0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab
vor.«
»Dann ist Ihre Theorie, dass einer Ihrer Assistenten mit der Sache zu tun hat, nicht mehr stichhaltig«, warf Phil ein. »Oder haben Sie etwa einen Ihrer Leute an der Stimme erkannt?«
»Nein, das nicht«, gestand der Chemiker zögernd. »Aber ich sagte ja bereits, dass die Stimme des Anrufers verstellt geklungen hat. Er schien ein Tuch oder Papier über die Muschel gehalten zu haben. Wie Sie sicher wissen, verändert das die Stimme ganz gewaltig.«
»Wann kam der Anruf genau?«, erkundigte ich mich.
»Das habe ich genau festgehalten, weil ich bei dem Experiment, an dem ich gerade saß, exakt nach der Zeit arbeiten musste«, berichtete Professor Hampton. »Es war um 15.38 Uhr.«
»Zu dieser Zeit waren Sie allein in Ihrem Institut?«, fragte Phil.
»Ja«, bestätigte Hampton. »Nur meine Sekretärin war noch hier.«
»Und Ihre Assistenten waren zu Hause«, sagte Phil. »Das wissen wir. Jeder von ihnen hat Telefon und könnte theoretisch in der Lage gewesen sein, Sie mit verstellter Stimme anzurufen.«
»Wie kommt es eigentlich, Professor«, unterbrach ich meinen Freund, »dass Sie hier in dem Labor arbeiten und Ihre Assistenten bleiben zu Hause.«
»Die beiden haben in den letzten Nächten an einer sehr komplizierten Synthese gesessen und waren einfach am Ende ihrer Kraft. Ich hatte sie deshalb gestern nach Hause geschickt, weil ich sie heute bei einem anderen wichtigen Experiment brauche.«
»Ganz so fertig scheint Dr. Winter aber nicht gewesen zu sein«, brummte ich. »Sagen Sie, Professor, ist es Ihren Leuten möglich, von dem Gehalt, das Sie zahlen, große Sprünge zu machen? Können sie sich erlauben, häufig eine recht teure Bar zu besuchen?«
»Ach, Sie meinen die Minetta Bar«, sagte der Professor lächelnd. »Ich bin mit Winter schon einmal dort gewesen. Ja, von ihrem Gehalt können sie sich häufige Besuche dort erlauben.«
»Haben Sie noch einen Job für uns?«, fragte Phil mit unbewegtem Gesicht.
Der Professor lachte. »Wahrscheinlich sofort, wenn einer meiner Assistenten der Erpresser ist, und daran glaube ich noch immer«, sagte der Professor.
»Sie meinen, wegen der Geschichte mit Ihrer Hochzeit?«, fragte ich.
»Vor allem deswegen«, gestand er und blickte neugierig auf den kleinen Kasten, den ich auf dem Schreibtisch aufbaute.
»Das ist ein Bandgerät«, erklärte ich ihm. »Wir haben gestern Nacht einen Erpresser fangen können, der als Täter in Betracht kommen könnte. Er hat noch nicht gestanden, aber ich weiß, dass der Mann hartnäckig bleibt, solange man nicht mit handfesten Beweisen kommt. Wir haben einige Bandaufnahmen gemacht, auf ihnen sind ungefähr die Worte, die der Erpresser gestern zu Ihnen gesagt hat.«
Phil fuhr fort: »Wir haben einige Sätze von verschiedenen Leuten sprechen lassen. Einer davon war der Mann, den wir gestern geschnappt haben. Ich werde Ihnen das Band einmal Vorspielen, und Sie sollen uns sagen, ob Sie eine Stimme wiedererkennen. Ich habe mir übrigens noch etwas überlegt, Professor. Als Täter kommen nicht unbedingt Ihre Assistenten infrage. Es könnte ja auch jemand sein, der wusste, dass Sie damals zur Zeit der McCarthy-Geschichte verheiratet waren, der aber nicht weiß, dass Ihre erste Frau gestorben ist. Der Mann, den ich für den Täter halte, war damals, als Ihr Fall durch die Presse ging, als Erpresser sehr aktiv. Möglich, dass er zu jener Zeit schon Material gesammelt hat, das er heute verwendet. Er wurde geschnappt und verschwand für einige Jahre hinter Zuchthausmauern.«
Nachdenklich blickte mich der Chemiker an. »Das könnte eine Möglichkeit sein«, gestand er. »Als er aus dem Zuchthaus kam, hat er wieder mit seinen Erpressungen angefangen und dabei übersehen, dass meine Frau schon Jahre tot ist. Das hatte er natürlich hinter Gittern nicht erfahren.«
Ich hantierte an dem Bandgerät herum und legte die Spule ein.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie froh ich darüber wäre, wenn das zuträfe«, sagte der Professor eifrig. »Wirklich, es ist mir unerträglich, einen meiner Mitarbeiter für den Täter halten zu müssen. Auf den Gedanken, den Sie hatten, hätte ich ja eigentlich auch kommen müssen, aber ich hatte mich so in die Theorie verbissen, dass ich die andere Möglichkeit gar nicht gesehen hatte.«
Ich hatte das Band in den Tonabnehmer eingelegt und drückte die Starttaste.
»Sie haben meinen Brief gekriegt, und Sie wissen Bescheid«, kam es aus dem Lautsprecher. Ich blickte in das Gesicht des Professors.
Er
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