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0348 - Henker der Hölle

0348 - Henker der Hölle

Titel: 0348 - Henker der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in seinem Schutzkreis, während er die Gestalt betrachtete, die er tatsächlich aus der Vergangenheit zu sich geholt hatte, um damit den Ablauf der Zeit zu verändern.
    Doch noch war das Paradoxon nur angedeutet, noch war es nicht perfekt.
    Noch flimmerte die Zeit, konnten sich die Wahrscheinlichkeitsebenen nicht entscheiden, welches die endgültige Wirklichkeit werden sollte…
    Das würde sich erst durch Bills weitere Handlungen herauskristallisieren.
    Vorläufig aber mußte er sich erst einmal daran gewöhnen, daß es ihm tatsächlich gelungen war.
    Nicht nur, daß er das Ungewöhnliche fertiggebracht hatte, ein Lebewesen aus der Vergangenheit zu entfernen – er hatte auch noch den mächtigen Merlin ausgetrickst, in dessen Obhut sich die Zeitlose befunden hatte…
    Denn daß sie es war, sah er sofort. Selbst wenn er sie nicht selbst geholt hätte, wäre es ihm klar gewesen.
    Der dhyarrablaue, fast leuchtende nackte Körper einer Frau mit langem Haar, aus deren Rücken große Schmetterlingsflügel wuchsen.
    Das war sie.
    Die Frau, das Wesen, das Bill in der Gegenwart jagte und ihn töten wollte, wie Iron ihm klar gemacht hatte!
    Und nun lag sie hilflos vor ihm! Entkräftet. Erschöpft. Im Tiefschlaf.
    »Töte sie! Sofort!« glaubte er Irons Stimme in sich zu hören.
    Langsam erhob er sich und verließ den magischen Kreis…
    ***
    Merlin fror. Er spürte, wie die Veränderung sich mehr und mehr verdichtete, und er wußte, daß er nichts tun konnte. Zum ersten Mal wünschte er sich, seinerzeit die Zeit-Ringe nicht abgegeben zu haben. Denn dann hätte er jetzt selbst eingreifen können.
    Doch ihm war klar, daß er sich teilweise selbst belog. Hätte er das wirklich gekonnt? Er wußte ja nicht, was wirklich vonstatten ging. Er war ohne Informationen. Er konnte nur ahnen, was geschah.
    Und hoffen, daß Zamorra einen Weg fand, einzugreifen und das Furchtbare zu verhindern.
    Es war eines der wenigen Male seiner äonenlangen Existenz, daß Merlin hilflos war.
    Und daß er um ein Lebewesen bangte, dem er einmal sehr zugeneigt gewesen war und das er nicht verlieren wollte.
    Die Aufgabe, der die Zeitlose nachzugehen hatte, konnte auch von einem anderen Wesen erfüllt werden. So gesehen, war sie zu ersetzen.
    Nicht aber für Merlin, ihren einstigen Geliebten.
    Und das Menschliche in Merlin und damit seine Angst wurden von Stunde zu Stunde größer.
    ***
    »Tampico«, sagte Zamorra. Er ließ sich einfach in einen Sessel fallen.
    »Er ist in Tampico. Wenn er es ist – aber da bin ich jetzt ganz sicher.«
    Fenrir, der Wolf, schniefte leise.
    Gryf klopfte ihm auf den Rücken. Der Druide brauchte etwas, um zu sich selbst zurückzufinden. »He, alter Grauer«, murmelte er: »Du hättest mich fast in dir gefangen, weißt du? Ich glaube, wir zwei sind uns irgendwie ähnlich in unseren Instinkten. Ich werde mich weigern, noch einmal einen Rapport mit dir einzugehen.«
    Feigling und Dummkopf, teilte Fenrir sich telepathisch mit. Kann ich dafür, wenn du so närrisch bist, deine Sperren restlos zu öffnen? Du hättest dein Unterbewußtsein ruhig abschotten können. Fenrir grinste mit hochgezogenen Lefzen.
    Gryf sah Zamorra an. »Kannst du dir das vorstellen? Dieser graue Fellträger hätte fast das Tier in mir geweckt.«
    »Den Saurier-Komplex?« fragte Zamorra lächelnd.
    »Hä?« machte Gryf.
    »Erkenntnisse der Psychologen und Verhaltensforscher: in jedem von uns steckt ein Saurier. Gewisse Verhaltensmuster haben sich aus der Urzeit übertragen und stecken auch heute noch in unseren Gehirnen. Rangordnung, Sicherheitsbedürfnis, beamtentypische Befehlsempfängermentalität… das alles gehört zum sogenannten Saurier-Komplex. Dann gibt es noch den Raubtier-Komplex, der für das menschliche ›Jagdverhalten‹ zuständig ist…«
    »Ich hasse wissenschaftliche Vorträge«, verkündete Gryf. »Tampico also. Hast du ihn da ganz genau lokalisieren können?«
    »Das zwar nicht – falls du damit wissen willst, in welchem Hotelzimmer er ist. Aber ich weiß, daß er in Tampico ist, und das reicht doch wohl.«
    »Klar. Es gibt da ja auch nur drei Häuser und vier Spitzbuben. Da wird es spielend leicht sein, ihn ausfindig zu machen. Du stellst dich auf den Dorfplatz und rufst: Bill, zeige dich! Und schon kommt er aus einer der drei Hütten herausgekrochen und grinst dich freundlich an…«
    »Du bist unausstehlich, Gryf!«
    »Ich weiß, Alter. Ich möchte dir nur ein paar Illusionen nehmen«, erklärte der Druide. »Grob über den Daumen

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