0348 - Henker der Hölle
jetzt geht es ohne Pause schon wieder weiter. Ich bin gerade wohl ziemlich ausgeflippt… das wollte ich nicht. Aber Bill war und ist unser Freund. Und da hat es bei dieser Verdächtigung ausgehakt… warte, cherie. Ich sagte ›Verdächtigung‹, denn daß es ein Verdacht ist, kannst du nicht leugnen, genauso wie du selbst auch unter Verdacht stehst, durch den Besitz des Vergangenheitsringes. Entschuldige bitte meine Überreaktion. Aber ich bin müde, ich bin fix und fertig. Und ich werde mich jetzt in mein stilles Kämmerlein zurückziehen und versuchen, mich auszuschlafen und mich zu erholen. Laßt euch nicht weiter stören. Aber einen kleinen Tip gebe ich dir noch, cherie: Ruhe dich auch aus. Laß ein paar Tage vergehen. Du hast den Zeitring. Du kannst ebenfalls in die Vergangenheit gehen und die Bedrohung auslöschen. Ich nehme an, daß es nicht so kräftezehrend sein wird, ein Paradoxon zu neutralisieren, als eines zu schaffen. Laß es darauf ankommen. 27 Entspanne dich. Danach geht es mit frischen Kräften wieder ans Werk… ja?«
»Ich überlege es mir«, sagte Zamorra. Er zog Nicole in seine Arme und küßte sie. Sie erwiderte den Kuß etwas halbherzig.
»Ich bin müde, cherie«, wiederholte sie. »Sag Raffael, er kann mir noch ein Glas und eine Karaffe Wein bringen. Ich würde es mir selbst besorgen, aber… er will ja zur Zeit unbedingt überbeschäftigt werden…«
Sie lächelte.
Zamorra nickte. »Wir werden noch ein wenig weiterplanen. Danach überlege ich mir, wann wir etwas unternehmen. Ich wünsche dir schöne Träume, Nici.«
»Danke.« Sie hauchte ihm noch einen Kuß auf die Wange, löste sich aus seiner Umarmung und schritt davon. Zamorra kehrte ins Kaminzimmer zurück.
Er war sehr nachdenklich geworden.
***
Bill Fleming hatte »seinen« Platz gefunden, eine Lichtung an einem sanft geneigten, bewaldeten Berghang. Ein holperiger Weg führte bis zu dieser Lichtung, die er vor einiger Zeit schon einmal bei Tage besucht hatte; immerhin war er schon lange genug in dieser Gegend, um sie einigermaßen kennengelernt zu haben. Denn er hatte ja Zeit genug gehabt…
Er fuhr mit dem Cadillac soweit wie möglich an die Lichtung heran.
Dann holte er den Hund aus dem Kofferraum und schleppte das willenlos gewordene Tier ans Ziel. Dort begann er mit den Vorbereitungen. Er zog einen magischen Kreis und versah ihn mit einer Reihe bizarrer Symbole und dämonischen Siegeln, genau nach den Himmelsrichtungen orientiert.
Schließlich ließ er sich in einem eigenen Kreis nieder, den er um sich zog, um sich vor möglichen Angriffen magischer Mächte zu schützen Denn nicht jeder Dämon, dessen Kraft und Hilfe gefordert wird, läßt sich diese so einfach abringen, zumeist wehrt er sich und versucht, den Zauberer zu vernichten oder ihn sich zumindest zu unterwerfen.
Der Hund kauerte hilflos im großen magischen Kreis. Bill zeichnete ein Abbild des Tieres in seinen eigenen Kreis und begann, die Formeln zu intonieren, die die Kräfte entfesseln und auf ihn übertragen sollten, die in Blut und Leben des Tieres steckten. Die Zauberworte weckten schlummernde Magie.
Bill hielt den Prydo bereit, um mit ihm den Griff in den Zeitstrom zu tun, sobald ihm die nötige Kraft zufloß.
Er stieß den Opferdolch in die Hunde-Zeichnung. Die Luft rund um den Hund flirrte seltsam. Trotz der Dunkelheit konnte Bill erkennen, daß das Blut des Tieres nicht im Boden versickerte, sondern von irgend etwas anderem aufgesogen wurde…
Eine Brücke entstand, unsichtbar, aber nichtsdestoweniger kraftvoll.
Und plötzlich fühlte Bill die Energie, die zu ihm strömte, ihn bis zum Bersten füllte.
Seine Hand umschloß den Prydo, und er konzentrierte sich darauf, den Stab zu steuern. Die Umgebung um ihn herum wurde undeutlich. Bills Sehen stellte sich um. Er sah nicht mehr mit den Augen, sondern mit dem Geist, und dieser Geist ließ sich von der merkwürdigen magischen Struktur des Stabes davontragen…
Bill schaute in die Vergangenheit.
Er versank in der Zeit, um zurückzukehren zu jenem Moment, in welchem er von seiner damaligen New Yorker Wohnung aus das Zeitparadoxon ausgelöst hatte.
Und mit einem Mal war der Kontakt da…
***
Fenrir hatte die Wolfsschnauze auf die Vorderpfoten gelegt und döste vor sich hin; der intelligente Wolf beteiligte sich nicht mehr an der Unterhaltung, sondern versuchte zu schlafen.
»Wenigstens der ist vernünftig«, schmunzelte Gryf und prostete Zamorra zu, der weitaus weniger trank; er wußte zu gut,
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