0352 - Es brodelt in der Unterwelt
hätte er ihn erwischt. Aber das war gar nicht seine Absicht. Er möchte mich nur zwingen, wieder zu ihm zurückzukehren, indem er mir Angst macht!«
»Und — werden Sie es tun?« fragte ich.
»Nein!« erwiderte sie fest.
»Weiß Mr. Duncan, daß Sie noch verheiratet sind?« fragte ich.
»Ja — aber nicht, daß Jim mein Mann ist!«
»Dann würde ich aber bald reinen Tisch machen!« meinte ich und erhob mich. Wichtiger als diese Eheaffäre war mir das Bild auf dem Nachttischchen.
»Eine Frage noch, Mrs. Toole, bevor ich ein Wörtchen mit Ihrem Mann rede! Wer ist die Dame hier im Silberrahmen? Sie erinnert mich an jemanden, den ich kenne.«
»Ach — das ist Mrs. Adams, eine weitläufige Verwandte von mir. Sie nahm mich nach dem Tode meiner Eltern bei sich auf. Übrigens verschaffte sie mir die Stellung bei Mr. Murray!«
***
Draußen im Gang wirbelten mir die widersprechendsten Gedanken durch den Kopf. Kaum war die eine Sache aufgeklärt, stand ich vor neuen Rätseln.
So offen und bereitwillig mir Mrs. Toole alles erzählt hatte, so verdächtig wurde sie mir wieder in anderer Beziehung. Es fiel mir schwer, zu glauben, die Anwesenheit dieser Mrs. Adams in der Düsenmaschine könne purer Zufall gewesen sein. Aber in unserem Beruf erlebten wir oft die tollsten Dinge.
Ich berichtete Phil, was ich erfahren hatte, und gemeinsam begaben wir uns dann hinüber zu den Gebäuden der Angestellten, um Toole zu suchen.
Leider konnten wir Jimmy Toole nicht sprechen. Er war mit dem Verwalter ausgeritten. Mr. Murray wollte sich nicht dazu entschließen, ihm wirklich einen Posten zu geben und hielt ihn auf diese Weise hin. Als er und Mr. Duncan von uns erfuhren, daß Toole der Ehemann des Kindermädchens war, gerieten sie in heftigen Disput miteinander.
Phil und ich ließen uns Bob bringen. Wir stopften ihn mit Schokolade voll, um ihn einem ,Verhör' geneigter zu machen.
Allerdings war das Ergebnis mager.
Das Kind, das den Emst der Lage natürlich nicht begriff, vermischte offensichtlich die Tatsachen mit märchenhaften Erzählungen, woran auch die Nachwirkungen eines Betäubungsmittels die Schuld tragen mochten.
Als Miß Mosley den Wagen verlassen hatte, um dem alten Jim Candy abzukaufen, war ein fremder Mann zugestiegen. Er hatte Gas gegeben und behauptet, dem Kindermädchen einen Streich spielen zu wollen. Nach kurzer Fahrzeit waren sie in eine Tiefgarage gekommen, und der Entführer hatte ihnen für die Wartezeit Coca-Cola angeboten. Dem Getränk mußte irgendein Pulver beigemischt sein, denn Bob erinnerte sich dann an nichts mehr.
Die Kinder wurden wohl ständig in einen Dämmerzustand versetzt und nur zu den Mahlzeiten geweckt.
Der Junge sprach von einem kleinen Raum, in welchem sie gelegen hätten, und von einer Frau, die während des Essens bei ihnen war. Die Person, welche Bob zwar beschrieb, von deren Aussehen wir .uns aber kein echtes Bild machen konnten, hatte den Kindern eingeredet, sie wären krank und dürften zunächst nicht mit ihren Eltern Zusammenkommen.
Bei dem Telefongespräch, das sie später mit der Ranch führten, war auch der Mann wieder zugegen gewesen. Es mußte sich um den .Empfänger' handeln, der fast über mich gestolpert wäre.
An die Nacht, in der er uns ausgeliefert wurde, besann sich Bob überhaupt nicht mehr. Er fragte im Gegenteil uns, wo er gewesen sei und warum Dan nicht mit ihm spiele.
Da Phil und ich ohnehin dringend nach Boulder mußten, wollten wir zugleich die Entführung rekonstruieren, wie sie sich aus der Schilderung Bobs ergab. Mrs. Murray ließ sich nicht davon abbringen, uns zu begleiten, und so klemmten wir uns zu viert in den kleinen Sportwagen.
Leider verlief unser Plan, die Tiefgarage zu finden, negativ. Bob hatte sich mehr für den . üblichen Streich als für die Gegend interessiert. So mußten wir uns darauf beschränken, der Polizei einen Wink zu geben.
Wichtiger und aussichtsreicher erschien mir die Wagennummer, die ich bei meiner nächtlichen Verfolgung des einen Kidnappers notiert hatte.
Leider stellte es sich heraus, daß der Verbrecher falsche Nummernschilder benutzt haben mußte, denn das registrierte Kennzeichen gehörte zu einem völlig anderen Fahrzeugtyp und einem Mann, der über jeden Verdacht erhaben war.
Immerhin glaubte ich nun zu wissen, daß es sich bei dem alten Ford nicht um einen gestohlenen, sondern um den rechtmäßigen Wagen des ,Empfängers' handelte, dem man lediglich eine irreführende Nmmer aufgeschraubt hatte.
Auch mit den
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