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0346 - Medusas Horrorblick

0346 - Medusas Horrorblick

Titel: 0346 - Medusas Horrorblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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derjenige, der die Legenden hütet.«
    »Und das wäre?«
    »Vielleicht bin ich der über allem Stehende. Ich weiß es nicht. Manche Menschen haben mich den Legendenvater oder Göttervater genannt. Auch Zeus…«
    Er schwieg, auch ich sagte nichts mehr. Es war kaum faßbar, was ich hier erlebte, und wieder einmal mußte ich meine Gedanken ordnen, um überhaupt weitersprechen zu können.
    Daß es Zeus war, der zu mir sprach, wollte ich zunächst einmal dahingestellt sein lassen, für mich war wichtiger, eine Verbindung zu dem Fall zu bekommen, mit dem alles begonnen hatte.
    Bill hatte mir von einer Statue berichtet. Einer goldenen Medusa.
    Sie mußte Dreh- und Angelpunkt sein.
    Und nach ihr fragte ich.
    »Eine Gorgonenfigur hat mich in diese Welt gebracht. Wie ist dies möglich gewesen? Lebt auch sie?«
    Er begann zu lachen. »Ich weiß, daß dir vieles unbekannt ist, mein Freund. Aber die Figur hat mit dieser Welt nichts zu tun. Sie war ein Rest, ein Überbleibsel, das lange, lange Zeit in den Tiefen des Meeres gelegen hatte, bis jemand kam und diese Figur hob. Zunächst war dieser Jemand von der Statue fasziniert. Er sah nur das Gold, schon bald merkte er, daß mehr in ihr steckte. Er fühlte die Kraft der Statue und erinnerte sich wieder an die alten Legenden und Mythen. Er las die Geschichte der Medusa nach, wobei er sich fragte, weshalb sie ihn nicht zu Stein werden ließ, wenn er sie anschaute. Der Mann bekam eine Antwort. Medusa zeigte sich dankbar, daß er sie aus der Tiefe befreit hatte, und sie wollte aus Dankbarkeit in seine Dienste treten. So konnte er zuschauen, wie sie lebte und ihre Kräfte nur dann entfaltete, wenn sie die Augen öffnete. Das ist wichtig. Wen sie mit offenen Augen anschaut, der erstarrt zu Stein. So weit hat die Macht der Medusa gewirkt.«
    Ich hörte die Worte und mußte ihnen glauben, da ich keinen Gegenbeweis antreten konnte.
    Der andere sprach weiter. »Diese Figur konnte noch mehr. Viel mehr. Sie beherrschte durch den Geist der Medusa die Zeiten. Sie konnte durch ihre Kräfte eine Brücke schlagen zwischen der Gegenwart und dem Land der Legenden und Mythen. Es gelang ihr zu pendeln. Wenn sie in der Gegenwart nicht mehr sein wollte, kehrte sie hierher zurück, wo sie ihre eigentliche Erschafferin sah, denn Medusas Geist ist nicht vernichtet worden, er lebt hier weiter.«
    Die Frage rutschte mir hervor. Ich wollte sie eigentlich gar nicht stellen. »Kann ich sie sehen?«
    »Das willst du wirklich?«
    Da schwieg ich.
    »Ist dir überhaupt klar, was dann geschieht, wenn sie erscheint?«
    »Werde ich zu Stein?« Stockend brachte ich die Frage hervor und spürte Schweiß auf meinem Gesicht.
    »Ja, das ist möglich, denn du kennst die Geschichte sehr genau. Wer sie ansieht, wird zu Stein…« Ich hörte ein leises Lachen. »Wer in ihr Gesicht schaut, erstarrt. Sie und die Statue stehen in einer unmittelbaren Verbindung. Du hast dir gewünscht, Medusa zu sehen, Mensch, ich werde deinen Wunsch erfüllen.«
    Nein, wollte ich schreien, hatte schon den Mund geöffnet, doch kein Laut drang über meine Lippen.
    Dieses geheimnisvolle Land hielt mich in seinem Bann. Wenn es tatsächlich das Gebiet der Mythen und Legenden war, weshalb sah ich dann niemand? Waren all die Gestalten unsichtbar, vielleicht sogar ein Teil des Nebels, der über den Boden floß und sich in permanenter Bewegung befand?
    Möglich konnte alles sein, und meine Gedankengänge stoppten abrupt, denn die folgenden Ereignisse überrollten mich.
    Ich schaute in den Nebel hinein und sah, daß er sich an einer Stelle vor mir verdichtet hatte.
    Dort bewegte er sich auch stärker, wallte und rollte und formte aus sich, ich konnte es kaum fassen, eine Frauengestalt.
    Man hatte mir die Medusa versprochen.
    Nun sah ich sie!
    Sie stand plötzlich da, trug ein grünlich schimmerndes Gewand, das locker über ihren Schultern lag und bis zum Boden reichte. Ich konnte sie anschauen, denn sie wandte mir noch den Rücken zu.
    Erst wenn mich ihr Blick traf, wurde ich zu Stein.
    Mein Blick glitt dabei an ihrer Gestalt hoch und erfaßte auch den Kopf. Es waren keine Haare, die auf ihrem Schädel wuchsen, sondern Schlangen von unterschiedlicher Dicke.
    Sie glänzten in einem gefährlichen Rot. Manche von ihnen waren nur so dick wie Finger, andere erreichten den Umfang eines Männerarms, wieder andere lagen genau dazwischen.
    Eines jedoch hatten sie gemeinsam.
    Sie bewegten sich von einer Seite auf die andere, ringelten sich dabei zusammen, stiegen

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