0343 - Kampf um Lady X
Sie selbst hatte diese Blutsauger gesehen und miterlebt, wie aus Menschen Vampire wurden.
Es gab sie. Da hatte sich Wintek nichts eingebildet oder gelogen.
Davor wollte er sie beschützen.
Als er eine Pause einlegte, konnte sie die nächste Frage stellen.
»Bitte, ich möchte wissen, ob diese Vampire hier in der Nähe auf uns lauern.«
»Das tun sie.«
»Und wo?«
»Unter uns!« hauchte Wintek. »Im Keller. Dort warten sie die Dunkelheit ab.«
Bianca Schwarz erschrak. Das Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie wurde totenblaß. »Stimmt es wirklich, was du gesagt hast?«
»Glaubst du denn, ich würde dich anlügen?« Er gab sich erbost.
»Wie kannst du so etwas von mir denken!«
»Nein, du verstehst mich falsch. Ich kann es mir nur nicht vorstellen.«
»Ja, sie sind im Keller. Ich habe sie selbst gesehen.«
Bianca schluckte. »Und können sie auch hochkommen?«
»Klar.« Bevor Bianca sich noch weiter erschrecken konnte, sah sie das Lächeln des anderen. »Aber ich habe ihnen einen Riegel vorgeschoben. Wir können sie ruhig die Treppe hochkommen lassen, das macht alles nichts, denn ich habe…« Sein Gesicht nahm einen verschmitzten Ausdruck an. »Einfach die Tür verkeilt. Gut, nicht?«
»Du bist ein Genie!«
»Nein, nicht doch!« wehrte er verlegen ab. »So etwas kannst du nicht sagen. Ich habe nur eben überlegt, das ist alles. Wirklich, nur überlegt. Mit einem Genie hat das nichts zu tun.«
»Hält die Tür denn dicht?«
»Ich habe sie verkeilt.«
»Das war gut.«
»Wir sind ungestört.« Nach diesem Satz begann der andere wieder, Bianca anzufassen. Das wollte sie nicht. Aber wie sollte sie aus der Lage herauskommen?
Ihr fiel etwas Einfaches ein, wobei sie auf einen Erfolg hoffte. »Du, mir ist kalt«, sagte sie.
»Oh, es tut mir leid.« Ehrliches Bedauern klang aus seiner Stimme. »Was kann ich tun?«
»Folgender Vorschlag…«
»Nein!« rief er, »sag nichts.« Wintek sprang auf. Biancas Kopf fiel zurück. Sofort richtete sie sich in die Höhe. Die plötzliche Bewegung verursachte ein Schwindelgefühl bei ihr. Für einen Moment drehte sich das Zimmer vor ihren Augen.
»Bitte nicht, Wintek.«
»Wieso?« Er blieb unter der Lampe stehen. Sein Gesicht glänzte und zeigte einen erstaunten Ausdruck. »Du weißt doch gar nicht, was ich vorhabe?«
»Was es auch ist, ich habe da eine bessere Idee.«
»Nein, das glaube ich dir nicht. Hier ist mein Haus. Hier fühle ich mich wohl, hier sollst auch du dich wohlfühlen. Hast du gehört? Nur wir beide allein. Ich gehe jetzt und hole eine Decke.« Er streckte den Arm aus. Sein Zeigefinger wies auf sie. »Bleib nur liegen und rühr dich nicht. Sonst wäre ich enttäuscht.«
»Du brauchst wirklich keine Decke zu holen, Wintek!« sagte sie beschwörend.
»Wenn du doch frierst.«
»Ich mache dir einen anderen Vorschlag. Laß uns zu meinen Freunden gehen. Ich werde ihnen erklären, daß du es gewesen bist, der mich beschützt hat. Dann werden meine Freunde auch deine Freunde. Hast du verstanden, Wintek?«
»Ja, ich habe verstanden«, erwiderte er langsam, und das Mädchen ahnte Schlimmes.
»Und?«
»Nichts dergleichen wird geschehen, das schwöre ich dir. Gar nichts von dem. Ich will nicht zu deinen Freunden. Sie werden niemals meine Freunde werden.« Er kam einen Schritt näher. »Du hast mich enttäuscht, Königin«, erklärte er mit rauher Stimme. »Sehr enttäuscht sogar. Das habe ich gar nicht gern.«
Bianca bekam Angst. Plötzlich sah sie nicht mehr den bedauernswerten Mann vor sich, sondern ein zweibeiniges Ungeheuer. Der Krumme öffnete und schloß seine Hände. Bis auf sein heftiges Atmen war es still im Raum.
Fieberhaft dachte die Rothaarige nach einem Ausweg nach. Es mußte ihn doch geben…
Da hörte sie die Schritte.
Nicht in der Nähe, auch nur schwer zu vernehmen. Schritte im Haus?
Das genau war die Lösung! Hatte Wintek nicht davon gesprochen, daß sich Vampire im Keller verborgen hielten? Und wollte er sie nicht beschützen? Dies konnte er nun beweisen. Sie mußte es nur geschickt genug anfangen.
Bianca hoffte, daß sie jetzt alles richtig und nur nichts verkehrt machte. Beschwörend schaute sie Wintek an, während sie den Arm hob, ihren rechten Zeigefinger ausstreckte und ihn auf ihre Lippen legte.
Der Krumme verstand das Zeichen. »Was ist?« fragte er.
»Ich habe etwas gehört.«
»Wo?«
»Hier im Haus«, wisperte sie und fügte noch die Worte »im Keller« hinzu.
Winteks Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an. »Nein«,
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