0355 - Der Boß kauft New York
Vielleicht sprechen Sie selbst mit Doktor Benninger?«
»Wo finde ich ihn?«
»Dritter Stock. Er dürfte gerade bei der Visite sein.«
»Danke!«, sagte ich und marschierte auf den Lift zu. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie den Telefonhörer abhob. Wahrscheinlich unterrichtete sie den Arzt von meinem Auftauchen. Argwöhnisch blickte sie mir nach.
Ich drückte auf den Knopf und fuhr hinauf. Die automatischen Türen hatten sich kaum hinter mir geschlossen, als vom links und rechts je ein Cop auf mich zukam.
Ich holte den FBI-Stern aus meiner linken Jackentasche und reichte ihn zur Besichtigung herum.
»Ah«, sagte der eine, »dann sind Sie sicher Agent Cotton. Ihr Kollege Decker hat uns angerufen. Wir sollen auf Miss Campbell aufpassen.«
»Fein. Ist alles in Ordnung mit der Patientin?«
»Ja«, sagte er zögernd. Er trug die Rangabzeichen eines Sergeanten am Ärmel. »Mit der Patientin schon.«
»Was war los?«
»Es hat eine Schießerei hier auf dem Gang gegeben. Gerade, als Ihr Kollege ankam, kreuzte Conny Row auf und veranstaltete ein Scharfschießen.«
»Und?«, fragte ich ungeduldig.
»Es ist ihm schlecht bekommen. Lungensteckschuss. Die Ärzte operieren ihn gerade.«
»Wo sind mein Kollege und der Lieutenant jetzt«, wollte ich wissen.
»Das kann ich nicht sagen, Sir. Row war nicht allein. Mit ihm kam sein Bruder, und der ist entkommen.«
Das klang übel, aber ich hätte es mir eigentlich denken können, Conny Row trat nie allein auf. Sein Bruder Syd war stets mit von der Partie. Beiden saß die Pistole locker. Sie hatten ungefähr die Hälfte ihres Lebens in Zuchthäusern verbracht. Die beiden waren eine tödliche Gefahr.
Der Gangster im Hintergrund, der geheimnisvolle Auftraggeber, schien nicht nur einen Mörder beauftragt zu haben.
Ich rief das Polizeirevier in der 12. Straße an. Wenn Phil und der Lieutenant Syd Row stellen konnten, musste man es dort am ehesten wissen, aber es lag keine Meldung vor. Man versprach mir, das Hospital im Auge zu behalten. Ich rechnete mit der Möglichkeit, dass die Gangster versuchten, Conny Row auszuschalten, sobald sie erfuhren, dass er in die Hände der Polizei gefallen war.
Anschließend wählte ich die Nummer unseres Headquarter und bat, den Besitzer des beigen Cadillacs feststellen zu lassen. Fünf Minuten später rief die Zentrale zurück.
Der Cadillac gehörte Dan Groman!
***
In meinem Office trafen wir uns wieder.
Während ich Snooty beschattete, war Phil mit Traylor zum dritten Stock hinaufgefahren. Sie hatten mit Miss Campbell gesprochen. Ihre Schilderung vom Hergang der Tat deckte sich mit den Ermittlungen der Mordkommission. Al Paulsen war allein in das Vorzimmer gekommen.
Er hatte Miss Campbell mit vorgehaltener Pistole gezwungen, vor ihm das Zimmer ihres Chefs zu betreten und sie dann von hinten niedergeschlagen.
Den Mord selbst mit anzusehen, war ihr erspart geblieben.
Trotzdem litt sie noch sehr unter der Nachwirkung des Schocks. Doc Benninger hatte Phil empfohlen, mit einer weiteren Vernehmung bis morgen Mittag zu warten.
Die Nachricht vom Tode ihres Chefs war ihr nicht mitgeteilt worden, weil der Arzt eine Verschlechterung ihres Zustandes befürchtete. Wir mussten uns also gedulden, ehe wir das Girl fragen konnten, womit sich Staatsanwalt Stebbey in den Stunden vor seiner Ermordung beschäftigt hatte.
Die Beschreibung, die sie von Paulsen geben konnte, war recht genau, aber Phil schärfte ihr ein, zu behaupten, sie könne keine Beschreibung von dem Mörder geben.
Selbstverständlich wurden keine Reporter zu ihr gelassen.
Als Traylor und Phil das Zimmer verließen, kamen ihnen im Flur zwei Männer entgegen, den Mantelkragen hochgeschlagen, die Hüte tief in die Stirn gedrückt.
Sie steuerten auf die Tür von Miss Campbeils Zimmer zu, aber Phil hatte sie schon erkannt. Es waren die Row-Brüder.
Conny riss seine Pistole heraus, aber er traf nicht. Der Lieutenant reagierte sofort. Syd flüchtete in wilder Panik, ohne sich um seinen Bruder zu kümmern.
Während Traylor bei dem verletzten Conny Row zurückblieb, nahm mein Freund die Verfolgung auf. Aber der Gangster hatte einen Vorsprung, und Phil kam gerade noch zurecht, um Syd Row in einen Pontiac springen zu sehen. Einen grünen Pontiac.
Phil sagte: »Conny Row ist nicht vernehmungsfähig. Die Ärzte wissen noch nicht, ob er mit dem Leben davonkommt. Zehn Minuten bevor du kamst, hat das Hospital angerufen.«
Ich zeigte Phil den Zettel, den ich unter dem Scheibenwischer von
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