0347 - Tausend Dollar für ein Leben
angerufen: Happy Jake hat man vor zwei Stunden tot zwischen den Gleisen der U-Bahn gefunden. Er muss aus einem Zug gefallen sein. Kratzspuren im Gesicht machen es allerdings wahrscheinlich, dass er mit Gewalt aus dem fahrenden Zug gestürzt wurde. Das Zugpersonal, das um diese Zeit Dienst hatte, ist bereits abgelöst worden. Ich habe Lieutenant Trayler gebeten, die Leute wieder zusammenzutrommeln und zu verhören.«
»Gut«, sagte ich, »das spart uns Arbeit.« Ich dachte weiter über unsere toten Zeugen nach. »Auch wenn sie tot sind, können sie uns eine Menge erzählen. Sie ziehen den Kreis der Verdächtigen enger.«
»Auch eine Methode«, knurrte mein Freund. »Wenn wir uns also darüber klar werden wollen, ob beispielsweise Ed Gilbury seine Finger mit im Spiel hat, brauchen wir nur zu warten, bis er ermordet wird. Wenn er ein Messer in der Brust hat, dürfen wir ihn mit Sicherheit als Verdächtigen ausscheiden!«
»Du vergisst, dass nicht wir für diese Methode verantwortlich sind. Das besorgt unser unheimlicher Gegner. Bis jetzt hat er uns durch seine Anschläge jedenfalls verraten, nach wem wir suchen müssen. Da ist zunächst er selbst, dann eine fahlblonde Frau, wahrscheinlich seine Komplizin. Welche Rolle dieser gelbgesichtige Bursche spielt, wird sich noch heraussteilen. Wahrscheinlich erledigt er die Schmutzarbeit, in die auch Big Ben nicht eingeweiht werden sollte. — Haben sich eigentlich Unterlagen über Don Gray bei den Akten Clark Gilburys gefunden?«
»Eigenartigerweise nicht«, erwidert Phil. »Dabei existieren Aufzeichnungen über jedes Familienmitglied, auch über Eds Frau und sogar über Freunde der Familie. Auch über ein halbes Dutzend Boys, die mit dem Girl einen Flirt hatten, holte er genaue Erkundigungen ein. Wahrscheinlich sammelte er Material für den Fall, dass einer von ihnen zum Ziel gekommen wäre. Ich kann dir nur sagen, der Kerl sammelte einen wahren Schmutzberg in seinen Papieren.«
»Pfui Teufel«, sagte ich angewidert. »Aber dass sich über diesen Mr. Gray keine Notizen finden, gibt mir zu denken!«
»Allerdings«, bemerkte Phil. »Zu den zwei Motiven, die man ihm unterstellen könnte, kommt also noch ein drittes: Die Angst, er könnte durch die Enthüllungen Clarks an einer Heirat mit Kate gehindert werden. Ich wüsste sogar noch ein viertes…«
Er unterbrach sich und genehmigte sich einen Schluck.
»Heraus mit der Sprache!«, forderte ich ihn auf.
»Es wäre eine Erklärung für den Anschlag auf dich, Jerry! Wer hat das meiste Interesse daran, dass deine Freundschaft mit Kate Gilbury nicht in den Weg zum Standesamt einmündet?«
»Du bist verrückt«, knurrte ich.
»Bis jetzt habe ich nichts davon bemerkt«, konterte mein Freund. »Wenn du es dir recht überlegst, wirst du mit mir einer Meinung sein. Wer weiß denn genau, wie es mit euch beiden steht?«
»Damit du endgültig Bescheid weißt und dir endlich deine bissigen Bemerkungen ersparen kannst: Ich denke nicht daran, Kate Gilbury zum Traualter zu führen. Ich werde diese Feststellung vor jedem wiederholen, der mich danach fragt. Bist du nun zufrieden?«
»Noch nicht ganz«, kicherte Phil. »Ich bin zwar froh darüber, dass du im Außendienst bleibst, du weißt ja, verheiratete G-men kommen in den Innendienst, aber mich würde brennend interessieren, was du von meiner Theorie hältst?«
»Sie klingt recht plausibel«, musste ich brummend zugeben.
»Es kann jedenfalls nicht schaden, wenn wir die Überwachung auch auf Gray ausdehnen.«
***
Ich erkundigte mich bei der Mordkommission nach dem Namen des Hausboys, den wir in Clark Gilburys Wohnung ermordet in der Badewanne aufgefunden hatten. Ich erfuhr, dass er im selben Hause ein paar Stockwerke oberhalb ein eigenes Zimmer bewohnt hatte. Dort wurden auch Briefe gefunden, die bewiesen, dass der Ermordete in New York Verwandte besaß. In einer Pappschachtel entdeckten unsere Leute eine Reihe von Farbfotos, die ich mir ins Office bringen ließ.
Ich musterte sie aufmerksam. Beim dritten Bild stutzte ich. Es waren ausschließlich asiatische Männer darauf abgebildet. Einen von ihnen hatte ich schon einmal gesehen. Es war der Hausboy, der in den Diensten Arthur Gilburys, Clarks Bruder, stand.
Ich packte Phil in den Jaguar und fuhr mit ihm nach Greenwich Village hinaus. In einem schrottreifen Pontiac entdeckte ich zwei unserer Kollegen, die das Haus überwachten. Selbstverständlich nahmen wir mit ihnen keine Verbindung auf, sondern ignorierten ihre Anwesenheit
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