitzer kämpfte in heller Panik um sein Leben.
Schmerzen quälten ihn, drohten ihm die Besinnung zu rauben.
Wenn das passierte, war er unweigerlich verloren, deshalb kämpfte er verzweifelt gegen die Ohnmacht an.
Aber war er nicht auch so schon verloren?
***
Roxane und Mr. Silver erreichten ihren Leihwagen. Die Hexe aus dem Jenseits blickte nachdenklich zu Boden.
»Woran denkst du?« fragte Mr. Silver.
»An Cuca.« Roxane blieb stehen and schaute dem Ex-Dämon ernst in die Augen. »Unter Umständen stehst du ihr schon in einer Stunde gegenüber.«
»Ich wüßte nicht, worüber ich mich mehr freuen würde.«
»Sie besitzt diese Ghouls-Agentur. Ihre Leichenfresser töten Menschen. Wer weiß, wie viele Opfer sich die Dämonen schon geholt haben. Vielleicht verliert bald wieder ein Mensch sein Leben.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst, Roxane.«
»Wirst du an all das denken, wenn du Cuca wiedersiehst?«
»Selbstverständlich.«
»Angenommen, sie greift dich an, was dann?«
»Dann werde ich mich wehren.«
»Würdest du sie auch töten?« fragte Roxane nun direkt heraus.
»Wenn es sich nicht vermeiden ließe – ja.«
»Du hast aber vor, sie am
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