0348 - Henker der Hölle
Jenseitsmörder war.
Leonardo hatte auch Mansur Panshurab ins Verhör genommen, den Diener des Kobra-Kultes. Er hatte ihm gestattet, mit den restlichen, dahinvegetierenden Ablegern Ssacahs den Kobra-Kult in seinem Stammland Indien wieder neu zu erwecken – unter der Bedingung der vorbehaltlosen Zusammenarbeit.
Und zu dieser Zusammenarbeit gehörte auch, daß Panshurab dem Fürsten der Finsternis ein hochinteressantes Geheimnis verraten hatte.
Nämlich, daß während einer bestimmten Zeitspanne Château Montagne ohne magischen Schutz gewesen war. Zu der Zeit nämlich, als der beeinflußte Pascal Lafitte die Dämonenbanner zerstörte…
Darauf baute sich ein Teil des großen Plans auf, den Leonardo vorbereitete.
Er würde einen großen Schlag gegen die Zamorra-Crew führen, den größten, den es jemals gegeben hatte. Und er, Leonardo, würde es sein, der den Ruhm kassierte. Das hob seinen Einfluß.
Wenn er Bill Fleming dazu bringen konnte, ihn mit dem Prydo in die Vergangenheit zu bringen, ins Château Montagne einzuschleusen und dann in die Gegenwart zurückzubringen… dann ließ sich auf diese Weise die weißmagische Abschirmung umgehen, die ansonsten undurchdringlich war.
Sicher – Château Montagne war auch früher schon ohne magischen Schutz gewesen. Doch je tiefer man in die Zeit vorstieß, desto größer wurde der Kraftaufwand. So war es für Leonardo sehr wertvoll, erfahren zu haben, daß es noch gar nicht lange her war, erst einen oder zwei Tage, daß der Schirm vorübergehend erloschen war.
»Bald schon«, murmelte Leonardo. »Bald wirst du dein blaues Wunder erleben, Zamorra, mein Feind. Dann stehe ich dir gegenüber und werde dich niederzwingen an dem Ort, an welchem du dich am sichersten fühlst… Aber vorher werden wir noch etwas anderes tun.«
Und er löste seinen Schatten und schickte ihn auf die Reise.
Der schattenlose Fürst der Finsternis blieb zurück.
Sein Schatten aber machte sich selbständig auf den Weg aus der Hölle zur Erde. Und er glitt mit ungeheurer Schnelligkeit nach Europa, England, Wales… und nördlich von Wales befand sich Mona, die Druideninsel, die Anglesey einst genannt wurde-..
Dort lag das Ziel des teuflischen Schattens…
***
Bill Fleming öffnete die Augen. Er registrierte, daß er vorübergehend das Bewußtsein verloren hatte. Er hatte sich zu sehr verausgabt… wie lange er bewußtlos gewesen war, wußte er nicht. Er hatte nicht auf die Uhr gesehen. Aber sonderlich lange konnte es nicht gewesen sein, denn die Stellung des Mondes am Himmel hatte sich kaum verändert.
Bill erhob sich. Die Kräfte, die hier gewirkt hatten, waren verloschen.
Ungefährdet konnte er den Zauberkreis seiner Beschwörung verlassen.
Er bewegte sich taumelnd, mühte sich, die Kontrolle über seinen erschöpften Körper zurückzugewinnen. Er blieb dicht vor den Kadaver des Hundes stehen.
Das Tier war kaum wiederzuerkennen. Es war zusammengeschrumpft bis auf die Größe eines Kaninchens…
Kalt überlief es Bill, als ihm sekundenlang klar wurde, was hier geschehen war. Aber Augenblicke später wurde das schon wieder verdrängt. Da war nur Ärger darüber, daß es ihm nicht gelungen war, die Zeitlose zu sich zu reißen…
Er mußte, sobald er wieder bei Kräften war, den Versuch auf andere Weise wiederholen. Und dazu stärkere Energien bereit stellen. Die Barriere zu Merlins Tiefschlafkammer zu durchbrechen, würde nicht einfach ein.
Er begann mühsam, die Linien und Symbole zu verwischen. Dann wollte er den geschrumpften Kadaver nehmen und in den Wagen packen. Bill hatte im Laufe seines Lebens gelernt, vorsichtig zu sein. Im Kampf gegen die schwarzen Mächte hatte ihm das oft genug das Leben gerettet.
Jetzt würde es unter Umständen nicht anders sein. Keine Spuren hinterlassen, die Rückschlüsse auf das gaben, was hier geschah! Es war zwar kaum anzunehmen, daß jemand hierher kam, aber manchmal mischte der Zufall die Karten ungünstig…
Bill wollte sich gerade nach dem Tier bücken, als er zufällig zu seinem in Sichtweite geparkten Wagen sah. Trotz der Dunkelheit konnte er erkennen, daß da etwas nicht stimmte.
Der Wagen war nicht leer. Jemand saß auf dem Beifahrersitz…
Bill murmelte eine Verwünschung. Dann näherte er sich dem Cadillac.
Der Fremde bediente sich wie selbstverständlich der technischen Einrichtung und betätigte den elektrischen Fensterheber, als gehöre der Wagen ihm.
Bill erstarrte jäh. Gerade noch hatte er die Tür aufreißen und den Mann ins
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