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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine Übertreibung gewesen, tatsächlich nahm auch ich den widerlichen Gestank wahr, er stieg aus der Erde hoch.
    »Leichengeruch.« flüsterte Marek. »Willst du noch einen besseren Beweis haben?«
    »Nein, der reicht.«
    »Verdammt, wir müssen diese Steinplatte wegbekommen. Ich frage mich nur, wie die Kerle das geschafft haben.«
    »Du sprichst von ihnen, als hätten sie den Stein tatsächlich vor die Öffnung geschafft.«
    »Für mich ist das sicher.«
    Ich wollte abwarten und schlug vor, endlich zu gehen. »Hoffentlich finden wir sie noch.«
    »Als wir gingen, saßen sie im Gasthaus«, erklärte der Pfähler.
    »Wir werden dort nachschauen.«
    Diesmal nahmen wir eine Abkürzung und verließen den Wald an der Stelle, wo der kleine Weihnachtsmarkt direkt an das baumbestandene Gelände grenzte.
    Es war schon ein komisches Gefühl für mich, genau dort zu stehen, wo sich unter meinen Füßen ein Friedhof der Nachzehrer ausbreitete. Und wenn ich dann auf die zahlreichen Menschen schaute und auch Kinder unter ihnen entdeckte, verstärkte sich dieses Gefühl noch.
    Das gefiel mir überhaupt nicht.
    Auch Marek zog ein ernstes Gesicht. Wir standen an einer strategisch ungünstigen Stelle und sahen nur wenige Buden. An einer davon wurde Zuckerwatte verkauft. Sie war von Familien mit Kindern besonders umlagert. Die Kleinen hatten ihren Spaß, wenn sie die Zuckerwatte nicht nur in ihre Münder stopften, sondern auch noch im Gesicht verteilten.
    Den Ausschnitt eines alten Karussells konnten wir ebenfalls sehen. Es war rein für Kinder gedacht. Die jungen Fahrgäste hockten auf Holzpferden oder konnten in kleinen Kutschen Platz nehmen.
    »Über den Markt können wir später noch gehen«, sagte Marek und drängte. »Wir müssen zuerst die Typen mit den Lederjacken finden. Ich glaube inzwischen fest daran, daß sie nicht so unschuldig sind, wie sie sich geben.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    Zwischen dem Wald und den Rückseiten der Buden gingen wir entlang. Manchmal mußten wir über kleine Kohlenberge springen, denn die wärmenden Eisenöfen wurden noch mit dem Schwarzen Gold der Erde gespeist.
    Bis zum Gasthaus brauchten wir nicht zu laufen, denn uns begegnete einer der beiden Knaben. Er trug zwei Weihnachtsbäume, blieb stehen, als er uns sah und hob die Augenbrauen, denn Marek hatte ihm zugewinkt.
    Langsam gingen wir näher. Mißtrauen hatte sich in das Gesicht des jungen Mannes eingeschlichen. Ich schaute ihn mir genauer an.
    Er hatte pechschwarzes Haar, ebenso dunkle Brauen und Augen, die einen lauernden Ausdruck zeigten.
    »Können wir dich sprechen?« fragte Marek.
    »Warum?«
    »Das sagen wir dir schon.«
    Er verzog die wulstigen Lippen zu einem Grinsen. »Gut, wenn ihr wollt. Ich stelle nur eben die Bäume weg.«
    »Was hast du damit zu tun?«
    »Ich will sie verkaufen.«
    »Ach so.«
    Marek ließ ihn gehen. Als er außer Hörweite war, sprach mich der Pfähler an. »Was hältst du von ihm?«
    »Nicht viel. Das Mißtrauen scheint bei ihm verdammt tief zu sitzen.«
    »Oder das schlechte Gewissen.«
    »Kann auch sein.« Ich dachte darüber nach, ob die beiden Kerle mit den Ghouls oder Nachzehrern zusammenarbeiteten. Wenn ja, sah das nicht gut aus. Dann hatten diese Wesen auch außerhalb ihrer finsteren Wohnburg oder Grabstätte Unterstützung.
    Er kam wieder zurück. Auf seiner Jacke klebten noch Tannen-und Fichtennadeln. Provozierend hakte er beide Daumen in seinen breiten Gürtel. »Viel Zeit habe ich nicht. Das Geschäft geht vor. Die Leute sind eben sentimental. Sie wollen alle einen Baum haben.«
    »Die meisten hacken ihn sich doch selbst«, sagte Marek.
    »Es gibt auch andere. Zum Glück.« Er stellte sich noch breitbeiniger hin. Seine Jeans besaßen in den Beinen den Schlag der siebziger Jahre. Noch immer wußten wir seinen Namen nicht, deshalb machte Marek den Anfang und stellte sich vor. Von mir nannte er nur den Vornamen.
    »Ihr könnt mich Stani nennen.«
    »Und wo ist dein Freund?«
    »Im Wagen.«
    »Ach«, sagte ich. »Dabei habe ich gedacht, daß ihr beide mit dem Zug gekommen seid.«
    »Wir hatten einen Besuch gemacht. Der ließ sich leider nicht aufschieben.« Breit grinste er mich dabei an, um uns zu zeigen, wie sicher er sich fühlte.
    »Wir können ja in den Wagen gehen«, schlug Marek vor. »Ist der andere eigentlich mit dir verwandt?«
    »Ja, ein Bruder.«
    »Und wie heißt er?«
    »Marco.«
    Marek nickte. »Seid ihr Rumänen?«
    »Klar doch. Wir leben hier schon verdammt lange und fühlen uns

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