0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
sollte, kann Ihnen die Zentrale sagen, wo ich zu finden bin. So long!«
***
Wir verabschiedeten uns rasch und brausten den Weg zurück, den wir gekommen waren.
Im Headquarter hielten wir uns nicht lange auf.
Wir unterrichteten Mr. High über den Stand der Ermittlungen und gaben die Kleidung des Bogenschützen ins Labor zur Untersuchung.
Dann fuhren wir im Fahrstuhl ins Erdgeschoss hinab.
Im Hof wartete der Jaguar.
»Was jetzt?«, fragte mein Freund Phil.
Ich zog die Liste aus der Tasche, die uns Mr. Lorke zusammengestellt hatte.
»Ich möchte einmal die Leute unter die Lupe nehmen, die ein Interesse an Lorkes Haus zeigen. Ich werde die Vermutung nicht los, dass dieser ganze Spuk nur darauf abzielt, Lorke sein Haus zu verleiden. Nur weiß ich nicht, welchen Grund es dafür geben sollte. Natürlich würde manch einer gern ein Grundstück auf seinen Namen im Grundbuch eintragen lassen, wenn es in dieser Gegend steht. Aber deswegen den elektrischen Stuhl zu riskieren…«
»Vielleicht ist in dem Haus ein Schatz vergraben?«, unkte Phil.
Ich ärgerte mich über diesen Unsinn.
Aber so groß war der Unsinn gar nicht.
Das stellte sich aber erst viel später heraus.
***
Keons Rechnung ging auf.
Der Fahrer des Citroën versuchte im letzten Augenblick auszuweichen, nachdem Keon seinen Wagen nach links gerissen hatte. Der Gangster konnte aber nicht verhindern, dass sein Wagen in die hintere linke Flanke des Dodge krachte, gerade als der Wirt die Bremse losließ.
Der Gangsterschlitten brach nach links aus.
Verzweifelt mühte sich der Mann hinter dem Steuerrad, den Wagen auf der Fahrbahn zu halten.
Der Versuch schlug fehl.
Der schwere Wagen durchbrach das Brückengeländer und verschwand in der Tiefe.
Die rechte Tür, die der Mann neben dem Fahrer aufgerissen hatte, verfing sich in den Eisenstäben des Geländers.
Zu spät!
Er war nicht mehr herausgekommen.
Die Maschinenpistole, die er bis zuletzt krampfhaft umklammert hielt, flog in hohem Bogen auf den Asphalt.
Als Saul Keon die abfallende Strecke der Brückenabfahrt erreichte, stotterte der Motor.
Die letzten Tropfen Benzin rannen aus dem Tank. Erleichtert ließ er den Dodge ausrollen. Er hatte es geschafft!
Den Zündschlüssel ließ er stecken, als er den Wagen verließ. Er hatte jetzt keine Zeit. Er musste jetzt schnell und überlegt handeln.
Ein Taxi tauchte auf. Das war Glück für Keon. Und Glück konnte er jetzt in großen Mengen brauchen.
Er sprang in das Taxi und zeigte dem Driver einen Zehn-Dollar-Schein.
»Der ist für Sie, wenn Sie ein bisschen auf die Tube drücken!«, stieß er hervor.
»Sie haben’s aber eilig!«, grunzte der Fahrer und ließ den Schein in seiner Tasche verschwinden. »Sie haben doch nichts ausgefressen, Mister?«
»So wenig wie Sie! Fahren Sie schon los, Mann! Ich muss schnellstens nach Hause - Richtung Bowery!«
Der Taxi-Driver fühlte sich sichtlich unbehaglich, obwohl der dicke Wirt die Bedenken des Fahrers mit einer Zehn-Dollar-Note zu zerstreuen versuchte.
»Sagen Sie mal, hab ich Sie nicht schon mal irgendwo gesehen?«
Der Fahrer schob seine Mütze in den Nacken und äugte vorsichtig zu seinem Fahrgast hinüber.
»Schon möglich«, gab der Bescheid. »Ich habe eine Kneipe in der Bowery. Vielleicht waren Sie schon mal dort - Keons Barl Ich bin Keon. Wenn Sie bei Gelegenheit mal in die Bowery kommen, halte ich ’ne Flasche für Sie bereit!«
»Danke!«, brummte der Driver. »Ich bin froh, wenn ich wegen dieser Fuhre keine Scherereien mit den Cops kriege. Außerdem mache ich mir nichts aus Whisky!«
Keon hielt sich nicht lange in der Bar auf. Er sagte seiner Mutter Bescheid und füllte seine Brieftasche auf. Dann ging er ins Schlafzimmer und kramte aus einem Fach des Kleiderschranks den Colt, der noch von seinem Vater stammte. Die Waffe war gut in Schuss. Ein Wirt in der Bowery hat meistens einen Waffenschein, um sich vor allzu hartnäckigem Gesindel zu schützen.
Keon steckte die Waffe in die Innentasche seines Jacketts und verließ fünf Minuten später das Haus.
Seine Mutter war zwar eine alte Frau, aber sie würde während seiner Abwesenheit die Bar schon in Schuss halten können. Sie hatte schon andere Situationen gemeistert.
Saul Keon war sich klar darüber, dass er jetzt untertauchen musste.
Tat er es nicht, lief er Gefahr, hinter seiner Theke an Bleivergiftung zu sterben.
Die Tür würde auf gehen, ein Mann würde ein paar schnelle Schüsse abfeuern und verschwinden, ehe jemand richtig
Weitere Kostenlose Bücher