0348 - Henker der Hölle
nicht mehr viel Zeit.«
Bill nickte schulterzuckend. »Nun gut… versuchen wir es.«
Er ließ sich vom Lift wieder nach oben tragen und holte seine magischen Utensilien und den Prydo. Der Wagenschlüssel lag an der Rezeption.
Bald darauf war Bill unterwegs in die Berge, dorthin, wo er in der letzten Nacht seine Beschwörung durchgeführt hatte. Er war gespannt darauf, was sich aus dieser Situation entwickeln würde…
***
Am Nachmittag erwachte Zamorra wieder. Er fühlte sich etwas ausgeruhter, aber immer noch nicht wieder völlig fit. Er bereitete einen kräftigen »Zaubertrank« zu, an dem der ebenfalls wieder erwachte Gryf und er sich stärkten.
Der Trank, aus diversen magisch aufgeladenen Substanzen komponiert, wirkte ziemlich rasch. Zamorra fühlte sich wieder, als könne er Bäume ausreißen.
Aber er wußte auch um die Gefahr dieses Trankes.
In der letzten Zeit hatte er ihn immer häufiger verwendet, um Kräfte zu erneuern. Es war nicht so, daß der Trank wie eine süchtig machende Droge wirkte. Aber er konnte vieles vereinfachen, Zeit sparen. Für einen gewissen Zeitraum verstärkte er die körperlichen und teilweise auch geistigen Kräfte seines Benutzers. Je nach Dosierung war die Wirkung unterschiedlich.
Früher, als Zamorra sich noch stärker auf sein Amulett verlassen konnte, hatte er diesen Trank nie benutzt. Aber jetzt, da das Amulett des öfteren den Dienst verweigerte, griff er häufig darauf zurück, sich mit dem Trank aufzuputschen. Die Gefahr lag darin, daß er sich daran gewöhnte, keine Rücksichten auf seinen körperlichen Zustand zu nehmen – es gab ja den Trank… Und irgendwann würde der Zusammenbruch kommen, der ihn vielleicht für Monate oder Jahre, vielleicht sogar für immer niederstreckte.
In den letzten Wochen und Monaten hatte er einen Raubbau mit seinen Kräften getrieben, der kaum noch zu verantworten war.
Die Probleme werden auch immer größer, die Bedrohungen immer gefährlicher, und unser Team immer kleiner… es ist ein Teufelskreis, dem ich kaum noch entrinnen kann, dachte er.
»Was hast du jetzt vor, cherie?« wollte Nicole wissen.
Zamorra sah Gryf an. »Wir werden versuchen, den Ort zu lokalisieren, an dem ich in der Nacht einen Hauch von Bills geistiger Aura gespürt habe. Gryf wird mich mit dem zeitlosen Sprung dorthin bringen, damit wir keine Zeit verlieren. Und dann werden wir Bill finden, und ich rede mit ihm.«
»Optimist«, brummte Gryf.
Wenig später schlossen sie sich wieder zum telepathischen Rapport zusammen, um ihre Kräfte zu verstärken. Diesmal war auch der Wolf mit von der Partie. Von ihm ging eine animalische Wildheit aus, die so intensiv war, daß Zamorra im Grund froh darüber war, daß Fenrir sich an der nächtlichen Suche nicht beteiligt hatte. Er hätte möglicherweise mehr zerstört, als daraus hätte gewonnen werden können. Er hätte eigene tierische Vorstellung in den Rapport eingebracht, die alles verfälscht hätte.
Doch diesmal war es anders.
Diesmal ließen sich seine Instinkte nutzen, eine Spur zu finden. Abgesehen davon, daß die Kräfte sich verstärkten. Im Rapport wurden die einzelnen Kraftströme nicht addiert, sondern potenziert – so ergab der Zusammenschluß dreier Magier nicht die dreifache, sondern die neunfache Energie.
Das erleichterte alles.
Vor ihnen befand sich eine große Weltkarte, die in vielen Details die Erde zeigte – und auch die markierten Punkte, an denen Zamorra bislang zu tun gehabt hatte. Deutlich waren erhebliche Häufungen von »leeren«
Zonen zu unterscheiden.
Zamorra schwebte irgendwie geistig über dieser Weltkarte. Er versuchte, die Eindrücke aus der Nacht umzusetzen. Der Dhyarra-Kristall war nicht in der Lage, Wissen und Informationen zu speichern und dann wiederzugeben, aber er konnte das in Zamorras Unterbewußtsein gespeicherte Wissen, die Erinnerung, wecken und abrufen, sie auswerten und analysieren.
Alles bewußte Denken wurde verdrängt. Zamorra ließ sich einfach treiben, schwelgte in den Erinnerungen der nächtlichen Suche. Und dazwischen spürte er wölfische Instinkte, blitzschnelles Erfassen von Gegebenheiten, Entscheidungen, eine eigenartige Gier…
Zamorra jagte.
Er war der einsame Wolf, der die Spur seiner Beute suchte. Immer deutlicher wurde die Witterung, die zum Ziel führen mußte. Hunderte, Tausende von Kilometern entfernt, westlich, sehr weit westlich, ein wenig nach Süden… das alles wurde ihm bildhaft bewußt. Er sah Himmelsrichtungen, Entfernungen… und
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