0346 - Medusas Horrorblick
uns.«
»Das will ich herausfinden.«
»Wir müssen nur vorsichtig sein.«
Ihr Gespräch versiegte, denn Henry wurde von einer Frau angesprochen, die er auch auf der Wahlveranstaltung gesehen hatte. Sie fragte nach einem Termin für ein Interview.
»In den nächsten Tagen ist es schlecht. Am besten wäre es, wenn Sie mich noch einmal im Büro anriefen. Sagen wir«, er überlegte kurz, »übermorgen?«
»Geht in Ordnung.«
Endlich hatte Henry Zeit, seinen Freund Gerald Fry zu begrüßen.
Der stand zusammen mit zwei weiteren Gästen, sah Harrison und kam winkend auf ihn zu. »Da bist du ja endlich.«
»Tut mir leid, Gerald, aber du weißt ja, wie das ist.«
»Klar, ich verstehe.« Fry lächelte. In seinen Augen aber wohnte der Ernst. Darüber konnte auch die im Gesicht schimmernde Urlaubsbräune nicht hinwegtäuschen. Sein Haar war gebleicht, schon fast weiß. Im Gegensatz zu der dunklen Lockenpracht seiner Frau, die Henry mit einem Kuß auf die Wange begrüßte.
»Fein, daß du gekommen bist, Marylin«, sagte der Gastgeber.
»War doch Ehrensache.«
»Bei deiner Arbeit.«
Marylin lachte und beugte den Kopf zurück. »So schlimm ist es auch nicht.« Von Beruf war sie Kinderärztin und hatte sehr gut zu tun, weil sie sich auf ihre kleinen Patienten einstellen konnte und sich dies herumgesprochen hatte.
Fry zündete sich eine schmale Zigarre an und fragte: »Du hast von Peters Tod gehört, Henry?«
»Ja.«
»Und was jetzt?«
»Ich weiß es nicht«, gab Harrison zu. »Wir müssen erst abwarten, das wird am besten sein.«
»Aber ihr müßt etwas tun«, mischte sich Marylin ein. Sie schaute die Männer scharf an. »Ihr könnt es nicht einfach schleifen lassen.«
»Das wissen wir auch«, gab Fry zu.
»Dann unternehmt etwas. Dieser Tod dieses Menschen war nicht normal, zum Teufel. Da hat ein anderer mitgespielt, kann ich mir vorstellen. Ich will an einen Selbstmord einfach nicht glauben. Auch ich habe Peter gekannt. Er war nicht der Typ, der zum Selbstmord neigte, wenn ihr versteht.«
Beide Männer nickten.
»Dann käme nur noch Mord in Frage«, folgerte Gerald Fry.
»Richtig.«
Fry wiegte den Kopf und schaute seinen Freund Harrison dabei an, als würde er von ihm eine konkrete Antwort bekommen. Auch Henry überlegte. Anscheinend wußte Fry noch nicht, daß es Rätsel um den Tod des Freundes gegeben hatte. Deshalb beschloß Henry, seinen Freund aufzuklären.
Er nahm ihn zur Seite. Zudem wurde Marylin von einer anderen Person abgelenkt, die heftig auf sie einredete.
»Was ist denn genau geschehen?« fragte Fry. »Du bist mir so seltsam.«
»Weißt du es wirklich nicht?«
»Nein.«
»Dann hör zu.« Henry berichtete haarklein von dem, was er gehört hatte.
Gerald Fry hörte ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen. Hin und wieder nur zuckten seine Lippen, das war alles. Er stritt auch nichts ab, als Harrison seine Ausführungen beendet hatte, sondern schüttelte nur den Kopf und entließ dabei dünne Rauchwolken aus seinen Lippen.
»Glaubst du mir, Gerald?«
»Ja«, erklärte Fry. »Obwohl es mir verdammt schwerfällt, wie du dir denken kannst.«
»Mir auch. Aber er ist zerplatzt!« Harrisons Augen funkelten, er sprach zischend, die Erregung klang auch aus seiner Stimme. »Beim Aufprall platzte er auseinander.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein Wahnsinn, aber eine Tatsache.«
»Die du mit eigenen Augen nicht gesehen hast.«
»Nein, aber die Polizei sprach davon.«
Sehr nachdenklich stellte Fry die nächste Frage. »Worin siehst du das Motiv?«
»Ich denke an Griechenland.«
»Ach.«
»Ja, überlege mal.« Henry faßte den Freund an. »Wir waren da unten und hatten Kontakt mit diesem Kastakis. Er zeigte uns eine ungemein wertvolle Statue, die Medusa aus Gold, du erinnerst dich. Und die Mythologie besagt, daß derjenige, der die Medusa anschaut, zu Stein wird. Unser Freund Peter ist zu Stein geworden…«
Da Gerald ein ungläubiges Gesicht machte, wollte Henry nicht mehr weiterreden. Außerdem sah er seine Frau, die ihm heftig zuwinkte.
»Ich komme gleich wieder.« Er zwang sich zu einem Lächeln, als er sich an den Partygästen vorbei auf Dana zudrängte. Sie schaute ihn beschwörend an. Ihre Wangen waren schon gerötet, wahrscheinlich hatte sie einige Gläser Sekt getrunken. Jetzt brachte sie ihre Lippen dicht an Henrys Ohr. »Du mußt die Rede halten und vor allen Dingen die Gäste über den Tod unseres Freundes aufklären.«
Henry Harrison nickte. »Ja«, sagte er,
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