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0342 - Schädeltanz

0342 - Schädeltanz

Titel: 0342 - Schädeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber nicht gut zu Fuß«, erwiderte Gryf. »Wie ist es, Señorita Carmen? Ich bringe Sie sicher, unfallfrei und mit äußerster Schnelligkeit durch diesen chaotischen Verkehr. Wenn Sie erlauben?«
    »Ich erlaube nicht«, sagte sie mit gerunzelter Stirn. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Gryf«, sagte er. »Einfach Gryf.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich schlage Ihnen einen fairen Handel vor. Ich steuere Sie sicher durch das Chaos, und Sie zeigen mir heute nachmittag und heute abend die Sehenswürdigkeiten von Cuernavaca. Es soll da einige recht hübsche Aztekentempel geben…«
    »Toltekentempel auch. Aber die werden Sie auch ohne mich finden.«
    »Bestimmt nicht, Señorita Evita. Ich fühle mich in fremden Ländern immer so unsicher.« .
    »Dafür sind Sie aber ganz schön mutig. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Señor Gryf, oder wie auch immer Sie heißen.« Sie ging um den Wagen herum und setzte sich auf den Fahrersitz.
    »Sie bringen es wirklich übers Herz, mich hier so einfach stehen zulassen?« fragte Gryf. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Julia.« .
    Sie seufzte. »Versuchen Sie’s mal mit Panchita. Panchita Cordobez y Colonna deCosta. Sind sie eigentlich immer so hartnäckig, machol«
    »Nur bei hübschen Vertreterinnen des Hochadels«, verriet Gryf und verneigte sich. »Darf ich Sie wenigstens zu einem Eis einladen?«
    »Nicht mal zu einer Tüte Pommes frites.« Sie startete und zwängte sich mit einem rasanten Blitzstart in den vorüberrauschenden Verkehr.
    Gryf seufzte. Dann sah er die Ampel an der gut zweihundert Meter entfernten Großkreuzung auf Rot umspringen. Er sah, wo das Cabrio stopte, führte einen kurzen zeitlosen Sprung durch und tauchte unmittelbar neben dem Wagen aus dem Nichts auf. Mochten sich die Leute, die den Vorfall zufällig beobachteten, ruhig wundern und an ihrem Verstand zweifeln. Gryf setzte sich auf den linken vorderen Kotflügel und lehnte sich über die Windschutzscheibe.
    »Panchita Cordobez y Colonna deCosta«, sagte er. »Das ist viel zu lang. Wissen Sie was? Ich nenne Sie einfach Panchita.«
    »Ich empfehle Ihnen, abzusteigen«, sagte sie. »Wenn die Ampel grün zeigt, werde ich sehr schnell starten.«
    »Das ist anzunehmen. Ist der Platz neben Ihnen frei, Panchita?« Er wedelte einmal weit ausholend mit dem linken Arm, und aus dem Ärmel seiner Jeansjacke rutschte ein Blumenstrauß hervor, der sich blitzschnell entfaltete, über die Windschutzscheibe kippte und im Fußraum des Wagens landete. »Oh, Verzeihung«, sagte Gryf. »Warten Sie, ich hebe ihn auf.« Er wieselte um den Wagen, flankte über die Tür auf den Sitz, bückte sich nach unten und hob den Strauß auf. »Bitte…«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Mann, Sie haben eine Art, aufdringlich zu sein… können Sie eigentlich kein Nein akzeptieren?«
    »Nur mein eigenes«, erklärte er.
    »Wie ist es, werfen Sie mich wieder ’raus oder darf ich es mir bequem machen?«
    »Machen Sie es sich bequem. Ich glaube, ich werde Sie ja doch nicht los, Señor Gryf. Sie sind ein merkwürdiger Mensch. Wie sind Sie so schnell hinter dem Wagen her gekommen, und woher haben Sie den Blumenstrauß?«
    »Ich kann zaubern«, sagte Gryf. Er sah das Mädchen von der Seite her an. »Hübsches Profil…«
    »Komplimente mache ich mir jeden Morgen vor dem Spiegel selbst. Was also wollen Sie von mir? Ein flüchtiges Abenteuer mit einer Mexikanerin? Vielleicht stelle ich Sie meinen fünf Brüdern vor…«
    »Die Sie nicht haben, Panchita. Zeigen Sie mir Cuernavaca?«
    »Was wollen Sie da? Wie ein Tourist sehen Sie nicht aus.«
    »Bin ich auch nicht.«
    Der Wagen rollte durch die Innenstadt. Panchita fuhr schnell und konzentriert und schlängelte ihren Wagen, wo immer sich eine Lücke bot, zwischen den anderen Fahrzeugen hindurch. Ihre schwarze Haarmähne wehte im Fahrtwind.
    »Wer sagt Ihnen überhaupt, daß ich Zeit und Lust dazu habe?« fragte sie.
    »Meine Spürnase. Übrigens werde ich nicht versprechen, brav zu sein.«
    »Das habe ich von Ihnen auch nicht erwartet, Gryf. Wenn man den Zeitungen glauben will, soll Cuernavaca von einem Vampir heimgesucht werden. Vielleicht sind Sie dieser Vampir und wollen mich entführen, um mein Blut auszutrinken, wie?« Sie lachte auf.
    Gryf lachte nicht.
    »Ein Vampir?« fragte er leise.
    Panchita verlangsamte das Tempo des Wagens. Sie sah ihn an, und sie erschrak. »Was ist mit Ihren Augen? Die werden so seltsam, so… schockgrün…«
    Gryf senkte die Lider. Seine

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