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0346 - In der Nachbarschaft des Todes

0346 - In der Nachbarschaft des Todes

Titel: 0346 - In der Nachbarschaft des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In der Nachbarschaft des Todes
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auf der linken Seite lag, schob mich noch ein Stück nach vorn und probierte, wie ich die Lampe zu halten hätte, damit ihr Lichtschein das Gesicht des Leichnams traf. Endlich hatte ich den Bogen ‘raus, schob meinen Kopf ein Stück vor und sah zwischen den hochgestellten Knien durch. Ich zuckte zurück, als hätte ich einer angriffslustigen Klapperschlange in den bereits geöffneten Rachen geblickt.
    »Ist was?« fragte einer von den Telefon-Männern. Seine Stimme klang nicht sehr fest.
    Ich schloß die Augen, preßte die Lider fest aufeinander und schlug sie wieder auf. Sah ich Gespenster? Widerstrebend riskierte ich einen zweiten, längeren Blick. Nein. Ich hatte mich nicht getäuscht. Was ich sah, wirkte wie das vertrocknete, verschrumpelte Antlitz einer Jahrtausende alten Mumie. Nur trug die Mumie einen Anzug nach neuestem Schnitt.
    ***
    »FBI-Hauptquartier Washington, Dechiffrierabteilung. Hier spricht Mac Anders. Hallo, Kollege!«
    »Hallo, Anders«, sagte Phil am Telefon. »Ich dachte schon, ihr würdet euch erst melden, wenn wir hier in die Luft geflogen sind.«
    »Wir haben unser möglichstes getan, um schnellstens zu einem Resultat zu kommen. Aber selbst ein Elektronengehim braucht seine Zeit. Vor allem dauert es, bis man es mit den präparierten Daten gefüttert hat, die es verarbeiten soll«
    »Und ich dachte«, grinste Phil, »wenn man ein Elektronengehirn heute etwas fragt, hätte man gestern schon die Antwort abholen können.«
    »Nein, ganz so schnell geht es noch nicht.«
    »Scherz beiseite. Ist etwas ‘rausgekommen, was uns helfen kann?«
    »Gehen wir der Reihe nach, Decker. Die Formulierung 13.59 Uhr ist zweifellos eine Schlüsselzahl. Sie bedeutet also nicht oder nicht nur, was sie zu bedeuten vorgibt.«
    »Das war meine Vermutung. Deswegen haben wir uns ja überhaupt an euch gewandt. Kein Amerikaner würde je so eine verrückte Zeitangabe machen.«
    »Darin stimmen wir überein. Wir sind zunächst von der Annahme ausgegangen, daß die Zahlen anstelle von Buchstaben stehen könnten und ein Wort verschlüsseln sollten.«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, gab Phil zu. »Und wie steht es damit?«
    »Das Elektronengehirn hat alle möglichen Kombinationen durchgerechnet und die Buchstabengruppen angegeben, die sich jeweils ergeben. Es ist nicht eine darunter, die einen Sinn hat. Es läßt sich also mit Bestimmtheit sagen, daß die Zahlen nicht für Buchstaben stehen.«
    »Aber irgendwas muß doch diese verrückte Zeitangabe zu bedeuten haben!«
    »Der Meinung waren wir auch. Aber es müssen ja nicht unbedingt Buchstaben sein. Wir haben die Dechiffrier-Experten der verschiedensten Sprachgebiete zu einer Sonderkonferenz zusammengerufen und den Fall diskutiert. Zunächst steht fest, daß die ganze Art der Zeitangabe aus dem deutschen Sprachraum stammen dürfte. In deutschsprachigen Ländern ist es allgemein üblich, offizielle Zeitangaben von null bis vierundzwanzig zu machen. Die Zahlen von null bis zwölf bedeuten dann also die Vormittagsstunden, die Zahlen von dreizehn bis vierundzwanzig die Nachmittagsstunden bis Mitternacht.«
    »Daraus könnte man also schließen, daß der Bombenleger deutscher Herkunft ist?«
    »Wenigstens, daß ihm dieser Brauch gut bekannt ist. Er wird also, wenn schon nicht deutscher Herkunft, so doch wenigstens in Deutschland gewesen sein.«
    »Das ist ein mikroskopisch kleiner Anhaltspunkt, mit dem wir so gut wie gar nichts anfangen können, weil wir gar nicht Zeit genug haben, Nachforschungen in dieser Hinsicht zu betreiben.«
    »Wir haben noch einige weitere Folgerungen gezogen.«
    »Nämlich?«
    »Zunächst fiel unseren Experten die Zahl 59 auf. Wir haben das Jahr 19-59. Die 59 könnte also irgendeinen Bezug auf das laufende Kalenderjahr haben.« Phil stieß einen leisen Pfiff aus. »Donnerwetter!« murmelte er. »Das ist mir noch nicht aufgefallen. Aber was kann dann die dreizehn davor bedeuten?«
    »Wir haben schon gesagt, daß die Art der Zeitangabe deutschen Sitten entspricht. Wenn jetzt 59 die Jahreszahl ist, kann man annehmen, daß die Zahl ein Datum angeben soll. Im Gegensatz zu unseren Gewohnheiten schreiben die Deutschen den Monat an der zweiten, den Tag im Monat dagegen an der ersten Stelle. Mithin würde 1359, wenn man es als deutsche Datumsangabe liest, den ersten Tag im dritten Monat des Jahres 59 bedeuten, also den ersten März 1959. Das ist eine kühne Folgerung, aber es ist die einzige, die streng logisch überhaupt zu einem sinnvollen Ergebnis führt.

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