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035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht

035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht

Titel: 035 - Ein Horror-Fest um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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mußte aufpassen, daß ich mich mit dem Messer nicht verletzte.
    Wieder ein paar Fasern.
    Gott, war das mühselig…
    Plötzlich schien es, als würden sich die Fesseln wie dünner, weicher Gummi dehnen. Ich hatte den Strick durch. Endlich. Mein Herz machte einen Freudensprung.
    Ich wollte die »Gastfreundschaft« der Ghouls nicht länger in Anspruch nehmen. Es gefiel mir nicht in diesem stinkenden, stickigen Kastenwagen. Wenn es nicht unbedingt sein mußte, wollte ich lieber nicht bis zum Fahrtende hier drinnen bleiben.
    Ich richtete mich auf und kitzelte mit dem Messer so lange das Schloß, bis es nachgab. Die Flügeltüren sprangen förmlich auf.
    Frische Luft fegte mir ins erhitzte, schweißbedeckte Gesicht.
    Herrlich.
    Ich blickte nach unten. Dunkelgrauer Asphalt schien mit großer Geschwindigkeit unter dem Wagen durchgezogen zu werden.
    Wenn ich mich bei diesem Tempo aus dem Fahrzeug fallen ließ, riskierte ich, daß ich mir den Hals brach.
    Lieber nicht.
    Lieber abwarten!
    Die Straße, auf der wir zur Zeit unterwegs waren, war wesentlich weniger befahren. Ich versuchte mich zu orientieren.
    Befanden wir uns noch in Athen? Oder schon in Piräus?
    Wo lag das Ziel der Ghouls? Da wir an keinem markanten Punkt vorbeikamen, fand ich mich nicht zurecht. Aber dann las ich einen Straßennamen – die Tafel flitzte an mir vorbei – Archimidous.
    Das dunkle Grau des Stadions kam in Sicht. Jetzt kannte ich mich aus. Wir befanden uns nach wie vor in Athen. Der Kastenwagen fuhr langsamer, bog in eine Querstraße ein.
    Raus! kommandierte ich mir und sprang.
    Es riß mir die Beine weg, ich stürzte, aber wer Judo beherrscht, hat als erstes Fallen gelernt, und zwar so, daß er sich nicht bei jedem Sturz die Knochen bricht.
    Diese Kenntnis kam mir wieder einmal zunutze. Ich rollte ab und nützte den Schwung, um wieder auf die Beine zu kommen.
    Der Kastenwagen fuhr ohne mich weiter.
    Er verschwand nach hundert Metern in einer anderen Straße.
    Ich hörte die Bremsen quietschen und nahm an, daß die Ghouls ihr Ziel erreicht hatten. Da war ich ja noch gerade rechtzeitig rausgekommen.
    Ich rannte bis zur nächsten Ecke. Wie ein 100-Meter-Sprinter kam ich mir vor, auf dem Weg zum Weltrekord. An der Ecke stoppte ich und wagte erst mal einen kurzen Blick.
    Dort stand der Kastenwagen. Vor dem Hintereingang eines Bürohochhauses, das mit seinem Dach die Wolken kratzte. Ich beobachtete Mikis Gizikis und seine Kumpane.
    Sie stiegen aus und wollten Tony Ballard aus dem Transportraum holen. Als sie die offenen Türen sahen, erstarrten sie, und dann schimpften und fluchten sie wild durcheinander.
    Am meisten ärgerte sich Gizikis, und in dem Ausmaß, wie er sich ärgerte, freute ich mich. Ich hatte ihnen ein Schnippchen geschlagen. Sollte ich die einzige Attraktion des Knochenfestes um Mitternacht gewesen sein, dann mußten sie es jetzt absagen.
    Die Männer verschwanden gestenreich debattierend im Hochhaus. Hier also hatte Cypara Kulidis ihre Horror-Agentur. Ich war einen großen Schritt vorwärtsgekommen, und ich war entschlossen, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten.
    Immer noch freute ich mich diebisch über die Enttäuschung der Ghouls. Sie würden sich jetzt von Cuca etwas anhören müssen, wenn sie ihren Mißerfolg beichteten.
    Eine bittere Pille für Mikis Gizikis. Ich gönnte sie ihm von Herzen. Nachdem ich fünf Minuten verstreichen hatte lassen, beschloß ich, mich ebenfalls in das Hochhaus zu begeben.
    Bevor ich eintrat, hob ich den Kopf und blickte an der gläsernen Fassade hoch. In den meisten Büros brannte kein Licht mehr. Die Menschen hatten ihr Tagewerk beendet und waren nach Hause gegangen.
    Im elften oder zwölften Stock waren sämtliche Fenster erhellt.
    Ich verschwand im Gebäude und suchte die Orientierungstafel.
    AGENTUR CYPARA KULIDIS – 12. Stock, las ich.
    »Aha«, sagte ich und eilte zu den Aufzügen. Eine Kabine stand mir sofort zur Verfügung. Ich trat ein und drückte auf den obersten Knopf: Dachgeschoß. Wenn ich die Ghouls überraschen und überrumpeln wollte, mußte ich von da kommen, von wo sie mit keinem Angriff rechneten.
    Die Lifttür schloß sich mit einem sanften Summen. Dann hob sich die Kabine mit rasch zunehmender Geschwindigkeit. Der Aufzug war das reinste Katapult. Während ich am 12. Stock vorbeifegte, tastete ich mich ab wie ein Polizist, der einen bewaffneten Gangster gestellt hat.
    Ich wollte wissen, was mir die Ghouls an Waffen gelassen hatten, und stellte fest, daß mir nur das

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