0355 - Monster aus dem Mörderwald
Fall sorgten sie dafür, daß ich das Feuerzeug nicht mehr benutzen konnte. Und ich bin sicher, daß sie die Flammen auch irgendwie wieder ersticken können, bevor sie richtig auflodern.«
»Wir haben es doch heute nacht ausprobiert, Gustave«, sagte Ardais. »Die Pflanzen sind so schnell über die Flammen hinweggewuchert, daß das Feuer erstickt wurde, bevor es Nahrung fand.«
»Verdammt«, sagte Verdier. »Es muß doch ein Mittel geben. Wir können doch nicht jeden einzelnen Baum fällen. Für jeden, den wir kappen, wachsen fünf neue nach.«
»Die Bäume fällt keiner von uns«, sagte Ardais müde. »Wir haben’s doch vorhin erlebt, daß zehn Mann mit Äxten das Ding nicht kaputtkriegten. Und selbst die zerstörten Bäume schlagen wieder aus… da soll noch mal einer was vom Waldsterben erzählen…«
»Das gehört nicht hierher«, verwies ihn Zamorra. »Der Vergleich ist mir ein wenig zu makaber. Fällen und Brennen nützt nichts. Vielleicht könnte uns Säure helfen. Aber damit zerstören wir zugleich den Boden und das Grundwasser. Flußabwärts wird man sich bedanken… was gibt’s denn noch für Mittel…«
Da flammte Feuer auf!
Ein Feuer, das sich nicht löschen ließ, und es jagte blitzschnell den Graben entlang auf den Fluß zu…
***
Lucie Villaird schreckte zurück. Sie starrte ungläubig den Baum an, der innerhalb weniger Minuten vor ihrer Haustür gewachsen war. Dann erkannte sie die Laufwurzeln. Der zweimal mannshohe Stamm war irgendwo anders gewachsen und hatte sich dann auf beweglichen Laufwurzeln hierher verfügt… und jetzt wollte er den Ausgang blockieren.
»Nein«, flüsterte Lucie. »Das geht doch nicht…«
Angst kroch in ihr empor. Angst davor, von diesem Baum getötet zu werden. Denn selbst wenn sie nicht direkt angegriffen wurde - wenn sie das Haus nicht mehr verlassen konnte, weil Türen und Fenster zuwucherten, würde sie ganz einfach sterben, weil sie keine Lebensmittel mehr heranschaffen konnte… und vielleicht würden die Äste und Ranken sie auch einfach nur umwachsen, fesseln und dann…
Schaudernd dachte sie daran, daß Baumwurzeln selbst Mauerwerk durchdrangen. Um wie vieles eher dann einen Menschen…
Der Baum tastete nach ihr wie ein lebendes Wesen.
Sie wich zurück ins Innere des Hauses. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. In Pflanzen jedweder Art, ob Baum oder Grashalm, befindet sich Wasser. Und Wasser — ist ein hervoragender Stromleiter…
Sie eilte in die Abstellkammer. Hastig wühlte sie nach dem zusammengerollten Stromkabel. Es war vielleicht fünfzehn Meter lang. Sie kehrte in den Flur zurück, in den das Pflanzenwerk bereits vordrang, weil sie vergessen hatte, die Haustür wieder zu schließen. Aber das war ihr jetzt gleichgültig. Entweder funktionierte ihr Plan, oder sie war so oder so verloren.
Sie schob den Stecker des Kabels in die Steckdose. Dann starrte sie die Buchse am anderen Ende des Kabels an. Damit ließ sich eigentlich nichts anfangen. Sie mußte die Buchse entfernen, daß die Kabelenden freilagen. Sie trat auf das am Boden liegende Kabel, stellte sich mit ihrem ganzen Gewicht darauf und riß dann mit aller Kraft an der Buchse. Das ging schneller, als die Buchse auseinanderzuschrauben.
Es gab einen heftigen Ruck. Dann waren Buchse und Kabel nicht mehr miteinander verbunden. Die beiden freien Drähte ragten offen in die Luft.
Ein bitterer Zug legte sich um Lucies Mundwinkel, als sie mit dem Kabel in der Hand auf den Baum vor der Haustür zutrat. Sie wischte einen Zweig beiseite, der nach ihr greifen wollte, und stieß dann mit dem stromführenden Kabel zu.
Die beiden Pole berührten den Baum und schufen den Stromfluß. Plötzlich zuckten Blitze und sprühten Funken. Der Baum gab ächzende Laute von sich. Seine Äste peitschten wie im Orkan, und er versuchte auf seinen Laufwurzeln zu fliehen. Doch er hatte den Fehler begangen, einige der Wurzeln bereits im Erdreich vor der Haustür zu versenken. Das wurde dem Mörderbaum jetzt zum Verhängnis.
Plötzlich brannte er. Und immer noch zischte der Strom aus dem Kabel, immer noch sprühten die Funken. Ungeachtet der Gefahr, selbst Feuer zu fangen, schob sich Lucie jetzt an dem Baum vorbei. Erst, als sie sich im Freien befand und sich bewegen konnte, ließ sie das Kabel los.
Der Baum brannte immer noch. Er begann von innen heraus zu verkohlen. Wasserdampf zischte. Er schlug mit seinen brennenden Ästen nach Lucie, verfehlte die Davonlaufende aber.
Erst als sie auf der Straßenmitte stand, atmete
Weitere Kostenlose Bücher