0360 - Die Rache des Kopflosen
Traurigkeit in den Gesichtern erkennen. Der kleine Douglas hob die Hand zu einem zaghaften Winken, das Sheila erwiderte.
Sie konnte sich vorstellen, unter welch einem Druck der Junge stand. Es war ja nicht nur sein Vater, der für ihn kein Verständnis aufbrachte, auch die letzten Ereignisse mußten ihn völlig aus der Bahn geworfen haben.
Helen Murphy erging es sicherlich nicht anders. Auch sie war entnervt und nur noch ein Häufchen Elend. Schon längst hatte Sheila Conolly beschlossen, ihr auf irgendeine Art und Weise zu helfen.
Nur wußte sie noch nicht, wie sie es anstellen sollte, das würde sich aber schon irgendwie ergeben.
Sie schaute dem Wagen nach, wie er hinter einer Kurve verschwand und zur Ausfahrt rollte. Diese Episode war vorbei, aber der Fall hatte gerade erst begonnen. Sie selbst würde wahrscheinlich nicht hinter das Geheimnis der Familie kommen, das war die Sache der beiden Geisterjäger John Sinclair und Suko.
Sheila stieg in den Wagen. Johnny saß verängstigt auf dem Rücksitz. »Ist der böse Vogel jetzt verschwunden?« fragte er mit zitternder Stimme.
»Ja, er ist weg.«
»Kommt er wieder?«
Sheila hatte es sich angewöhnt, ihren Sohn nicht zu belügen.
Deshalb sagte sie: »Das weiß ich nicht. Ich hoffe, daß er uns nicht angreifen wird.«
»Aber warum hat er das getan?«
»Darum wird sich Onkel John kümmern.«
»Suko auch?«
»Bestimmt.«
»Und unser Daddy?«
Sheila hob die Schultern. »Zwei werden wohl reichen. Daddy muß sich um andere Dinge kümmern.« Dabei dachte sie an das gewagte medizinische Experiment, das sie mit Jane Collins vorhatten.
Sheila und Bill hatten sehr oft über diese Lösung gesprochen, und beide waren einverstanden gewesen.
Jetzt fuhr auch sie an. Auf den Scheiben lag ein hauchdünner Film aus Schnee. Winzige Flocken rieselten vom Himmel, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen.
Dafür sah sie die kalte Sonne, die sehr tief stand und an ihren Rändern zerfaserte.
Dieser Januar hatte es wirklich in sich. Aber darauf nahmen Dämonen keine Rücksicht.
***
Ich fuhr!
Sheila hatte Suko und mir sehr genau berichtet, was vorgefallen war. Und wir hatten uns einen ersten Eindruck über die Familie Watson verschaffen können.
Klar, daß wir ihnen vorbelastet entgegentreten würden, und es stand auch fest, daß diese Familie ein Geheimnis umgab, das man vielleicht mit dem Begriff Fluch umschreiben konnte.
Dieser Vogel mit den roten Augen war nicht normal. Wir gingen zunächst weiterhin davon aus, daß es sich um einen Sendboten des Teufels handelte, und vielleicht hatten die Watsons oder deren Vorfahren irgendwann einmal mit dem Teufel in Verbindung gestanden. In einer Stunde würden wir sicherlich mehr wissen, denn so langedauerte es mindestens, bis wir bei diesen Wetterbedingungen unser Ziel erreicht hatten, obwohl die City von London längst hinter uns lag.
Ich kannte mich zwar in der Londoner Umgebung gut aus, aber vom Watson Forest hatte auch ich noch nichts gehört. Über die Familie war wenig bekannt. Wir konnten nur in Erfahrung bringen, daß ihr der Forest gehörte und ein Teil ihres Einkommens aus dem Holzverkauf resultierte.
Leider war mittlerweile viel Zeit vergangen, so daß wir erst am Ziel eintreffen würden, wenn sich die Dämmerung über das Land gelegt hatte. Aus Sicherheitsgründen hatte ich die Scheinwerfer eingeschaltet, denn hin und wieder auftauchende Nebelbänke machten die Fahrt neben der glatten Straße noch tückischer.
Auch als wir uns nahe der Themse bewegten, gerieten wir wieder in eine solche Nebelbank. Zudem war die Fahrbahn spiegelglatt geworden. Ich hatte zwar die Winterreifen aufziehen lassen, sie nutzten bei dem herrschenden Glatteis aber auch nicht viel. Beide merkten wir, wie der schwere Bentley ins Schwimmen geriet, so daß ich einige Male vorsichtig gegenlenken mußte, um nicht von der Straße zu rutschen.
Der Nebel war verdammt dicht. Unsere Sicht betrug nicht einmal 20 Yards. Bei diesem Wetter blieben selbst die Katzen im Haus, und auch Wochenendausflügler sahen wir nicht.
Zum Glück lichtete sich die Wand ein wenig. Beide starrten wir in den Dunst und entdeckten auch den dunklen Fleck, der etwa in Baumhöhe flog.
»Da ist ein Vogel!« sagte Suko.
Normalerweise hätten wir ihn kaum zur Kenntnis genommen, aber nach Sheilas Berichten waren wir gegen Vögel allergisch geworden, zudem war dieser, der vor uns herflog, noch schwarz.
Seine Augen sahen wir nicht. Er war auch schnell wieder verschwunden, so daß
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