Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0343 - Der Berater des Teufels

0343 - Der Berater des Teufels

Titel: 0343 - Der Berater des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Drehung hochgezogen und von oben nach unten geführt wurde, schnitt es Eysenbeißens Kutte von oben bis unten auf und drang pfeifend und kreischend in den steinernen Boden.
    »Frevler!« kreischte Eysenbeiß. »Weiche!«
    »Später«, wich Wang aus, riß das Schwert hoch und drehte es ein wenig. Die flache Seite der Klinge traf Eysenbeiß am Kopf, und der Berater des Höllenfürsten kippte wie ein Brett zur Seite um.
    Wang grinste.
    Es wäre ihm leichtgefallen, Eysenbeiß zu töten. Aber er wollte es nicht. Zum einen, weil er keinen Wehrlosen erschlug, zum anderen, weil er den Beweis für den Verrat noch nicht hatte. Er hatte Eysenbeiß provoziert, und der hatte anscheinend wirklich etwas zu verbergen. Sonst hätte es eher zu ihm gepaßt, daß er Wang spöttisch grinsend den gesamten Unterschlupf durchsuchen und sich blamieren ließ.
    Irgend etwas mußte also doch zu finden sein…
    Wang widmete dem Bewußtlosen noch einen Kontrollblick, dann begann er mit der Durchsuchung. Eysenbeiß bewohnte eine Reihe von spartanisch, gar mönchisch eingerichteten Kavernen. Wang hatte sich nie gefragt, aus welcher Struktur die Hölle gemacht war, daß sie die ewigen Gluten aushielt, die Lavaströme, in denen die Seelen der Verdammten glühten, er hatte sich nie gefragt, wo diese Hölle sich befand, in den Tiefen des Erdinnern, oder in einer anderen Welt, es interessierte ihn nicht. Für ihn war nur wichtig, sich in dem Labyrinth aus Gängen, Straßen, riesigen Höhlen und winzigen Kammern zurechtzufinden. Paläste mit gewaltigen, luxusüberfüllten Sälen, winzige, feuchtkalte Gemächer. Flüsse von glühender Lava erfüllt… ewige Finsternis und dennoch blendendes Licht aus LUZIFERS Hand. Wang ahnte, daß die Wirklichkeit noch viel fantastischer war, als er sie mit seinen Menschenaugen wahrnahm. Er sah nur einen winzigen Teil, oder sein Gehirn verarbeitete die Eindrücke, welche seine Augen aufnahmen, so, daß er sie verstehen, begreifen konnte, ohne darüber den Verstand zu verlieren. Sein Gehirn war an Dinge gewohnt, die Substanz hatten, und ein Tisch hatte eben wie ein Tisch auszusehen, eine Platte mit drei bis vier Stützbeinen. Ob das in Wirklichkeit so war, spielte keine Rolle. Er jedenfalls sah ihn als Tisch.
    Ebenso sah er die Wohnkavernen so, wie sie seiner vom menschlichen Dasein geprägten Vorstellung entsprachen. Die Dämonen sahen sie mit Sicherheit vollkommen anders… und deshalb war in der Sphäre, die »Hölle« genannt wird, nichts jemals gleich und nichts von Bestand.
    Während Leonardo deMontagne wie ein Großfürst lebte in seinem Palast, lebte Wang, der einstige Mongolenherrscher, wie ein Krieger, und Eysenbeiß wie ein Mönch. Entsprechend waren die Räume eingerichtet, die er bewohnte. Kahle Stirnwände, hier und da rötlich bis gelb glühend und alles in einem merkwürdigen Lichtschimmer tauchend. Einfache Möbel, aber an den Wänden Regale mit allerlei magischen Gerätschaften. Ein Raum, vollkommen schwarz, mit Hilfsmitteln gespickt. Hier wirkte Eysenbeiß seinen Zauber. Von hier beobachtete er das Geschehen in der Welt und anderswo, hier nahm er seine Beschwörungen vor. Aufmerksam hielt Wang Umschau. Doch nichts deutete darauf hin, daß Eysenbeiß Verrat plante.
    Sollte Wang sich geirrt haben?
    Er öffnete eine weitere Tür.
    Und da stand sie.
    ***
    »Was soll das heißen, die Leiche ist fort?« knurrte Captain Perkins.
    »Sie ist verschwunden, Sir. Spurlos.«
    »Harry, dein alkoholfreies Bier scheint doch nicht so alkoholfrei zu sein. Leichen verschwinden nicht spurlos, erst recht nicht bei uns in Manhattan.«
    »Sir, Mister Tendykes Leiche ist weg«, beharrte Harry. »Mit so was mache ich doch keine Scherze. Doc Sievers drehte sich um, verließ den Raum, um noch irgend etwas zu holen, was er vergessen hatte, und als er zurückkam, war die Leiche weg, der Raum leer.«
    »Harry, wir haben doch beide die Schußverletzungen gesehen, nicht wahr? Damit steht keiner mehr auf. Und Doktor Frankenstein, der Leichensammler und Monsterkonstrukteur, ist auch schon ein paar Jährchen in der Urne. Was also soll der Quatsch?«
    »Sir, ich erzähle Ihnen nur, was passiert ist.«
    »Passiert sein soll. Doc Sievers wird die Tür verwechelt haben.«
    »Kaum, Sir«, beharrte Harry fast weinerlich. »Glauben Sie mir.«
    »Wer ist Doc Sievers?«
    »Unser Pathologe.«
    »Tendyke sollte also obduziert werden«, konstatierte Zamorra. »Und dabei ist er vom Tisch verschwunden, ja? Als der Arzt ihm den Rücken

Weitere Kostenlose Bücher