0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
der Unschuld Dutch Winkels überzeugt war als von seinem Talent, harmloser zu erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
Während eine ausgedehnte Sudie nach Sonja Kronen eingeleitet wurde, kehrten wir in unser Büro zurück und setzten uns nach einer kurzen Besprechung mit unserem Chef nochmals mit Interpol in Verbindung. Diesmal konzentrierte sich die Anfrage jedoch ausschließlich auf Sonja Kronen.
Wir saßen noch immer über einem verspäteten Frühstück, als ich zum Telefon gerufen wurde. Aber es war nicht die erwartete Antwort auf unsere Anfrage, sondern eine rauhe Stimme, die ich nicht kannte. Dem Akzent nach stammte sie aus Brooklyn.
»Wenn Sie den Revolver finden wollen, mit dem Raoul Boulanger erschossen wurde, suchen Sie am besten in Joe Maggios Garten weiter, Cotton«, sagte die Stimme. »An der Südseite gibt es einen Magnolienbaum, der Sie bei der Suche ganz besonders interessieren dürfte.«
»Wer spricht denn da überhaupt?« knurrte ich in den Apparat.
»Ein guter Bürger, der seine Pflicht nicht versäumen möchte«, kicherte der Anrufer, und dabei wurde mir klar, daß dieser gute Bürger sich im Umgang mit der Polizei wahrscheinlich besser auskannte, als das bei den meisten guten Bürgern der Fall ist.
Dann knackte es auch schon in der Leitung, und ich hatte keine Möglichkeit mehr, zu erforschen, wie dieser gute Bürger hieß und was er mit dem Anruf bezweckte.
Wir schluckten den Rest des Frühstücks ziemlich rasch hinunter, warfen uns in den Jaguar und sausten wieder ab nach Bridgeport.
Wir warfen Joe Maggio wieder einmal aus dem Bett. Er gähnte recht ausgiebig, als er die Tür der großen Villa öffnete und uss entdeckte.
»Ja, zum Kuckuck!« knurrte er bissig. »Laßt ihr beiden mich denn überhaupt nicht mehr in Ruhe!«
Ich blickte ihn gelassen an und hielt ihm den Durchsuchungsbefehl unter die Nase.
Er blickte recht finster darauf.
»Und was hofft ihr hier zu finden?« fragte er mit der unerschütterlichen Ruhe eines Unschuldigen.
»Wir suchen lediglich nach dem Schatz eines alten Fürsten«, gab ich zurück.
Joe Maggio wickelte den Morgenmantel enger und blies verächtlich durch die Nase.
»Da hat sich einer einen Scherz erlaubt, Cotton«, meinte er. »Bei der Gutgläubigkeit des FBI mußte er wissen, daß ihr auf alles hereinfallt.«
Knurrend kam er mit uns in den Garten, nachdem wir ihm erklärt hatten, um was es ging. Aus dem Gärt- ■ nerhaus liehen wir uns einen Spaten. Phil begann zu graben und fand bald ein Paket, das säuberlich in Wachspapier eingewickelt war.
»Sieh mal einer an!« grinste ich. »Der Schatz existiert wirklich.«
Maggio antwortete mir nicht, sondern beugte sich neugierig vor, als Phil langsam das Wachspapier entfaltete. Es war wirklich ein Revolver, ein 45er Marinecolt. Das Kaliber paßte genau zu der Kugel, die der Polizeiarzt aus deni Brustkorb Raoul Boulangers geholt hatte.
Diesmal sah Joe Maggio ziemlich verdattert aus.
»Sieh mal einer an!« sagte jetzt auch noch Phil. »Ein Schießeisen? Von dem dürften Sie allerdings nichts wissen, Maggio?«
Dessen Gesicht verzog sich.
»Ich weiß nicht, welche Hinterlist ihr euch hier ausgedacht habt?« schrie er dann wütend. »Aber eines weiß ich. Während ihr mich in eurem Büro ausgefragt habt, fuhr ein anderer eurer Kollegen hierher und vergrub das Ding in meinem Garten, nur damit es so aussieht, als habe ich wirklich etwas zu verbergen. Aber mit solchen Sachen kommt ihr bei mir nicht weit! Darüber wird ganz Amerika noch hören, das verspreche ich euch.«
Ich blickte von dem Revolver auf. Die Kratzer am Lauf konnten gut von dem Schalldämpfer stammen, den wir schon besaßen. Und wenn unser ballistisches Labor erst einmal den Revolver genauer untersuchte, würde sich rasch herausstellen, ob es sich dabei um die Mordwaffe handelte. Ich hatte das sonderbare Gefühl, daß es sich hier nicht nur um einen Bluff handelte.
»Für so bösartig halten Sie uns doch hoffentlich nicht, Maggio?« sagte ich leise. »Jemand rief uns vor einer Stunde an und verriet uns, daß wir diesen Revolver hier finden würden. Dieser Jemand wußte zu gut Bescheid, als daß es sich dabei um einen Zufall handelte. Aber ich halte auch Sie nicht für so dumm, daß Sie einen Revolver hier vergraben oder auch nur Ihre Zustimmung dazu geben, Maggio. Jemand will Ihnen etwas am Zeug flicken.«
Jetzt blickte Joe Maggio noch bestürzter vor sich hin.
»Das ist die erste vernünftige Erklärung, die ich jemals vom FBI gehört
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