0351 - Wir jagten das schnelle Gespenst
achtzig Jahren verwaltete die Firma das Vermögen reicher Witwen, die dem Geld, das ihre Männer hinterlassen hatten, reichlich hilflos gegenüberstanden.
De Witt und seine Nachfolger, nahmen sich ihrer an, betreuten die Vermögen und berieten ihre Kunden nach bestem Wissen.
Sie nahmen zwar einen hohen Prozentsatz an Gebühren für diese Tätigkeit, aber sie gingen mit den ihrer Obhut anvertrauten Vermögen treu und ehrlich um.
Alles an der Firma war seriös bis ins Mark. Schon der Portier hinter dem antiken Pult erweckte Vertrauen. Der Direktor mit Schnauzbart und steifer Haltung erinnerte an einen pensionierten englischen Oberst.
Der Raum, in den wir geführt wurden, hatte nichts von der nüchternen Atmosphäre an sich, der man in einem Geldinstitut begegnet.
Er glich eher dem Salon eines schottischen Landsitzes und strahlte Tradition und Gediegenheit aus.
Die Kaufabsicht an Lorkes Haus erklärte der Direktor mir mit dem Wunsch, den Firmensitz näher an die Kundschaft zu verlegen.
»Die meisten unserer Freunde wohnen dort in der Gegend. Ein repräsentatives Gebäude in der Nachbarschaft würde den familiären Charakter unseres Unternehmens nur unterstreichen. Natürlich haben wir auch anderen Hausbesitzern Angebote gemacht. Eins dieser Projekte scheint sich günstig zu entwickeln. Ich glaube, wir legen keinen Wert mehr auf Mister Lorkes Grundstück.«
***
Wir verabschiedeten uns und verließen höchst beeindruckt das Haus.
Zweihundert Yards von der De Witt Corporation entfernt, stoppte ich meinen Jaguar vor einer Telefonzelle.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte Phil.
»Ich werde Gus Beiter anrufen!«
Gus Beiter war ein alter Freund von mir. Er war ein schlauer Rechner und konnte blitzschnelle Entscheidungen treffen. In der Wall Street hatte er sich einen Namen gemacht.
»Hallo, Gus! Hier ist Jerry. Ich brauche den Rat eines Fachmannes. Ist dir die De Witt Corporation ein Begriff?«
»Sicher«, antwortete er. »Hast du dienstlich mit den Leuten zu tun?«
»Ja: Was ist das für ein Laden?«
»Exklusiv, piekfein, höchst seriös. Genügt das?«
»Nein«, sagte ich lachend. »Wer ist Robert Clayton?«
»Ach du meinst diesen verunglückten Schauspieler, der dort den Direktor spielt? Der ist Aushängeschild. Er sieht sehr gut aus, und so etwas braucht man heute.«
Phil sah mich fragend an, als ich mich wieder hinter das Steuer des Jaguar klemmte.
»Fehlanzeige!«, knurrte ich. »Es gibt nichts auf der Welt, was vertrauenswürdiger ist als De Witt.«
Nummer 2 auf der Liste war Alfred Payne, seines Zeichens Rechtsanwalt.
Die Unterredung war kurz. Sein Klient war vor drei Tagen verstorben.
Er hieß Sheldon Sprague und hatte zeit seines Lebens in Grundstücken spekuliert.
Mit Spragues Tod hatte sich der Auftrag erledigt.
»Jetzt zu Harrison Halsey«, schlug ich vor. »Sein Office liegt nur ein paar Blocks entfernt.«
Im Jaguar glühte das rote Lämpchen des Sprechgeräts. Ich nahm den Hörer ab und drückte die Sprechtaste.
»Hallo! Was gibt’s?«
Die Antwort kam so laut, als stünde ich im Hof der Fahrbereitschaft. Die Membrane schepperte.
»Hallo, G-man!«
Das war nicht unsere Zentrale.
Ich kannte die Stimmen der Männer genau, die Abend für Abend ihre Berichte und Anweisungen in das Mikrofon sprachen.
»Hallo, Witzbold!«, sprudelte ich ärgerlich heraus. »Wenn Sie sich auch auf unserer Frequenz breitgemacht haben, drücken Sie besser den Netzschalter nach unten und machen den Kanal frei!«
»Die typische Arroganz der kommerziellen Funkdienste«, kommentierte mein Gesprächspartner. »Aber eigentlich wollte ich Ihnen nur einen freundschaftlichen Rat geben. Lassen Sie die Finger von der Sache, die Sie im Augenblick bearbeiten. Es könnte Ihr letzter Fall sein!«
»Sie vergessen eins«, sagte ich wütend, »ich bin nur einer von rund 6000 G-men. Wenn ich den Fall nicht 36 erledige, macht ihn ein anderer G-man. Und erst wenn Sie das ganze FBI leer gefegt haben, können Sie ruhig schlafen.«
Der Mann am anderen Ende lachte. Es klang nicht mehr ganz so sicher wie zuerst.
»Sie wissen jetzt Bescheid, Cotton! Es wird mir ein unvergessliches Erlebnis sein, Ihren Freund Decker beim Begräbnis in Frack und Zylinder zu sehen.«
»Er wird Sie riesig enttäuschen. Er versteht mit einer 38er Smith & Wesson Special besser umzugehen als Sie mit Giftpfeilen.«
»Gut gebrüllt, Löwe. Dieses Missgeschick wird sich nicht wiederholen. Aber jetzt muss ich leider Schluss machen, denn Ihre Jungs kurbeln
Weitere Kostenlose Bücher