035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht
nicht auf dem Boden lag, sondern mich in vertikaler Position befand. Zauberei? Nein, Fesseln waren es, die mich trotz Ohnmacht und nachfolgender Benommenheit aufrecht hielten. Man hatte mich in der Krypta an eine der Säulen gebunden. Teufel, wieso hatte Mikis Gizikis so viel Glück gehabt?
Wenn ihm niemand zu Hilfe gekommen wäre, wüßte ich jetzt, wo Cuca zu finden war – und der verfluchte Ghoul würde nicht mehr leben.
Aber einfach hatten es mir meine Gegner noch nie gemacht. Ich war Kummer gewöhnt, deshalb versetzte mich meine Situation auch nicht gleich helle Panik.
Ich versuchte ruhig und kühl zu überlegen. Wie standen meine Chancen? Was konnte ich unternehmen? Befand sich noch jemand in der Krypta? Hatte man mich allein gelassen?
Holten sie jetzt Cuca her? Oder nahmen sie Kontakt mit Atax auf? Oder hatte mich gar Atax’ Schlag niedergestreckt? Die Stille, die mich umgab, war Balsam für meine Nerven.
Ich erholte mich, und ich unternahm die ersten Anstrengungen, mich zu befreien, doch die Fesseln preßten mich so fest an die Säule, daß an ein Freikommen nicht zu denken war.
Ich vergeudete meine Kraft nicht, sah die Aussichtslosigkeit ein und gab auf. Vielleicht bot sich mir später eine bessere Gelegenheit. Man muß warten können.
Es blieb nicht mehr lange still. Mikis Gizikis erschien mit zwei Freunden. Er sah wieder wie ein Mensch aus. Ich nahm an, daß auch die beiden anderen Kerle Ghouls waren.
Bald würde ich hinter jedem Menschen einen Ghoul vermuten.
War das ein Wunder? Diese verfluchten Dämonen hatten mich oft genug hinters Licht geführt, da wird man vorsichtig.
Gizikis grinste mich unverschämt höhnisch an. »So schnell kann sich das Blatt wenden, Ballard. Tja, man kann eben nicht immer Glück haben.«
»Ein wahrer Satz, du solltest ihn dir merken!« sagte ich.
»Ich gebe zu, ich hatte vorhin großes Glück…«
»Womit dein Glückskontingent erschöpft wäre«, fiel ich dem getarnten Leichenfresser ins Wort.
»Des einen Glück ist des anderen Pech.«
»Na schön, und was habt ihr nun mit mir vor?«
»Du wolltest doch unbedingt zu Cuca.«
»Das will ich immer noch.«
»Wir haben beschlossen, so nett zu sein, dich zu ihr zu bringen.«
»Das kann ich nicht annehmen.«
»Warum nicht? Wir Griechen sind für unsere Gastfreundschaft bekannt.«
»Das habe ich gemerkt, als du dich mit deinem Bruder auf mich stürzen wolltest. Warum macht ihr mich nun nicht mehr gleich hier fertig? Wäre doch einfacher für euch.«
»Wir haben umdisponiert. Cuca soll bestimmen, welches Ende du finden sollst.«
»Wie nennt sie sich in Athen?«
»Cypara Kulidis. Sie leitet eine Agentur, die Ghouls an verschwiegene Leute vermittelt. Die verrückten Reichen kaufen sich bei ihr eine einmalige Sensation…« Ich erfuhr alles, und mich schauderte. Die Spiele der Reichen arteten jetzt schon in wahnsinnige Verbrechen aus. Diesem grauenvollen, blutigen Treiben hätte man einen Riegel vorschieben müssen.
Aber wer war dazu in der Lage? Ich nicht. Vielleicht Roxane und Mr. Silver. Ich hoffte, daß die beiden mich aus der Klemme holten. Das hätten sie auch mit Sicherheit getan, aber sie wußten nichts von meiner üblen Lage, und so würde ich mir wohl selbst helfen müssen.
Mikis Gizikis wies auf mich und verlangte von seinen Freunden:
»Bindet ihn los.«
Sie traten hinter mich, und Augenblicke später fielen die Fesseln von mir ab, doch danach war ich nicht ganz frei. Meine Hände waren gesondert zusammengebunden.
Gizikis erwies sich als sehr vorsichtig. Verdammt, wenn ich daran dachte, wie er heulend vor mir auf dem Boden gelegen hatte… Und nun befand ich mich in seiner Gewalt.
»Vorwärts, Ballard«, sagte er.
Ich ging vor den Männern her. Wir verließen die Krypta, in der sich Stavros Gizikis’ Schicksal erfüllt hatte. Wenigstens diese eine Genugtuung blieb mir; an ihr versuchte ich mich aufzurichten.
Obwohl es mich das Leben kosten konnte, brannte ich darauf, Cuca kennenzulernen.
***
Die Tür schlug gegen die Wand, und Chuck Martin wankte blutüberströmt herein. Pamela ließ die Hände sinken. Die Angst schnürte ihr nicht mehr länger die Kehle zu, ihr Herz schlug wieder normal.
Aber ihr Magen krampfte sich bei diesem schrecklichen Anblick zusammen. »Chuck!« preßte sie heiser hervor.
Er blieb stehen, stützte sich auf die Lehne eines Stuhls. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch, das Gesicht war schmerzverzerrt. Wohin Pamela schaute, sah sie Blut.
»Ich wollte ihn zwingen,
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