0344 - Vampir-Schlangen
Schlange in der Stufenmitte aufhielt, blieb er ziemlich dicht am Rand der Stufen. An der rechten Seite schlich er die Treppe hoch und stützte sich dabei an der Wand ab.
Sie näherten sich.
Die Schlange kam von oben, er von unten. Je mehr die Entfernung zusammenschmolz, um so unwohler wurde ihm, denn das Tier hielt noch immer sein Maul so weit aufgeklappt, daß der Kopf eines Menschen schon darin verschwinden konnte.
Der Krumme hatte die Augen verengt. Er ließ das Tier nie aus dem Bereich seines Lampenstrahls und befand sich plötzlich mit ihm auf gleicher Höhe.
Wintek blieb stehen.
Die Schlange interessierte sich nicht für ihn. Sie glitt vorbei.
Der Krumme atmete auf. Er ging die nächste Stufe hoch und glaubte, daß alles erledigt wäre.
Den Irrtum bemerkte er eine Sekunde später.
Nicht der vordere Körperteil der Schlange bewegte sich auf ihn zu, sondern der hintere.
Und der reagierte wie eine Peitsche.
Wintek spürte noch den Schlag an den Kniekehlen, etwas preßte seine Beine zusammen, dann erfolgte der Ruck.
Auf der Treppe stehend, riß er beide Arme hoch. Ein gellender Schrei der Angst drang aus seinem weit geöffneten Mund. Der Krumme kippte und konnte nichts dagegen tun.
Schräg fiel er nach links. Mit dem Kopf prallte er gegen die Wand, spürte den Schmerz, sah Sterne vor seinen Augen aufblitzen und fiel weiter.
Mit dem Rücken schlug er auf.
Es tat weh, als er die harten Stufenkanten unter sich spürte. Er jammerte, bekam das Übergewicht und rollte, sich mehrmals überschlagend, die Treppe wieder zurück. Bis gegen die Tür krachte er, die durch den Innendruck wieder zufiel.
Wintek blieb bewegungslos liegen. In seinem Schädel spürte er das wüste Hämmern, der Atem drang keuchend über die Lippen, sein Rücken schmerzte, als hätte jemand einen feurigen Strahl darüber hinweggleiten lassen. Weit hatte er den Mund aufgerissen und schnappte nach Luft.
Er wunderte sich darüber, daß er noch am Leben war, und irgendein Lebensfunke wurde zur kleinen Flamme, die ihm befahl, den Kopf zu drehen. Er hob ihn dabei noch an und konnte auf die Treppe schauen.
Die Schlange kam!
Sie befand sich bereits im unteren Drittel und hielt nach wie vor ihr gefährliches Maul offen. Winteks Sichtperspektive war eine andere geworden, er konnte in den Rachen direkt hineinschauen, der ihm noch größer als bei der ersten Begegnung vorkam.
Wollte die Schlange ihn verschlingen?
Das war eine wahnsinnige Vorstellung, er hätte auch in einer anderen Situation darüber gelacht. Noch nie hatte er davon gehört, daß Schlangen Menschen verschlucken, aber wie sich dieses Biest auf ihn zubewegte, kam es ihm doch vor, als sollte er in ihrem Maul verschwinden.
Und er konnte nicht weg!
Es war schlimm für ihn. Die Schmerzen zwangen den Krummen, am Boden zu bleiben. Er schmeckte den Dreck, atmete Staub ein und sah auch die Blutstropfen, die von seinem Kinn herabfielen und ein Muster im Staub zeichneten. Bei dem Fall mußte er sich irgendwo die Lippe aufgeschlagen haben.
Die Schlange ließ sich nicht beirren. Sie kam ihm so groß wie ein Ungeheuer vor, der Rachen erinnerte an eine Höhle, und seine Angst steigerte sich von Sekunde zu Sekunde.
Irgendwann würde sie explodieren, dann konnte er es einfach nicht mehr aushalten, dann…
Nein, er kam nicht hoch, so sehr er es auch versuchte. Der harte Aufprall hatte ihm jede Energie genommen, und so mußte er seinem Schicksal entgegenschauen.
Der Schlangenkopf zuckte nach rechts. Das Tier wollte wohl einen Bogen schlagen. Den Grund wußte er nicht, wo er doch greifbar nahe für die schmale Bestie lag.
Sie glitt an ihm vorbei. Einmal berührte ihr Körper seine Stirn. Die trockene Haut schabte darüber, und das Gefühl steigerte seine Angst noch mehr.
Auch der Krumme wollte sich umdrehen und den Weg der Bestie verfolgen, es blieb beim Vorsatz, denn er fand einfach nicht mehr die Kraft dazu.
Jetzt war die Schlange fast aus seinem Blickfeld geraten. Nur noch ihr Ende sah er und spürte im gleichen Moment das Zucken an seinem rechten Fuß.
Wintek selbst hatte sich nicht bewegt. Das Zucken mußte einen anderen Grund gehabt haben, den er sich nicht vorstellen konnte, bis er die Kraft spürte, die ihn nach hinten zog.
Da war die Schlange…
Er wollte seinen rechten Fuß bewegen, schaffte es nicht, weil ihn eine andere Kraft festhielt.
»Nein!« keuchte er, »nein…« Dann begann er zu schreien. »Neiiinnn, neiiinnneiinnn …«
Die Schlange kannte kein Pardon. Sie
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