0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst

Arzt in der Gegend!«
    Die Prentice Road war eine typische Vorstadtstraße. Wir brauchten nicht lange zu suchen. Vor einer Einfahrt parkte der Wagen Traylors, dahinter zwei schwarze Limousinen. Ein bogenförmiges Schild überspannte die Einfahrt/Ein nicht übermäßig begabter Künstler hatte zwischen zwei gekreuzte Bogen in anspruchslosen Schriftzeichen verkündet, dass hier der Hoboken Bow Club sein Heim habe.
    »Schau dir das an!« Phil stieß mich in die Seite.
    »Bogenschützen-Club!«
    »Donnerwetter«, entfuhr es mir. »Sieht ganz danach aus, als kämen wir endlich weiter.«
    An der Straße stand eine Holzbaracke, an die ein Steinbau angemauert war. Ein niedriger Schornstein ragte zwei Yards über das Dach hinaus.
    Der Eingang der Baracke lag an der Rückseite.
    Dort erstreckte sich auch ein Rasenstreifen, in dem es einige stark ausgetretene Stellen gab - wahrscheinlich der Standplatz der Schützen.
    Weiter zum Hackensack River hin versperrte eine Holzwand den Blick. Davor standen auf dreibeinigen Gestellen die aus Strohbändern spiralartig aufgewundenen Scheiben.
    Die Wachstücher mit den aufgemalten roten und blauen Kreisen sahen sehr mitgenommen aus. Die Rückseite der Baracke hatte zwei Eingänge, 30 durch den zweiten erreichte man den Steinbau.
    »Hallo, Cotton! Hallo, Decker!«, rief Traylor, der uns zuerst sah.
    »Kommen Sie herein! Ich hatte damit gerechnet, dass Sie noch kommen würden. Leminski spielte hier eine Art Hausmeister oder Platzwart. Dafür durfte er hier wohnen. Der Präsident des Clubs, ein Mister Ferguson, ist vor fünf Minuten weggegangen. Er hat behauptet, der Vorstand hätte Leminski ’rauswerfen wollen. Er sei angeblich unzuverlässig und habe eingegangene Beiträge nicht abgeführt.«
    »Und was sagte er zu dem Mord an Leminski?«
    »Wenig. Er bedauert, dass er ihn nicht schon vor einem halben Jahr hinausgeworfen hat. Leminskis Tod rührte ihn kaum. Er fürchtet die Scherereien mit der Polizei viel mehr.«
    »Vielleicht ist seine Furcht gar nicht so unbegründet«, warf ich ein. »In jedem Fall täten Sie gut daran, sich eine Liste aller Vereinsmitglieder geben zu lassen, auch derjenigen, die in den letzten Jahren ausgeschieden sind. Es sollte mich nicht wundern, wenn wir unter ihnen den gespenstischen Meisterschützen aus Lorkes Garten entdeckten. Leminski scheint von den Zusammenhängen gewusst zu haben. Vielleicht musste er deshalb sterben.«
    Der Lieutenant versprach, die Liste zu besorgen, und stellte uns Captain Venna von der New Jersey State Police vor.
    Der Captain war ein Zwei-Meter-Mann mit dem dazugehörigen Gewicht.
    Sein Händedruck entsprach seiner Statur, doch wir ertrugen ihn mannhaft.
    »Leminski war bei uns kein unbeschriebenes Blatt mehr«, teilte uns der Captain mit. »Er versuchte es ständig mit anderen Mätzchen. Das letzte Mal hatten wir ihn wegen unerlaubten Waffenbesitzes geschnappt. Der Richter brummte ihm dafür drei Wochen auf, die er im State Prison absaß. Seine übrigen Delikte lagen auf der Linie Hausfriedensbruch, tätliche Beleidigung, Volltrunkenheit und dazugehörige Prügeleien mit Trinkkumpanen. Beim Whisky prahlte er gern mit seinen Beziehungen zu den Großen der Unterwelt. Er wütete, wenn man ihn einen Aufschneider schalt. Offensichtlich hat er nicht immer aufgeschnitten.«
    »Damit können Sie recht haben, Captain«, sagte ich.
    Einer von Taylors Gruppe trat zu uns. Im ersten Augenblick glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen.
    Der Mann trug einen spitzen, grünen Hut auf dem Kopf, über dem Arm hingen ein kurzes, blaues Wams mit weiten Puffärmeln und eine Art Strumpfhose mit verschiedenfarbigen Beinen.
    »Heiliger Strohsack«, rief Phil. »Diese Mode scheint wieder im Kommen zu sein. Der Schnitt ist zwar ein bisschen unmodern, aber er erfreut sich zunehmender Beliebtheit.«
    Ich nahm das Wams und ging damit ins Freie.
    Ich fand, was ich erwartet hatte.
    Auf dem Stoff erkannte ich dunkle Flecken.
    Blutspritzer!
    »Wir nehmen es mit!«, entschied ich. »Im Labor lassen wir es auf die Blutgruppe untersuchen, aber ich weiß jetzt schon, was dabei herauskommen wird: Dieses Kostüm hat unser Bogenschütze getragen, der mit seinen vergifteten Pfeilen umgeht, als seien sie Konfetti. Lieutenant, besorgen Sie bitte von Ferguson die Liste der Clubmitglieder, und stellen Sie fest, ob noch mehr solcher Kostüme vorhanden sind. Phil und ich müssen noch dringend einige Sachen erledigen. Rufen Sie mich bitte im Office an! Wenn ich nicht im Haus sein