0347 - Tausend Dollar für ein Leben
abgeflogen.«
»Da seid ihr einer Ente aufgesessen«, erklärte der Reporter. »Ich habe mich nämlich noch vor einer Stunde mit ihm unterhalten!«
***
Ich schob Norman Meeker einen Sessel hin und baute eine Flasche Scotch vor ihm auf.
»Also los, Norman«, sagte ich. »Was weißt du über diesen Clark Gilbury?«
»Er lebt in der Bronx und finanziert kleine Leute zu horrenden Zinsen. Außerdem kauft er alten Schmuck an und tätigt eine Reihe ähnlicher Geschäfte. Einmal war er auch in ein Verfahren wegen Hehlerei verwickelt. Es stand ziemlich schlecht um ihn. Aber MacPherson haute ihn heraus.«
»MacPherson, der berühmte Strafverteidiger? Der Mann nimmt doch Stargagen! Konnte sich denn Clark Gilbury das leisten?«
»Das weiß ich nicht, Cotton. Aber man munkelte damals, der reiche Bruder hätte sich den guten Namen der Familie ein paar Dollar kosten lassen!«
»Schau, schaul«, murmelte Phil. »Was doch alles herauskommt, wenn man ein bisschen hinter die Kulissen leuchtet. Und du hast also diesen Clark Gilbury noch heute Abend gesprochen?«
»Sicher, Decker! Ich traf ihn in einer Bar, oben an der Grenze von Harlem. Er war groß in Fahrt und schmiss eine Runde nach der anderen. Er benahm sich nicht sehr standesgemäß. Ich denke, der Konservenkönig hat mit seiner Verwandtschaft auch einen mächtigen Klotz am Bein.«
»Sieht so aus«, kommentierte ich. »Kennst du den anderen Bruder auch, den Wissenschaftler?«
»Du meinst, Arthur, der heute angeschossen wurde? Mit dem hatte ich noch nichts zu tun. Ich weiß nur von einem Bekannten, der als Lektor für eine wissenschaftliche Monatsschrift tätig ist, dass er ihnen regelmäßig Artikel schickt, die ebenso regelmäßig abgelehnt werden. Der Mann scheint einen Tick zu haben. Aber was ist los, Cotton? Was ist so interessant an der Familie Gilbury?«
»Ich habe den Eindruck, dass das ein ganz dicker Knüller für dich wird, Meeker. Aber vorläufig keine Zeile. Dafür kriegst du die Story auch als erster, wenn es soweit ist!«
»Klar! Schließlich kennen wir uns nicht erst seit gestern.«
»Okay, Norman. Wenn du Lust hast, kannst du noch etwas hierbleiben. Aber immer hübsch still im Hintergrund.«
Der Reporter nickte eifrig. Phil rückte für uns beide Stühle hinter den Schreibtisch, der mitten in dem sonst leeren Zimmer stand. Einen anderen setzte er davor und schaltete die Schreibtischlampe ein. Meeker zog sich in eine Ecke zurück. Zuerst ließ ich Hinky Corse heraufholen. Einer unserer Kollegen führte ihn vor.
»Setz dich, Corse!«, begann ich. Er nahm unsicher auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz.
»Wer ist das da hinten?«, fragte er. Er hatte die Umrisse des Reporters erkannt.
»Das geht dich nichts an, Corse. Die Fragen stelle ich. Also, was hast du uns zu sagen?«
Ich schaltete das Tonbandgerät ein. Hinky hob den Kopf
»Kann ich eine Zigarette haben, G-man?«
Phil schob ihm die Packung hinüber und reichte ihm Feuer. Der Gangster machte jetzt einen total nüchternen Eindruck.
»Sie können mir nichts nachweisen, Cotton! Nach spätestens vierundzwanzig Stunden müssen Sie mich wieder freilassen, das wissen Sie ganz genau. Ich habe Sie nicht erkannt, als ich das Zimmer neben dem Salon betrat. Ich zog die Pistole nur, weil ich meinen Arbeitgeber bedroht glaubte.«
Ich lachte.
»Du vergisst, dass Mr. Gilbury auch vor Gericht aussagen wird! Ich denke nicht, dass er sich deiner Version anschließt, denn niemand hatte eine Waffe in der Hand, außer dir. Hör also mit diesem Unsinn auf. Als alte Kundschaft müsstet du wissen, dass solche verbrauchten Märchen nicht mehr ziehen. Ich möchte wissen, wer dir den Auftrag gegeben hat. Du hast nur eine Chance, nämlich den Mund aufzumachen. Du weißt, dass die Gerichte nicht großzügig sind, wenn es sich um einen Mordversuch an Polizeibeamten handelt. Oder wie würdest du es nennen?«
Er biss sich auf die Lippen.
»Deine Pistole war geladen und entsichert!«, stieß Phil nach. »Du kannst dir selbst ausrechnen, was dir das einbringt.«
Hinky Corse kaute immer noch an seiner Oberlippe. In ihm arbeitete es sichtlich. Wir ließen ihm Zeit. Es war ganz klar. Er rechnete sich jetzt aus, womit er besser davon kam. Reden oder Schweigen?
»Ist gut, Decker!«, ächzte er. »Ich packe aus!«
Und dann redete er eine geschlagene Stunde wie ein Wasserfall. Als er endlich fertig war, fragte er: »Sie garantieren für mein Leben?«
»Keine Angst, Hinky. Wir sind G-men und arbeiten für das Gesetz. Wir
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