0349 - Das Dyarra-Inferno
schneller. Der Krankenwagen war ebenfalls wieder gestartet, fuhr ohne Blaulicht weiter und blieb etwas langsamer zurück. Laut »Marschbefehl« sollten die beiden Wagen nicht zu dicht hintereinander fahren.
»Ich nehme an, Sie werden in Gloucester Strafanzeige erstatten wollen«, sagte Tau. »Wir werden Sie zur Polizeistation bringen und…«
»Nichts dergleichen werdet ihr tun«, sagte Sheila Prowdy. Ihre Stimme klang nicht mehr hilflos, sondern stahlhart. »Da vorn ist die Abfahrt nach Hardwick. Runter von der Autobahn, und in die entgegensetzte Richtung! Sofort!«
Tau drehte sich halb. Er war so maßlos verblüfft, daß seine Reaktion zu spät kam. Noch ehe er seinen Dhyarra aktivieren konnte, schlug Sheila Prowdy zu. Tau sank tot nach vorn zurück. Gegen körperliche Gewalt waren auch die langlebigen EWIGEN nicht gefeit!
Sein Körper begann zu flirren, von innen heraus zu leuchten und sich aufzulösen, kaum daß der Tod eingetreten war.
Oder war es gar kein Tod?
Die EWIGEN selbst nannten es »Hinübergehen«. Denn auch sie hatten nicht die geringste Vorstellung von dem, was möglicherweise nach dem körperlichen Ende kam…
Rho verriß erschrocken das Lenkrad und hatte Mühe, den Wagen in der Spur zu halten. Das Fahrzeug schlingerte wild hin und her. Als Rho ihn wieder unter Kontrolle hatte und nach seinem Dhyarra greifen wollte, war es schon zu spät.
Sheila Prowdy hatte sich über die Sitzlehne nach vorn gebeugt und ihm den Kristall mit zielsicherem Griff entwendet. Sie kurbelte die Fensterscheibe herunter und warf den Kristall nach draußen auf die Straße. Damit war Rho vollkommen wehrlos geworden. Er konnte sich jetzt nur noch auf seine Körperkraft verlassen. Und die brauchte er erst einmal für den Wagen.
»Abbiegen… sofort, oder du stirbst wie der da!« Das zerrupfte Mädchen, das jetzt wie eine eiskalte Killerin aussah, deutete auf die leere, zusammengefallene Kleidung, in der einmal Tau gesteckt hatte.
»Aber dann gehst du mit drauf«, keuchte Rho.
»Verlaß dich drauf - nein«, zischte die Halbdämonin kalt, die sich hervorragend abzuschirmen wußte. »Los, mach schon!«
Rho gehorchte. Er hatte nur eine Chance zu überleben, wenn er tat, was die Killerin wollte. Und nur wenn er überlebte, konnte er versuchen, den ERHABENEN zu schützen. Denn daß dies ein Attentat auf Ted Ewigk werden sollte, war ihm klar Mit kreischenden Reifen jagte er den Wagen über die Autobahnausfahrt und auf die Berge zu. Er hoffte, daß die anderen im Krankenwagen geradeaus weiter fuhren, zunächst keine Rücksicht auf ihn nahmen. Das konnte sie vielleicht retten…
***
»Was zum Henker ist da vorn los?« fragte Ted Ewigk nervös und versuchte sich auf seiner Liege aufzurichten. Sein Dhyarra-Kristall übertrug Schwingungen kommenden Unheils.
Sie hätten nicht anhalten dürfen…
Und doch… er hätte sich für alle Zeiten nicht mehr im Spiegel betrachten können, wenn er die Weiterfahrt befohlen hätte angesichts der hilflosen, angegriffenen jungen Frau! Sicher, er hatte mit einer Falle rechnen müssen. Aber andererseits konnte es auch ein echter Notfall sein… und zunächst hatte es auch so ausgesehen. Die Sondierung hatte keine Gefahr ergeben.
Die entwickelte sich jetzt aber im vorderen Wagen explosionsartig!
»Wir sind zu nah dran«, schrie Sigma auf dem Beifahrersitz. Die begleitende Krankenschwester wurde blaß. Sie begriff, daß da vorn etwas nicht stimmte. Daß Ted Ewigk gefährdet war, wußte sie. Aber sie hatte sich auch der Illusion hingegeben, begleitet von so vielen Leibwächtern sicher zu sein. Sie begriff auch nicht so recht, was da geschah, aber die Angst krallte sich in ihr fest - gerade weil es so unbegreiflich war.
Und sie steckte mitten drin…
Konnte nicht einfach aussteigen, sich in Sicherheit bringen… die Gefahr bedrohte sie ebenso wie die anderen…
Am liebsten hätte sie geschrien.
Was hatte sie mit den Problemen dieses Reporters aus Germany zu tun? Warum mußte sie sich der Bedrohung ebenfalls stellen? Es war ungerecht, so ungerecht…
Omikron, der Fahrer des Krankenwagens, wollte auf die Bremse treten, andererseits aber dran bleiben. Beta umklammerte seinen Dhyarra-Kristall. Er machte sich zu einem Angriff auf den vorausfahrenden Wagen bereit. »Ich sprenge sie aus dem Wagen raus«, preßte er hervor.
»Nein, noch nicht…«, wehrte Ted ab. »Nicht auf der Autobahn. Die nachfolgenden Wagen… sie müssen runter! Erst dann können wir etwas tun.«
»Nicht Sie, Sir. Dafür
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