0351 - Zwei Schwerter gegen die Hölle
euch manchmal weit vorkommt, kann in Wirklichkeit sehr nahe sein und umgekehrt. Ihr könnt eine Gestalt vor euch sehen, wollt sie greifen, aber sie ist nach irdischen Maßstäben meilenweit entfernt. Das wollte ich euch sagen, um euch vor irgendwelchen Überraschungen zu schützen.«
»Und woher weißt du das alles?« fragte Myxin.
Der Eiserne lächelte. »Bevor ich euch besuchte, habe ich meinen Vätern, den stummen Göttern, einen Besuch abgestattet. Sie erklärten mir einiges, und ich erfuhr auch davon, wer der sechste Große Alte ist, obwohl ich so etwas ahnte.«
Ich wollte nicht, daß wir allzu sehr vom eigentlichen Thema abwichen, deshalb kam ich wieder auf den Ausgangspunkt unseres Gesprächs zurück. »Wir befinden uns also in einem Teil der Leichenstadt, der deinem Zwillingsbruder gehört.«
»Natürlich.«
»Wir wollen aber woanders hin. Wie schaffen wir das? Wo sind die Grenzen? Wo beginnt Satans Reich, oder ist in dieser Welt wirklich alles so fließend?«
»Nein, das ist es nicht«, erklärte der Eiserne. »Es gibt schon Unterschiede. Ich gehöre nicht zu den Großen Alten, deshalb müssen wir meinen Zwillingsbruder finden und ihn praktisch zwingen, daß er uns den Weg von dieser Welt in die Hölle weist.«
»Wird er das tun?« fragte eine sehr skeptische Kara.
Der Eiserne drehte sich ihr zu. »Ja, eben durch diesen Zwang.«
»Und du meinst, daß er so etwas mit sich geschehen läßt?«
»Es wird ihm letztendlich nichts anderes übrigbleiben, weil wir gemeinsam einfach zu stark für ihn sind.«
»Das hoffen wir wohl alle«, erklärte ich auch im Namen der anderen Mitstreiter.
Bisher war ich durch die Unterhaltungen nicht dazu gekommen, mich näher mit den äußeren Bedingungen dieser Welt zu beschäftigen. Deshalb wollte ich zunächst einmal sehen, wie dieser Teil der Leichenstadt überhaupt ausschaute.
Es gab Licht.
Ob es von einer Sonne oder einem anderen Planeten stammte, war nicht zu erkennen. Wir befanden uns in einer Umgebung, die von einem violetten Schein erhellt wurde, und in der Ferne oder auch Nähe, wer wußte das schon, zeichneten sich Gebirgsformationen ab.
Hügel, Ebenen, manchmal auch Berge, wobei jeder verschieden aussah. Der eine heller, der andere dunkler, und diese Lichtstreifen zeigten sich auch an den Konturen. Überdeutlich traten sie hervor.
Manchmal ungewöhnlich scharf, wie ich es unter diesen Lichtverhältnissen nicht vermutet hätte.
Der Eiserne Engel hatte meinen Rundblick bemerkt. »Du wunderst dich?« fragte er.
»Ein wenig.«
»Ich kenne diese Dimension auch nicht. Aber wie ich von den stummen Göttern weiß, muß sie der Dimension meiner Väter ähneln. Also ist sie eine Welt der Ruhe und des Schweigens.«
Das hatte ich auch festgestellt.
Doch diese Ruhe wurde unterbrochen.
Urplötzlich durchlief ein Zittern den Boden, das sich auch auf unsere Körper übertrug. Sogar Leilas Gesicht nahm einen ängstlichen Ausdruck an, und der kleine Ali klammerte sich noch fester an mich.
»Was war das?« hauchte er.
Ich konnte es ihm nicht erklären, der Eiserne wollte es, doch die Ereignisse griffen ihm vor.
In der Ferne und gleichzeitig hoch über unseren Köpfen entstand ein gewaltiger Feuerball. Eine Lohe und Woge aus hellen, gelbroten Flammen baute eine mörderische und tödliche Wand in der Dunkelheit auf, so daß wir uns unwillkürlich duckten.
Ein Explosionsknall erreichte uns nicht. Vielleicht war er gar nicht vorhanden, oder der Schall wurde nicht geleitet. Wir starrten den Eisernen Engel an, um von ihm eine Erklärung zu bekommen.
Der flackernde Widerschein des Explosionslichts zuckte auch über seine Züge und malte ein sich bewegendes Muster aus Hell und Dunkel auf das ansonsten starre Gesicht.
»Es ist passiert«, flüsterte er.
»Was?« wollte ich wissen.
»Wir haben es nur mehr mit fünf Großen Alten zu tun. Ein Teil der Leichenstadt wurde soeben radikal zerstört…«
***
Der Teufel schlug zurück!
Er bewies dem zuschauenden Suko in den nächsten Augenblicken seine gesamte Machtfülle und rückte somit einiges wieder zurecht, was zu seinem Image gehörte.
Die Spinne mit dem Namen Kalifato erlebte dies intervallartig.
Noch schwebte das Lachen in der Luft, als ihr Maul von innen her so hart aufgerissen wurde, daß Suko ein ekliges Krachen und Splittern vernahm. Irgend etwas war im Maul der Spinne zerrissen, und die beiden Kieferknochen klappten auch nicht mehr zu.
Aus dem offenen Maul drang die Stimme des Satans. Seine Worte waren an
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